Schule der europäischen Verständigung

25 Jahre Stiftung Genshagen Schule der europäischen Verständigung

Beim Festakt zum 25. Geburtstag der Stiftung Genshagen haben sich Kulturstaatsministerin Grütters und ihr französischer Amtskollege, Riester, zu einem bilateralen Gespräch getroffen. Themen waren unter anderem der Umgang mit Sammlungsgut aus kolonialen Kontexten und der Wiederaufbau der Notre Dame. Im Anschluss verliehen Grütters und Riester gemeinsam den deutsch-französischen Franz-Hessel-Preis an Anne-Marie Garat und Susanne Röckel.

3 Min. Lesedauer

Blick auf das Schloss Genshagen mit Parkanlage im Vordergrund

Seit 1993 ist das Ende des 19. Jahrhunderts errichtete Schloss Genshagen Sitz der Stiftung.

Foto: Stiftung Genshagen/René Arnold

Die Stiftung Genshagen versteht sich als Forum für den Dialog zwischen Politik und Zivilgesellschaft der Nachbarländer des "Weimarer Dreiecks" - Deutschland, Frankreich und Polen. Durch Kunst- und Kulturprojekte bringt die Stiftung vor allem junge Menschen zusammen, um den gegenseitigen Austausch zu fördern.

Dazu gehören neben politischen Fachkonferenzen auch internationale Jugendtreffen. Hinzu kommen zahlreiche Angebote im Bereich der kulturellen Bildung und viele Projekte wie etwa Künstler- und Autorenresidenzen oder Denklabore, die unter anderem Anstöße für die nationale und internationale Kulturpolitik erarbeiten.

Wertschätzender Gedanktaustausch

Mit ihrer erfolgreichen Arbeit hat sich die Stiftung Genshagen in den vergangenen 25 Jahren "nicht nur als Ort des wertschätzenden Gedankenaustauschs, sondern auch als Schule der Verständigung bewährt", erklärte Kulturstaatsministerin Monika Grütters bei der Jubiläumsfeier. Der Stiftung gelinge im Kleinen, was ein geeintes Europa im Großen ausmacht: "Das Verbindende über das Trennende zu stellen und auf diese Weise im Gespräch, im Bemühen um Verständigung zu bleiben."

Dies zeigt sich insbesondere daran, so Grütters weiter, "dass aus einer anfangs bilateralen, deutsch-französischen Partnerschaft - allen tagespolitischen Differenzen zum Trotz - eine trilaterale, deutsch-französisch-polnische Partnerschaft entstehen konnte." Damit habe die Stiftung ihrem Renommee als kulturelle Brückenbauerin in Europa alle Ehre macht.

Im November 1993 gründeten der Historiker Prof. Dr. Rudolf von Thadden und die spätere Beraterin des Kanzleramtes Brigitte Sauzay das Berlin-Brandenburgische Institut (BBi) für deutsch-französische Zusammenarbeit in Europa e.V., aus dem 2005 die heutige Stiftung Genshagen hervorging. Ziel war es, den deutsch-französischen Dialog vier Jahre nach dem Fall der Mauer in die neuen Bundesländer zu tragen. Seit 2015 engagiert sich auch Polen in der Stiftung, die vom Bund und dem Land Brandenburg institutionell gefördert wird.

Franz-Hessel-Preis verliehen

Im Anschlus verliehen die Kulturstaatsministerin und der französische Kulturminister Franck Riester gemeinsam den mit 10.000 Euro dotierten deutsch-französischen Franz-Hessel-Preis. Mit ihm werden jedes Jahr eine deutsch- und eine französischsprachige Schriftstellerin oder ein Schriftsteller ausgezeichnet, die im Nachbarland noch unbekannt sind und deren Werke noch nicht übersetzt wurden.

In diesem Jahr ging der Preis an die deutsche Autorin Susanne Röckel für ihren Roman "Der Vogelgott". Darin entwickelt sie eine "ebenso poetische wie spannungsreiche Geschichte zwischen Mythos und Familienroman, Kunstbeschreibung und Reisebericht, Zivilisationskritik und Schauergeschichte", heißt es in der Begründung der Jury. Im Mittelpunkt steht dabei ein mythischer Vogel, der in unterschiedlicher Gestalt auftaucht - mal als Vogelmensch, mal als Engel.

Preisträgerin auf französischer Seite ist die Schriftstellerin Anne-Marie Garat. Sie überzeugte die Jury mit ihrem Roman "Le Grand Nord-Ouest" - einer "literarischen Flucht" durch eisige Grenzregionen in Alaska und Kanada. Diese wird aus der Sicht einer Sechsjährigen erzählt, die später als junge Frau verstehen möchte, warum sie dem "verlorenen Paradies" des Indianerstammes entrissen worden ist, bei dem sie Zuflucht gefunden hatte.

Ausgelobt wird der Franz-Hessel-Literaturpreis gemeinsam von der Stiftung Genshagen (Deutschland) und der Villa Gillet (Frankreich). Er wurde von der Kulturstaatsministerin und dem französischen Ministerium für Kultur initiiert und wird von diesen finanziert. Die Preisträger werden jeweils von einer deutschen und einer französischen Jury ausgewählt.

Rendezvous im Garten

Wie über die Literatur hinaus zum Beispiel auch die Gartenkunst Europa verbindet, zeigt das deutsch-französische Projekt "Rendezvous im Garten" unter Schirmherrschaft von Grütters und Riester. Nach dem Auftakt in Paris im vergangenen Jahr eröffnete die Kulturstaatsministerin nun gemeinsam mit dem französischen Kulturminister im Park der Stiftung Genshagen die zweite Ausgabe.

3.000 Gärten und Parks in ganz Europa - 150 allein in Deutschland - laden am ersten Juniwochenende mit Konzerten, Lesungen, Festen oder Führungen zur Erkundung dieses reichen kulturellen Erbes ein.