Pressestament von Bundeskanzler Scholz anlässlich des Besuchs des Geothermie-Kraftwerks Olkaria I am 6. Mai 2023

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BK Scholz: Wir wollen sehr zügig klimaneutral wirtschaften, CO2-neutral wirtschaften. Das wird nur funktionieren, wenn wir auf erneuerbare Energien setzen und Strom mit Windkraft auf hoher See, an Land, mit Solarenergie, aber eben auch produzieren, indem wir die Möglichkeiten der Geothermie nutzen.

Das funktioniert hier in Kenia wegen der geologischen Gegebenheiten besonders gut, und hier gibt es sehr viele natürliche Bedingungen, die es möglich machen, das heute schon 90 Prozent der Stromproduktion aus Geothermie und erneuerbaren Energien stammt. Das Ziel Kenias ist es, in kürzester Zeit auf 100 Prozent zu kommen. Wir werden das Land dabei unterstützen und auch viele andere Nachbarstaaten Kenias, die diesen Weg beschreiten wollen.

Gleichzeitig ist das eine Möglichkeit, neben der Stromproduktion auch Wasserstoff zu produzieren und grüne Düngemittel herzustellen, was für die wirtschaftliche Entwicklung vor Ort wichtig ist, aber gleichzeitig auch entsprechend gute Auswirkungen auf die Klimabilanz des Landes hat.

Für uns in Deutschland spielt Geothermie auch eine Rolle. Kurz vor meiner Reise habe ich eine Geothermieanlage in Schwerin eingeweiht. Das zeigt, dass das eine Technologie ist, bei der Deutschland über viel Kompetenz verfügt, die in der Welt, aber auch bei uns in Deutschland gut eingesetzt werden kann.

Frage: Herr Bundeskanzler, was kann denn Deutschland von Kenia lernen?

BK Scholz: Dass man seine natürlichen Gegebenheiten nutzen soll, ist sicherlich das, was wir hier ganz konkret sehen. Wir haben in Deutschland keine vulkanischen Regionen wie diese hier, aber wir haben sehr viele Gegenden und Landschaften, in denen Geothermie gute natürliche Voraussetzungen hat. Deshalb werden wir mit dem Ingenieurwissen und mit den technologischen Fähigkeiten Deutschlands hier helfen, aber gleichzeitig auch sicherlich noch einmal neu anfangen, Geothermie in Deutschland zu nutzen.

Frage: Der Energieminister von Kenia hat das Versprechen abgegeben, früher als geplant klimaneutral Strom zu erzeugen. Ist das auch ein Ansporn für Deutschland, Klimaziele früher als geplant zu erreichen?

BK Scholz: Jetzt geht es ja insgesamt um Geschwindigkeit. Ich bin deshalb sehr beeindruckt, dass Kenia sein Ziel, bis 2030 von 90 Prozent auf 100 Prozent erneuerbarer Stromproduktion zu kommen, noch schneller erreichen will.

Wir haben jetzt auch überall die Entscheidungen getroffen, die notwendig sind, damit wir ein Tempo erreichen, das wir brauchen, damit wir unsere ehrgeizigen Klimaziele erreichen. Deutschland verbraucht wegen seiner großen industriellen Kapazitäten sehr viel Strom, und wir werden diesen Strom bis 2030 zu 80 Prozent aus erneuerbaren Quellen herstellen können und werden dann die Stromproduktion aus erneuerbaren Quellen auch noch in den Dreißigerjahren weiter ausweiten, weil es eben nicht nur darum geht, Strom so einzusetzen, wie wir ihn heute nutzen, sondern er in Zukunft auch für viele industrielle Prozesse eine Rolle spielen wird, bei denen heute Gas, Öl und Kohle eine Rolle spielen. Zusammen mit Wasserstoff ist das unser Weg, ein starkes Industrieland zu bleiben und gleichzeitig klimaneutral zu wirtschaften.

Frage: Als wie hoch schätzen Sie denn das Potenzial der Geothermie in Deutschland ein?

BK Scholz: Es wird als sehr groß eingeschätzt. Deshalb werden jetzt auch all die Geodaten zusammengetragen und alle Informationen gesammelt, damit der Mut wächst, solche Untersuchungen zu machen. Mit moderner Technologie haben wir auch die Möglichkeit, besser feststellen zu können, ob Bohrungen auch erfolgreich sein werden, was ja dazu erforderlich ist, und ob sie sicher vorangebracht werden können. Aber ich glaube, dass es dann erst in dieser Zeit entstehen wird, dass wir genau wissen, was da genau möglich ist. Aber es ist an viel mehr Stellen in Deutschland möglich, als viele heute denken.

Frage: Herr Bundeskanzler, in England wird heute der König gekrönt. Sie können nicht dabei sein. Aber gibt es eine Botschaft, die Sie in diese Richtung haben?

BK Scholz: Ich bin sehr dankbar, dass der Bundespräsident in England ist und an der Krönung teilnimmt. Ich habe mit König Charles ein sehr gutes Gespräch geführt, als er mich in Berlin besucht hat. Für mich war und ist ganz wichtig, dass er jemand ist, der sich für eine enge Zusammenarbeit Großbritanniens mit der Europäischen Union einsetzt und der auch eine ganz eigene, wichtige Agenda hat, um den Klimaschutz voranzubringen. Das wird uns auch helfen.

Frage: Sie haben gerade erwähnt, dass Deutschland sehr viel Strom braucht, und dass wir in einer Übergangsphase sind, wissen wir auch. In der Übergangsphase bleibt Strom sehr teuer. Zur Debatte über den Industriestrompreis: Könnten Sie noch einmal klarstellen, wie Sie dazu stehen? Ist das eine gute Übergangslösung?

BK Scholz: Wir müssen jetzt sehr schnell die Möglichkeiten, die wir haben, nutzen, damit die Stromproduktion in Deutschland billiger wird. Wir wissen heute schon, dass wir, wenn wir unser Ziel erreichen, dass erneuerbare Energien die Stromproduktion in Deutschland bestimmen, dann auch geringere Strompreise als heute haben werden, auch im Vergleich zu anderen Technologien, die anderenorts präferiert werden. Deshalb gibt es heute schon Gegenden, in denen die Stromproduktion so billig ist, wie sie sein muss, sodass industrielle Prozesse auch im globalen Wettbewerb mit diesem Strom ohne Subvention betrieben werden können. Mein Ziel ist, dass wir alles dafür tun, dass das jetzt für ganz Deutschland möglich wird. Insbesondere der Ausbau der Übertragungsnetze wird dafür zentral sein, aber natürlich auch der Ausbau der erneuerbaren Energien zum Beispiel in Baden-Württemberg, Bayern und Hessen. – Schönen Dank!