Ärztliche Hilfe für die Ukraine – per Videocall

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Projekt von RKI und Charité Ärztliche Hilfe für die Ukraine – per Videocall

Per Roboter im Kontakt mit Kliniken in der Ukraine – das ist Kern eines gemeinsamen Telemedizin-Projekts des Robert Koch-Instituts und der Charité, gefördert vom Bundesgesundheitsministerium. Projektkoordinatorin Dr. Karin Steinecke berichtet, wie es funktioniert, wenn Arzt oder Ärztin virtuell ans Krankenbett kommen.

3 Min. Lesedauer

Ein Arzt und eine Ärztin der Berline Charité stehen vor einem Monitor und beraten Kolleginnen und Kollegen in der Ukraine

Ärztinnen und Ärzte der Berliner Charité helfen Patienten in der Ukraine – per Telemedizin.

Foto: Charité/Martin Helmbrecht

Visite in einer Klinik in der Ukraine, einem Land, in dem seit mehr als eineinhalb Jahren Krieg herrscht. Ärzte und Pflegepersonal stehen am Bett eines Patienten. Mit dabei: ein Roboter auf Rädern, ausgestattet mit einem Bildschirm. Darauf ist eine Ärztin der Charité zu sehen. Per Videocall ist sie bei der Visite dabei. Sie unterstützt bei der Diagnose, schlägt Therapien vor, empfiehlt Medikamente und geht mit den ukrainischen Kolleginnen und Kollegen in den Austausch.

Diese Art der medizinischen Unterstützung per Telemedizin „ist absolut sinnvoll und funktioniert beeindruckend gut, vor allem in der jetzigen Situation in der Ukraine“, sagt Dr. Karin Steinecke. Sie ist Koordinatorin des telemedizinischen Projekts an der Charité, das mit dem Robert Koch-Institut seit August 2022 gemeinsam betrieben wird – und überzeugt von dem großen Nutzen, den die Telemedizin für alle Beteiligten bringt.

Viel Vorerfahrung – national und international

Zum Glück gab es schon viel Erfahrung mit Telemedizin-Projekten, auf die die Projektbeteiligten aufbauen konnten. Schon vor der Corona-Krise fanden Pilotprojekte statt. Und mit der Corona-Pandemie ließ sich dann rasch die intensivmedizinische Kompetenz der Charité per Telemedizin in andere Krankenhäuser bringen. Zunächst nur innerhalb Berlins, dann in ganz Deutschland.

Der nächste logische Schritt, so erzählt Steinecke, lag nahe: „Was national funktioniert, muss auch international funktionieren“. Gepaart mit der auch internationalen Erfahrung des Robert Koch-Instituts im klinischen und seuchenhygienischen Management tat es dies dann auch: zunächst in einem Pilotprojekt in Usbekistan, später in Südafrika, Uganda und Montenegro. Und als dann der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine begann, war klar: „Dieses Tool muss man auch und gerade in Krisen- und Kriegssituationen sehr wirksam einsetzen können.“

Diagnosen aus der Ferne

Ausgestattet ist der Telemedizin-Roboter mit einer hochauflösenden Kamera. Und zwar „so hochauflösend, dass tatsächlich sehr exakte Diagnosen auch aus der Ferne möglich sind“, erzählt Steinecke. Die Kommunikation mit den ukrainischen Partnern verläuft auf Englisch – und zum Teil auf Ukrainisch, da es auch ukrainisch-sprachige Kolleginnen und Kollegen in der Charité gibt, die an dem Projekt teilnehmen. 

Es ist ein gemischtes Team, das auf Seiten der Charité den ukrainischen Ärzten und Pflegekräften zur Seite steht: Neben Intensivmedizinern kommen Ärztinnen und Ärzte aus der Infektiologie, der Anästhesie, Traumatologie und Psychiatrie zum Einsatz, je nach Fall sind zum Beispiel auch Kinderärzte oder Onkologen mit dabei. Das Team der Charité bietet hier die ganze Bandbreite medizinischen Fachwissens an. Und auch Pflegewissen wird vermittelt.

Telemedizin-Roboter.

Zwölf Telemedizin-Roboter sind in der Ukraine im Einsatz, gefördert vom Bundesgesundheitsministerium.

Foto: Charité/Martin Helmbrecht

Netzwerk von Telemedizin an vielen Orten in der Ukraine

Insgesamt zwölf Telemedizin-Roboter sind über das vom Bundesgesundheitsministerium finanzierte Projekt in der Ukraine angekommen und dort in zwölf verschiedenen Kliniken im Einsatz. Zum Beispiel im größten ukrainischen Kinderkrankenhaus oder dem Nationalen Krebszentrum in Kiew, aber auch in einem kleineren Krankenhaus in der Stadt Browary.

Die zwölf Telemedizin-Roboter sind vielfältig vernetzt mit anderen derartigen Geräten, die über andere deutsche, aber auch internationale Projekte finanziert sind. Die technische Verknüpfung zwischen den verschiedenen Geräten funktioniert. Und: „Unsere Geräte sind auch offen für den Austausch der ukrainischen Ärztinnen und Ärzte untereinander,“ betont Steinecke.

Auch für die Charité ein Gewinn

Und nicht nur für die ukrainische Seite ist das Projekt ein Gewinn. Auch für die Kolleginnen und Kollegen der Charité bedeute die Teilnahme am Projekt und der virtuelle Kontakt zu ukrainischen Krankenhäusern einen immensen Wissensgewinn, so Dr. Steinecke.

„Hier kommen wir mit ganz anderen Fällen und Situationen in Kontakt, die wir so in Deutschland nicht in der Schwere sehen würden – zum Beispiel in der Wundversorgung oder beim Umgang mit hochresistenten Keimen. Außerdem sind die ukrainischen Kollegen im Umgang mit Trauma-Patienten exzellent.“

Lebenswichtige Unterstützung

Und wie reagieren die Patientinnen und Patienten auf die telemedizinische Hilfe aus Deutschland? „Wir bekommen durchweg sehr positive Reaktionen, ganz ohne Berührungsängste. Die Kompetenz aus Deutschland sehen die Patienten durchweg als großen Gewinn und als wichtige, ja lebenswichtige Unterstützung.“

Das Projekt wird über das Global Health Protection Programme (GHPP)finanziert. Das Bundesministerium für Gesundheit hat dieses Programm 2016 initiiert. Es geht darum, zum globalen Gesundheitsschutz beizutragen, sich international zu vernetzen und die besondere Expertise der Public-Health-Institute aus dem Geschäftsbereich des Bundesgesundheitsministeriums gezielt international einzubringen. Sinnvoll angesichts der Globalisierung, die gerade im Gesundheitsbereich eine wichtige Rolle spielt und zum Beispiel während der Corona-Pandemie sehr sichtbar wurde. Derzeit läuft die zweite Förderphase des Programms (2023-2025).