Auf die Dosis kommt es an

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Nahrungsergänzungsmittel Auf die Dosis kommt es an

Mehr als zwei Drittel aller Menschen in Deutschland nehmen wöchentlich Nahrungsergänzungsmittel zu sich. Um Überdosierungen zu verhindern, gibt das Bundesinstitut für Risikobewertung Höchstwert-Empfehlungen. Ein Internetportal informiert zudem über Nutzen und Risiken sowie aktuelle Verbraucherwarnungen.

3 Min. Lesedauer

Fischölkapseln mit Omega 3 und Vitamin D.

Der Markt für Nahrungsergänzungsmittel und angereicherte Lebensmittel wächst stetig.

Foto: imago images / Panthermedia

Immer mehr Menschen greifen in Deutschland zu Nahrungsergänzungsmitteln. Der aktuelle Verbrauchermonitor auf der Webseite des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) stellt fest, dass jede und jeder Zweite Vitamine in Form von Nahrungsergänzungsmitteln zu sich nimmt. Mehr als zwei Drittel sogar wöchentlich.

In einer aktuellen forsa-Befragung  im Auftrag der Verbraucherzentralen hat fast die Hälfte aller Befragten angegeben, in den letzten sechs Monaten Nahrungsergänzungsmittel gekauft zu haben. Frauen kauften dabei häufiger als Männer.

Besonders beliebt sind Vitamin- und Mineralstoffpräparate. Hinzu kommt, dass auch herkömmliche Lebensmittel mit Vitaminen und Mineralstoffen angereichert werden. Der Markt an Nahrungsergänzungsmitteln und angereicherten Lebensmitteln wächst stetig.

Nahrungsergänzung meist nicht notwendig

Das BfR betont, dass eine ausgewogene und abwechslungsreiche Ernährung dem gesunden Körper alle lebensnotwendigen Stoffe liefert und deshalb Nahrungsergänzungsmittel zumeist nicht notwendig sind. Nahrungsergänzungsmittel werden zudem eher von Menschen verwendet, die ohnehin schon auf einen gesunden Lebensstil und eine ausgewogene Ernährung achten.

Nur wenige Bevölkerungsgruppen sind in Deutschland unzureichend mit Vitaminen und Mineralstoffen versorgt – etwa mit Vitamin D, Calcium, Folsäure und Jod. In Einzelfällen können also Nahrungsergänzungsmittel sinnvoll sein.

Zu viel des Guten kann schaden

Wissenschaftliche Studien belegen, dass von einer zusätzlichen, über den Bedarf hinausgehenden Aufnahme von Mikronährstoffen keine positiven gesundheitlichen Wirkungen zu erwarten sind. Werden hoch dosierte Nahrungsergänzungsmittel eingenommen und zusätzlich noch angereicherte Lebensmittel verzehrt, kann es auch zu einer Überversorgung kommen. In einem solchen Fall sind sogar negative Folgen für die Gesundheit möglich.

Portal „Klartext Nahrungsergänzung“ klärt auf

Bei den stetig zunehmenden Angeboten für Nahrungsergänzungsmittel gibt das vom Bundesernährungsministerium geförderte Internetportal „Klartext Nahrungsergänzung“  eine Orientierung. Verbraucherinnen und Verbraucher gewinnen hier einen Überblick über Nutzen und Risiken von Nahrungsergänzungsmitteln, erhalten Informationen etwa über Krankenkassenerstattung aber auch über Fake-Rezensionen.

Das Portal gibt hilfreiche Tipps für den Einkauf und die Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln, es wird mit Missverständnissen aufgeräumt und es gibt Checklisten für einen bewussteren Umgang. Ein weiteres Kernstück des Verbraucherportals sind aktuelle Warnungen zu gefährlichen beziehungsweise von den Herstellern zurückgerufenen Nahrungsergänzungsmittel.

Das Internetportal hat in den fünf Jahren seines Bestehens bereits 250 Produkte an die Überwachungsbehörden gemeldet. Zudem wurden mehr als 20 juristische Verfahren eingeleitet und mehr als 2.600 Verbraucheranfragen beantwortet.

Besonders häufig warnten die Verbraucherzentralen vor krebserregendem Ethylenoxid in pflanzlichen Nahrungsergänzungsmitteln, vor unzulässigen Arzneisubstanzen, Salmonellen und zu hohen Dosierungen einzelner Inhaltsstoffe, zum Beispiel zu viel Curcumin und Piperin in Kurkuma-Produkten. Diese können potentiell leberschädigend wirken.

Nahrungsergänzungsmittel sind keine Arzneimittel

Nahrungsergänzungsmittel haben verpackungstechnisch oftmals Ähnlichkeit mit Arzneimitteln. Doch: Sie sind rechtlich als Lebensmittel eingestuft und lediglich dazu bestimmt, die Ernährung von gesunden Personen zu ergänzen.

Nahrungsergänzungsmittel durchlaufen deshalb kein behördliches Zulassungsverfahren. Für die Sicherheit und Wirksamkeit sind die Hersteller verantwortlich. Die Einhaltung der rechtlichen Vorgaben kontrollieren die Lebensmittelüberwachungsbehörden der Bundesländer.

Höchstmengen in der EU und Deutschland

Bislang gibt es keine gesetzliche Grundlage für verbindliche Höchstmengen für Vitamine und Mineralstoffe in Nahrungsergänzungsmitteln, weder auf nationaler noch auf europäischer Ebene. Derzeit variieren die vorgeschlagenen Höchstmengen je Mitgliedsland sehr.

Im April 2020 - im Rahmen der deutschen EU-Ratspräsidentschaft - hatte das Bundesernährungsministerium die EU-Kommission aufgefordert, EU-weit einheitlich Höchstwerte festzulegen. Auch die Verbraucherzentralen in Deutschland fordern dies. Inzwischen gibt es sowohl bei der EU-Kommission als auch bei der Europäischen Lebensmittelsicherheitsbehörde Arbeitsgruppen, die sich mit der Erarbeitung einheitlicher Höchstwerte befassen.

In Deutschland forscht das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) seit über 20 Jahren zum gesundheitlichen Nutzen und den Risiken durch Nahrungsergänzungsmittel. Bereits 2004 hat es Höchstmengen für Vitamine und Mineralstoffe vorgeschlagen, 2021 wurden die Empfehlungen aktualisiert.
Die Höchstmengenvorschläge zielen darauf ab, die Nährstoffzufuhr über Nahrungsergänzungsmittel und angereicherte Lebensmittel so zu beschränken, dass durch ihren Verzehr einerseits signifikante zusätzliche Nährstoffaufnahmen möglich sind und andererseits die Mehrheit der ohnehin gut versorgten Bevölkerung vor übermäßigen Nährstoffaufnahmen geschützt wird. Die Höchstmengenvorschläge des BfR sollen als Diskussionsgrundlage und letztlich als Basis für die Schaffung von gesetzlichen Höchstmengenregelungen auf EU-Ebene dienen.
Die vom BfR vorgeschlagenen Höchstmengen für den Verzehr von Nahrungsergänzungsmitteln sowie für angereicherte Lebensmittel finden Sie hier .

Die Corona-Pandemie hat die Nachfrage nach Nahrungsergänzungsmitteln nochmals befördert – gerade weil manche Anbieter auch mit Tricks werben. Die Verbraucherzentralen haben sich mit den Versprechungen kritisch auseinandergesetzt, EU-weit gehen Behörden gegen unlautere Anbieter vor. Bei den Verbraucherzentralen sind dazu detailliertere Informationen abrufbar.