Grußwort von Kanzlerin Merkel zum jüdischen Neujahrsfest
Zum zweitägigen Neujahrsfest „Rosch Haschana“ 5782 wünscht Bundeskanzlerin Merkel der jüdischen Gemeinschaft ein gesegnetes und gesundes neues Jahr. Derzeit wird 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland gefeiert. Das Jubiläumsjahr verdeutliche, wie dankbar wir für die wieder aufgeblühte jüdische Kultur in unseren Tagen sein können, so die Kanzlerin.
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Der Wunsch nach einem "süßen Jahr" – dafür steht das in Honig getauchte Apfelstück, eine der traditionellen Speisen an Rosch Haschana.
Foto: imago images/Cavan Images
Herzlich grüße ich Sie zu Rosch Haschana. Ihnen, Ihren Familien und Freunden wünsche ich ein gesegnetes und gesundes neues Jahr.
Diese Wochen und Monate stehen ganz besonders im Zeichen des Jubiläums „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“. Seit 1700 Jahren prägt jüdische Kultur unser Land und gestalten jüdische Mitbürgerinnen und Mitbürger die Entwicklung unserer Gesellschaft wesentlich mit. Spuren davon zeigen sich an verschiedensten Stellen. Die mittelalterlichen SchUM-Stätten in Speyer, Worms und Mainz, die zu den ältesten Zeugnissen jüdischen Lebens in Deutschland gehören, sind kürzlich zum UNESCO-Welterbe erklärt worden.
Entschlossener Einsatz für Toleranz und Zusammenhalt
Das Jubiläumsjahr lädt zu Entdeckungsreisen durch die lange Geschichte jüdischen Lebens in Deutschland ein. Es verdeutlicht, wie dankbar wir für die wieder aufgeblühte jüdische Kultur in unseren Tagen sein können. Denn dabei wissen wir um die immerwährende Verantwortung Deutschlands für den von Deutschland im Nationalsozialismus begangenen Zivilisationsbruch der Shoa. Wir müssen die Erinnerung daran wachhalten, weil nur so eine gute Zukunft gestaltet werden kann.
Dazu gehört, uns auch heute mit aller Konsequenz unseres Rechtsstaats und als Gesellschaft insgesamt gegen Rassismus, Antisemitismus und jede Form gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit zu wenden und uns entschlossen für Toleranz und Zusammenhalt einzusetzen.
Viele Möglichkeiten der Begegnung im Jubiläumsjahr
Auch vor diesem Hintergrund freue ich mich über das Jubiläumsjahr, das viele Möglichkeiten der Begegnung bietet. Gleiches gilt mit Blick auf den Baubeginn der Jüdischen Akademie in Frankfurt am Main, mit der wir über einen Austausch über jüdische Geschichte und Gegenwart hinaus einen einladenden Ort des interreligiösen und interkulturellen Dialogs gewinnen. Auch dass erstmals nach rund 100 Jahren wieder Militärrabbiner in unserem Land tätig werden, ist ein wichtiger Beitrag, um Toleranz und Offenheit in unserem Land zu stärken und zu fördern.
Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft – jüdisches Leben ist konstitutiver Teil der Identität unseres Landes. Es ist ein großes Geschenk, das es zu bewahren und zu pflegen gilt. Ich danke allen, die daran mitwirken.
Angela Merkel
Bundeskanzlerin der Bundesrepublik Deutschland