Landwirtschaft und Klimaschutz
Mehr als zwei Drittel aller Moorflächen in Deutschland werden landwirtschaftlich genutzt. Diese wurden größtenteils für die Nutzung trockengelegt und emittieren infolgedessen große Mengen an Treibhausgasen. Deshalb stellt sich die Frage, wie Moorschutz und gewinnbringende Landwirtschaft unter einen Hut gebracht werden können.
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Auf der Internationalen Grünen Woche ist das Thema Moore vielerorts präsent. In der Halle des Bundeslandwirtschaftsministeriums informieren beispielsweise interaktive Stände über die Wichtigkeit und den Schutz der Moore.
Moore als Kohlenstoffspeicher
Der hohe Wasserstand ist das zentrale Merkmal von Mooren. Da Zersetzungsprozesse in dieser Umgebung kaum stattfinden können, lagern sich abgestorbene Pflanzen als Torfschicht an. So wächst das Moor mit etwa einem Millimeter pro Jahr in die Höhe.
Moorböden bedecken in Deutschland nur etwa fünf Prozent der Landesfläche, trotzdem speichern sie genau so viel Kohlenstoff wie alle deutschen Wälder. Der Kohlenstoff ist in den Torfmoosen eingelagert. Solange der Wasserstand im Moor hoch bleibt, kommt es kaum zur Zersetzung, der Kohlenstoff bleibt also im Moor.
Moore sind ein ganz besonderer Lebensraum. Durch den hohen Wasserstand und die geringe Menge an Nährstoffen können hier nur sehr angepasste Tier- und Pflanzenarten leben.
Früher wurden große Mengen an Torf gestochen, um damit zu heizen. Beim Verbrennen des Torfes wird der gespeicherte Kohlenstoff in die Atmosphäre abgegeben und trägt so zum Klimawandel bei. Da Torf ein guter Wasserspeicher und zudem nährstoff- und schadstoffarm ist, wird er heutzutage vor allem im Gartenbau als Pflanzensubstrat verwendet. Dabei kommt etwa ein Drittel der zehn Millionen Kubikmeter Torf, die in Deutschland jährlich genutzt werden, in Privatgärten zum Einsatz. Inzwischen gibt es diverse Blumenerden, die ohne Torf auskommen. Wer beim Kauf von Blumenerde auf torffreie Alternativen setzt, kann so einen Teil zum Schutz der Moore beitragen.
Landwirtschaftliche Nutzung
Für die landwirtschaftliche Nutzung, aber auch zum Torfabbau wurden bis heute etwa 92 Prozent der Moore in Deutschland entwässert. Dadurch ging der Lebensraum vieler hochspezialisierter Moorarten sowie Tierarten verloren. Gleichzeitig setzt die Entwässerung in Mooren den Abbau des Torfes durch Mikroorganismen in Gang. Der im Torf gespeicherte Kohlenstoff wird so freigesetzt. Etwa 40 Prozent der Treibhausgasemissionen der Landwirtschaft entstehen durch die entwässerten Moore. Diese tragen somit einen erheblichen Teil zum Klimawandel bei. Zugleich leiden Moore stark unter durch den Klimawandel ausgelösten langen Trockenperioden. Durch die Trockenheit sinkt ihr Wasserstand, was ebenfalls zu einer erhöhten Freisetzung von Treibhausgasen führen kann. Außerdem sacken Moore bei Trockenlegung häufig mit der Zeit ab. Dies erschwert eine langfristige landwirtschaftliche Nutzung.
Moorschutzstrategie der Bundesregierung
Mit der vom Bundeskabinett im November 2022 beschlossenen Nationalen Moorschutzstrategie sollen Moore durch verschiedene Maßnahmen renaturiert und so die von ihnen emittierten Treibhausgase reduziert werden. Ein Schwerpunkt liegt auf der Wiederherstellung von Mooren bei gleichzeitiger landwirtschaftlicher Nutzung. Teil der Moorschutzstrategie sind deshalb finanzielle Anreize für Landwirtinnen und Landwirte, deren Bewirtschaftungsformen einen Beitrag zur Erreichung der Klimaschutzziele leisten, die mit dem Moorbodenschutz sowie dem Schutz der biologischen Vielfalt in Einklang stehen. Außerdem fördert die Bundesregierung die Forschung an Nutzungsmöglichkeiten von wiedervernässten Mooren, sogenannten Paludikulturen. Wichtig ist hierbei die enge Zusammenarbeit mit den Landwirtinnen und Landwirten, um Lösungen zu finden, die sowohl der Natur, als auch den betreffenden Landwirtinnen und Landwirte zugutekommen.
Beispiele für Paludikulturen
Auf wiedervernässten Moorböden gibt es verschiedenste Nutzungsmöglichkeiten. Wichtig bei diesen Paludikulturen ist der dauerhaft hohe Wasserstand, der die Zersetzung weiterer Torfschichten verhindert.
Es gibt verschiedenste Ansätze für die schonende Nutzung wiedervernässter Moorböden. Auf diesen Flächen können Pflanzen mit einer hohen Wassertoleranz, wie zum Beispiel Rohrkolben, Schilf oder Schwarzerle, angebaut werden. Rohrkolben ist sehr stabil, Schilf schwer entflammbar und resistent gegen Pilzbefall. Deshalb eignen sich diese Pflanzen gut als Dämm- oder Verpackungsmaterial. Das Holz der schnell wachsenden Schwarzerle bietet diverse Verwendungsoptionen. Zusätzlich können die im Moor angebauten Pflanzen beispielsweise in Biogasanlagen energetisch verwertet werden.
Eine weitere Nutzungsmöglichkeit ist die Beweidung der Flächen durch Wasserbüffel oder Galloway-Rinder. Diese Arten sind sehr robust und gut an die besonderen Bedingungen auf Moorflächen angepasst. Ihr Fleisch, ihre Milch oder ihr Leder können dann verkauft werden. Von dieser Art der Weidehaltung profitieren auch die im Moor heimischen Arten, die auf den Weideflächen Nahrungs- und Brutplätze finden.
Neue Anbaumethoden müssen erprobt und häufig neue Maschinen angeschafft werden. Um den Übergang zu Paludikulturen zu erleichtern, sollen die Landwirtinnen und Landwirte finanziell gefördert werden.
Weitere Informationen finden sich in der Nationalen Moorschutzstrategie der Bundesregierung.