„Viel mehr Ideen, als ich bearbeiten kann“

Makers of Tomorrow „Viel mehr Ideen, als ich bearbeiten kann“

Sebastian Thrun ist ein „Tech-Pionier“. Seinen Job als Professor für Informatik und Elektrotechnik findet er „zu abstrakt“. Ein Grund, weshalb er parallel mehrere Tech-Start-Ups gegründet oder mitaufgebaut hat und diese bis heute leitet. Im Online-Studienkurs „Makers of Tomorrow“ verrät Thrun sein Erfolgsrezept beim Gründen. Ein Porträt.

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Sebastian Thrun von "Makers of tomorrow".

Professor und Gründer mehrerer Tech-Start-Ups: Sebastian Thrun.

Foto: Makers of Tomorrow

Die Bundesregierung will junge Menschen für das Gründen innovativer Unternehmen begeistern. In dem vom Bundeskanzleramt initiierten Online-Studienkurs „Makers of Tomorrow“ sollen sich Studierende deutscher Hochschulen ab dem Wintersemester von erfolgreichen Vorbildern inspirieren lassen. Bundeskanzlerin Angela Merkel sprach bei der Auftaktveranstaltung am 1. Juli 2021 mit den beteiligten Gründerinnen und Gründern aus Deutschland und dem Silicon Valley. Dabei war auch Sebastian Thrun, der in einer Folge von Makers of Tomorrow von seiner Gründungsgeschichte berichten wird.

Nach der Promotion nach Übersee

Sebastian Thrun ist zwar in Deutschland geboren, hat sein Glück aber in den USA gefunden. Als er nach der Promotion eine Professur suchte, wurde er nur in Übersee fündig. „In Deutschland war ich einfach zu jung. Dort hat mir keiner eine Stelle angeboten. Deshalb bin ich nach Pittsburgh gezogen und schließlich nach Stanford“, erinnert sich Thrun. „Das war eine schöne Reise, auf der ich viel gelernt habe.“

Nächste Station: Google

Die Arbeit als Universitätsprofessor wird Thrun allerdings schnell „zu abstrakt“: „Als Lehrender verändert man die Welt nicht so stark, wie ich das gerne wollte“, sagt er. Sein Wunsch, endlich eigene Ideen umzusetzen, führte ihn zu Google, wo er das Zukunftslabor „X“ und das Projekt zum selbstfahrenden Auto aufbaute.

Fünf Jahre später gründete er die Online-Lernplattform Udacity, auf der sich heute Menschen in mehr als 150 Ländern weltweit zu Deep Learning und zum autonomen Fahren weiterbilden. „Wir haben damals einfach einen Kurs online gestellt und geschaut, was passiert. Schnell waren es 160.000 Studierende, die diesen Kurs weltweit belegt haben“, berichtet Thrun stolz.

Sebastian Thrun ist ein aus Deutschland stammender Wissenschaftler und Robotik-Spezialist, der im Silicon Valley tätig ist. Er promovierte 1995 an der Universität Bonn im Bereich der Künstlichen Intelligenz. Nach einer Professur an der Carnegie Mellon Universität wechselte Thrun 2003 nach Stanford, wo er bis heute lehrt. Dort baute er unter anderem die Online-Lernplattform Udacity auf, die Großunternehmen weltweit bei ihren Aktivitäten im Bereich der Digitalisierung hilft. Als Geschäftsführer von Kitty Hawk, das elektrische Privatflugzeuge herstellt, arbeitet Thrun eng mit Google-Gründer Larry Page zusammen. Außerdem ist er Gründer von Google X, dem Innovationslabor von Google und Waymo, der weltweit führenden Firma im Bereich selbstfahrender Autos. Thrun gilt als „Tech-Pionier“ und hat diverse Preise gewonnen, unter anderem den Max Planck Forschungspreis, den Braunschweiger Forschungspreis und den Aachener Ingenieurpreis.

Offenheit ist wichtig

Sebastian Thrun arbeitet stets an verschiedenen Projekten parallel. „Ich habe ein Fokussierungsproblem, da bin ich mir sicher. Ich habe so viel mehr Ideen, als ich wirklich bearbeiten kann. Dann suche ich mir gute Teams von Leuten, die mir bei der Umsetzung helfen“, erklärt er. „Den in Deutschland typischen Skeptizismus gibt es in den USA nicht.“

„Es fängt nicht mit einer Idee an, sondern mit hunderten. Viele davon funktionieren auch nicht“, so Thrun. Deshalb seien Begeisterung, Motivation und Offenheit wichtig. „Es gibt kein Buch, in dem steht, wie man die Zukunft erfindet. Innovationen muss man immer mit einem offenen Geist angehen, so hat man am Ende auch Erfolg.“

Die erste Staffel des Online-Kurses „Makers of Tomorrow“ erzählt zehn Gründungsgeschichten. Die Studierenden können dadurch von Vorbildern lernen und erhalten sehr persönliche Einblicke in die Start-Up-Welt. In jeder der zehn Folgen wird ein Schritt auf dem Weg zur Unternehmensgründung thematisiert. In seiner Folge spricht Sebastian Thrun über die Gründung verschiedener Tech-Start-Ups. Der Kurs wird ab Herbst 2021 auf www.makers-of-tomorrow.de abrufbar sein.

 

Das Logo zeigt ein großes, blaues M darunter steht in blau Makers of tomorrow.

Das Projekt „Makers of Tomorrow“ bringt Studierende mit erfolgreichen Gründerinnen und Gründern zusammen.

Foto: Makers of Tomorrow