Schnelles Bauen für mehr Wohnraum

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Wohnungsbautag 2024 Schnelles Bauen für mehr Wohnraum

Alle sind sich einig: In Deutschland müssen mehr und schneller Wohnungen gebaut werden. Bei dem jährlich stattfindenden Wohnungsbautag stellten sich Bundesbauministerin Geywitz und Bundeswirtschaftsminister Habeck der Diskussion.

4 Min. Lesedauer

Ein Wohngebäude mit mehreren Baukränen.

Die Teilnehmer des Wohnungsbautrags 2024 waren sich einig: Die Bauwirtschaft muss weiter wachsen.

Foto: imago images/Arnulf Hettrich

Mindestens 400.000 neue Wohnungen werden pro Jahr gebraucht, um den Bedarf an Wohnraum zu decken. Über die Herausforderungen und Chancen für die Bauwirtschaft haben Bundesbauministerin Klara Geywitz und Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck mit Vertreterinnen und Vertretern der Branche beim Wohnungsbautag 2024 diskutiert.

Bürokratische Hürden abbauen

Die Bau- und Wohnungswirtschaft wieder auf den Wachstumspfad zu bringen: Das ist das ausdrückliche Ziel der Bundesregierung und Voraussetzung für eine Rückkehr der gesamten Wirtschaft auf den Wachstumspfad, sagte Bundesbauministerin Geywitz. Dies belegten auch die auf der Konferenz vorgestellten Gutachten eindrücklich. „Dauersubventionen für alle Bautätigkeiten kann es aber nicht geben“, so die Ministerin. Dazu seien Bauwirtschaft und Bautätigkeit in Deutschland zu umfangreich. „Wir können es nicht schaffen, alles, was in Deutschland gebaut wird, zu subventionieren“, sagte Geywitz. Für den frei finanzierten Wohnungsbau werde wieder ein tragfähiges Renditemodell benötigt.

Eine Hürde für den Wohnungsbau sind unter anderem bürokratische Verfahren und Vorschriften. Diese stellen oft hohe Anforderungen an das Bauwesen. Die Ministerin stellte deshalb die schnelle Einführung des sogenannten Gebäudetyps E („Einfaches Bauen“) in Aussicht, der viele Vorschriften auf einen Schlag reduzieren soll. Eine Einigung der Bauministerkonferenz,  § 67 der Musterbauordnung entsprechend zu ändern, bestehe bereits. Die versprochenen Leitlinien dazu habe das Bauministerium selbst erstellt, an den notwendigen gesetzlichen Änderungen arbeite das Bundesjustizministerium.

Gebäudetyp E: Die Einführung eines Gebäudetyps E – E steht für „Einfaches Bauen“ – soll die Akteure aus der Bau- und Planungsbranche ermutigen, kreativ und kostengünstig zu planen und zu bauen. Entsprechende Änderungen sollen in die Musterbauordnung und die Landesbauordnungen übernommen werden. Der Bund nimmt die zivilrechtlichen Aspekte im Bereich der transparenten Vertragsgestaltung und -praxis in den Blick, um den Beteiligten ein vereinfachtes Bauen rechtssicher zu erleichtern.

Bauland soll zudem einfacher verfügbar gemacht werden. Daher arbeitet das Bauministerium an der Novelle des Baugesetzbuches. Die Neuerung betrifft das Bauen „in der zweiten Reihe“ und die Bauregeln für den Innenbereich. Auch die technische Anleitung zum Schutz gegen Lärm soll nun umgestaltet werden.

Sozialer und klimafreundlicher Wohnungsbau 

Die Bundesregierung unterstützt auch 2024 den Bau bezahlbarer und klimafreundlicher Wohnungen – sowohl mit Förderungen als auch mit steuerlichen Anreizen. Das neue Wachstumschancengesetz ermöglicht die steuerliche Abschreibung von jeweils fünf Prozent für sechs Jahre. Die Abschreibung gilt für alle Bauprojekte mit Baubeginn zwischen dem 1. Oktober 2023 und dem 30. September 2029 – gegebenenfalls auch rückwirkend. So wird Bauen für private Investoren attraktiver.

Den sozialen Wohnungsbau fördert die Regierung bis 2027 mit einer Rekordsumme von gut 18 Milliarden Euro. Allein 2024 steht dafür eine Rekordsumme von 3,15 Milliarden Euro zu Verfügung. „Der soziale Wohnungsbau wächst entgegen des allgemeinen Trends“, sagte Geywitz. Das erzeuge auch eine große Stabilität im Bereich der Nachfrage. Auch dies seien Mittel, die ab dem Standard EH 55 eingesetzt werden könnten.

Was bedeutet EH 55? EH bedeutet Energieeffizienzhaus und gibt an, wie viel Energie eine Immobilie im Vergleich zum Referenzgebäude aus dem Gebäudeenergiegesetz beim Betrieb benötigt. Es gibt die Effizienzhaus-Stufen 40, 55, 70 und 85. Je kleiner also die Zahl ist, desto geringer ist der Energiebedarf des Hauses.

Bundeswirtschaftsminister Habeck betonte die Bedeutung der Wohnungswirtschaft nicht nur für die Wirtschaft, zu der sie zehn Prozent des Bruttoinlandsprodukts beitrage, sondern auch für den sozialen Zusammenhalt. Es gehe auch um Pendelwege, Zeit für die Familie und soziales Engagement: „Der Zugang zu Wohnraum ist eine Frage der Gerechtigkeit“, sagte der Minister. Bauen sei nicht nur Stahl, Beton und nachwachsende Rohstoffe, sondern auch Kultur, die das Leben der Menschen präge, betonte Habeck: „Laufen wir aneinander vorbei, isolieren wir uns in Wohnungen oder schaffen wir Räume, die wir auch für den Austausch nutzen und die den Zusammenhalt stärken?“

Trotz Krise: Preise stabilisieren sich wieder

Das Bild in der Baubranche ist gemischt: Einerseits verzeichnete das statistische Bundesamt zu Anfang des Jahres einen Auftragsrückgang von mehr als sieben Prozent im Januar im Vergleich zum Vormonat. Der Bundeswirtschaftsminister nannte in seiner Analyse als Ursache dafür vor allem auch die Zinspolitik der Europäischen Zentralbank, die zu einer Zurückhaltung bei Investitionen geführt habe. Diese aufgeschobenen Investitionen könnten nun langsam getätigt werden, das sei seine sehr vorsichtige Hoffnung für eine Stabilisierung der Lage in der Baubranche.

Andererseits nahm die Produktion in der Branche im Januar und Februar deutlich zu. Im Februar im Vergleich zum Januar sogar um fast acht Prozent. Flankiert wird dies durch teils stabilere Preise bei den Baumaterialien etwa für Holz für Dachlatten oder Betonstahl in Stäben und insgesamt wieder günstigere Preise, die allerdings das Vorkrisenniveau noch nicht wieder erreichen. Auch Inflation und Zinsen sinken wieder, sagte die Bundesbauministerin. „Mich stimmt hoffnungsvoll für die Auftragseingänge, dass die Hypothekenfinanzierer sagen, sie sehen wieder ein wachsendes Interesse insbesondere im privaten Bereich, der ja am stärksten von dem Schock getroffen wurde“, sagte Geywitz. 

Bedarf auf Wohnsituation anpassen 

Doch die Preise sind nur ein Teil der Herausforderung: Um das Ziel von 400.000 neu gebauten Wohnungen pro Jahr zu erreichen, muss auch schneller gebaut werden. Das ist umso wichtiger, als Deutschland wächst: Die Einwohnerzahl ist auf Rekordniveau und viel höher als noch vor einem Jahrzehnt zu erwarten war. Wichtig sei es aber auch, regionale Besonderheiten zu berücksichtigen und zu schauen, wo genau Wohnungsmangel herrscht. Insofern gebe eine pauschale Bedarfszahl auf dem Wohnungsmarkt nur bedingt Auskunft darüber, was tatsächlich getan werden müsse, so die Bauministerin: „Jemandem, der in Frankfurt Main eine Wohnung sucht, ist nicht damit geholfen, dass man ihm sagt, da ist was Hübsches frei in Frankfurt an der Oder“. Notwendig sind daher verlässliche und regional angepasste Bedarfsprognosen.