Eine Wertschätzung, die gut tut

Hilfe für die Landwirtschaft Eine Wertschätzung, die gut tut

Die ersten Erdbeeren reifen und wollen geerntet werden. Dank der Plattform "Das Land hilft" hat Obstbauer Andreas Beck aus Baden-Württemberg genügend Helfer. Ein Gespräch über den Start in die Erdbeersaison, überwältigende Hilfsbereitschaft und Ernten mit Abstand.

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Landwirt Beck mit seiner Familie auf einem seiner Erdbeerfelder.

Landwirt Beck mit seiner Familie auf einem seiner Erdbeerfelder: "Wir sind zuversichtlich." 

Foto: Andreas Beck

Andreas Beck bewirtschaftet insgesamt 30 Hektar Land. Allein davon zwölf Hektar mit Erdbeeren - dazu Himbeeren, Heidelbeeren, Kirschen und Äpfel. Normalerweise kommen im Frühjahr Saisonarbeiter auf den Hof in Eberdingen im Herzen Baden-Württembergs, ernten Früchte, jäten Unkraut, säen aus und pflanzen. Aufgrund der Corona-Pandemie und erschwertem Reisen ist das in diesem Jahr anders. So beschäftigt Beck neben den Erntehelfern aus Polen auch viele Einheimische - vermittelt über die Plattform "Das Land hilft" .

Die Beerensaison ist gerade gestartet. Wie steht es um die Erdbeerernte?

Andreas Beck: Vor ein paar Wochen waren wir noch nicht sicher, wie die Ernte klappen wird. Doch jetzt sind wir zuversichtlich. Im Moment passt alles. Auf meinen Aufruf auf der Plattform "Das Land hilft" haben sich innerhalb einer Woche 200 Leute gemeldet. Wir haben zunächst Informationen und einen Fragebogen verschickt und dadurch versucht, die vielen Helfer zu organisieren. Als die Erdbeerernte losging, haben wir gleich mit einer Gruppe angefangen.

Wer hat sich bei Ihnen gemeldet?

Beck: Bei uns haben sich Schüler, Studenten, Kurzarbeiter und Arbeitslose gemeldet, die wir jetzt auch beschäftigen. Natürlich ist es für meinen Mitarbeiter im Büro etwas aufwändiger, das alles zu bearbeiten. Doch mit der Gruppe bin ich sehr zufrieden. So hatte ich zum Beispiel das Glück, dass sich jemand gemeldet hat, der im Gartenbereich sehr engagiert und auch im Kreisverband aktiv ist. Jetzt ist er in Kurzarbeit. Bei mir übernimmt er nun die Aufsicht, Kontrolle und die Organisation beim Pflücken.

Wie motiviert sind ihre Erntehelfer?

Beck: Die Motivation ist gut. Sicherlich möchten sich alle etwas dazuverdienen. Doch ich habe den Eindruck, dass durch ein Thema, das in den vergangenen Wochen sehr präsent war, die Motivation zu helfen auch sehr groß ist - nämlich dass Landwirtschaft wichtig ist und es ein Problem gibt, wenn man die Früchte nicht ernten kann.

Hätten Sie damit gerechnet, dass sich so viele Menschen bei Ihnen melden und Hilfe anbieten?

Beck: Nein, das hatte ich so nicht erwartet. Es ist auch eine Wertschätzung und tut gut. Das ist wirklich sehr erfreulich.

Die Bundesregierung hat unter anderem Erleichterungen bei der Anrechnung von Einkommen aus Nebentätigkeiten für Bezieher von Kurzarbeitergeld beschlossen. Davon profitiert besonders die Landwirtschaft. Wer helfen möchte, kann sich auf der Plattform www.daslandhilft.de melden. Bis zum 22. April gab es 60.588 Inserate, davon suchten rund 1.200 landwirtschaftliche Betriebe Helferinnen und Helfer. Da in vielen Betrieben die Arbeit erst jetzt auf den Feldern beginnt, suchen nach wie vor Landwirte dringend Unterstützung.

Wie sieht ein Tag als Erntehelfer auf dem Erdbeerfeld aus?

Beck: Die Erntehelfer pflücken vormittags und fahren dann wieder nach Hause. Das ist sehr einfach zu organisieren. Man braucht zum Beispiel keine Mittagspause. Außerdem ist es auch zu anstrengend, morgens und nachmittags zu pflücken. Wenn es auch mal heißer wird, ist es auch für die Erdbeeren besser, wenn man sie früh pflückt.

Was ist bei Ihnen gerade alles zu tun?

Beck: Ich versuche, die freiwilligen Erntehelfer hauptsächlich zum Pflücken einzusetzen. Denn es ist schwierig, ihnen alle zwei Tage etwas Neues zu zeigen und sie einzuarbeiten. Die Erntehelfer aus Polen übernehmen dann die schwierigeren Sachen. Denn sie kommen zu 80 Prozent schon jahrelang zu uns auf den Hof. Egal ob man Unkraut mit der Hand jätet, ob wir pflanzen oder ernten - sie können das alles schon. In der zweiten Maihälfte kommen dann zu den Erdbeeren auch noch die Himbeeren und Heidelbeeren hinzu. Erdbeeren zu pflücken ist anstrengend, weil man tief unten auf dem Boden arbeiten muss. Mit den Heidelbeeren und Himbeeren wird es dann etwas angenehmer.

Wie viele Erntehelfer brauchen Sie in der Saison?

Beck: Momentan haben wir zwölf Erntehelfer aus Polen und 18 aus der hiesigen Umgebung. In der Hauptzeit, also wenn wir dann auch noch Kirschen, Heidelbeeren und Himbeeren ernten, hatten wir bisher 60 polnische Erntehelfer. In diesem Jahr rechne ich jedoch mit der Hälfte der Saisonarbeitskräfte und hoffe, dass ich die andere Hälfte mit Einheimischen aufstocken kann. Ein Teil der freiwilligen Helfer muss also noch warten, bis es so richtig los geht. Ich könnte mehr beschäftigen als ich Arbeit habe, weil sich so viele gemeldet haben.

Wie gehen Sie im Moment mit der Lage um?

Beck: Die Einheimischen kommen mit den eigenen Fahrzeugen direkt aufs Feld. Sie sollen immer Abstand halten und sind bei der Ernte weit genug auseinander. Auch wenn sie mit der Kiste vom Feld kommen, müssen sie nicht direkt beim Vorarbeiter stehen. Wir haben Möglichkeiten, die Hände zu waschen, eine Toilette sowieso.

Am vergangenen Sonntag ist eine Gruppe Saisonarbeiter aus Polen angekommen. Sie müssen zwei Wochen Quarantäne einhalten, sind strikt für sich getrennt. Sie wohnen extra, sie essen extra, fahren gesondert auf die Felder und arbeiten auch getrennt.

Im Verkauf haben wir Plexiglasscheiben, Desinfektionsmittel und Abstandsregelungen. Die Verbraucher haben es inzwischen verstanden. Sie halten Sicherheitsabstand. Wenn man mit jemandem etwas zu besprechen hat, bleibt man automatisch mit zwei Metern Abstand stehen. Ich denke, das ist auch am allerwichtigsten.

Die Bundesregierung hat zur Sicherung der heimischen Ernte, in Abstimmung mit dem RKI und dem Bauernverband Ausnahmen von den geltenden Einreisebeschränkungen für Saisonarbeitskräfte beschlossen. Im April und im Mai wird jeweils bis zu 40.000 Saisonarbeitern die Einreise unter Auflagen ermöglicht. Vom 9. bis 22. April sind insgesamt 103 Flüge in Deutschland gelandet und 13.153 Saisonarbeitskräfte eingereist. Die Einreise ist nur an den Flughäfen Berlin Schönefeld, Düsseldorf, Frankfurt/Hahn, Hamburg, Karlsruhe/Baden-Baden, Leipzig und Nürnberg zulässig.