Offensive für mehr Geschlechtergerechtigkeit

Runder Tisch "Frauen in Kultur und Medien" Offensive für mehr Geschlechtergerechtigkeit

Die Gleichstellung von Frauen im Kultur- und Medienbetrieb: Um dieses Ziel geht es dem Runden Tisch "Frauen in Kultur und Medien", den Kulturstaatsministerin Grütters 2016 ins Leben gerufen hat. In den vergangenen Monaten hat der Runde Tisch Vorschläge erarbeitet, wie dieses Ziel erreicht werden kann.

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Runder Tisch 'Frauen in Kultur und Medien' im Bundeskanzleramt.

Grütters: "Gremien, Jurys und Auswahlkommissionen paritätisch besetzen."

Foto: Bundesregierung/Münch

Der Runde Tisch "Frauen in Kultur und Medien" hat im Dezember 2016 seine Arbeit aufgenommen. Zuvor hatte eine von der Kulturstaatsministerin finanzierte Studie des Deutschen Kulturrates ergeben, dass Frauen in Führungspositionen, in Gremien und Jurys sowie in der öffentlichen Kulturförderung und am Kunstmarkt nach wie vor unterrepräsentiert sind und benachteiligt werden.

Eklatant ist zum Beispiel der sogenannte Gender Pay Gap – der Verdienstabstand zwischen Männern und Frauen - unter den Kreativen, die in der Künstlersozialversicherung versichert sind: Er liegt bei 24 Prozent.

Es gehe darum, die Kräfte zu bündeln, die es brauche, um gemeinsam mehr Chancengleichheit in Kultur und Medien zu erreichen, erklärte Grütters vor der zweiten Sitzung des Runden Tischs im März dieses Jahres. "Dabei geht es mir vor allem um vier Ziele: mehr Frauen in Führungspositionen zu bringen, Gremien und Jurys ausgeglichen zu besetzen, die Lohnlücke zu verringern und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu verbessern."

Vorarbeiten in den Sparten, Beschlüsse des Plenums

In einer mehrmonatigen Arbeitsphase hat der Runde Tisch sechs Arbeitsgruppen zu den Einzelsparten Bildende Kunst, Musik, Literatur, Darstellende Kunst, Film- und Medienkunst sowie Presse und Rundfunk ins Leben gerufen. In mehreren Arbeitstreffen auf Fachebene entstanden konkrete Ideen und Empfehlungen für die einzelnen Sparten. Externe Expertinnen und Experten nahmen an den Beratungen teil, die durch die Akademie der Künste moderiert wurden.

Forderungen der Arbeitsgruppen

Auf Basis dieser Vorarbeiten verständigten sich die Mitglieder des Runden Tisches auf ihrer zweiten Plenumssitzung am 30. März 2017 auf sechs spartenübergreifende Forderungen:

  1. Paritätische Besetzung von Jurys und Gremien im Zuständigkeitsbereich der Kulturstaatsministerin

  2. Verstetigung des Runden Tisches

  3. Gender-Monitoring durch kontinuierliche Datenerhebung

  4. Verleihung frauenspezifischer Preise durch die Kulturstaatsministerin

  5. Verbesserung der sozialen Situation von Künstlerinnen

  6. Mentoring

Verbunden damit war der Auftrag an die Kulturstaatsministerin, die Umsetzbarkeit dieser Forderungen noch in dieser Legislaturperiode zu prüfen. Als Schlussfolgerung aus den Ergebnissen des Runden Tischs hat Kulturstaatsministerin Grütters eine Reihe eigener Maßnahmen beschlossen. Diese stellte sie im Rahmen der Abschlussveranstaltung des Runden Tisches am 17. Juli 2017 vor. Mit diesen Maßnahmen werden Kernforderungen des Runden Tisches umgesetzt.

Einrichtung eines Projektbüros "Frauen in Kultur und Medien"

Eine zentrale Maßnahme, die zugleich die Forderung des Runden Tisches nach einer Fortführung des bisherigen Arbeitsprozesses aufgreift, ist die Einrichtung eines Projektbüros "Frauen in Kultur und Medien". Angesiedelt wird das Projektbüro mit dem Schwerpunkt Geschlechtergerechtigkeit in der Kultur- und Kreativwirtschaft beim Deutschen Kulturrat. Die Kulturstaatsministerin wird das Büro für drei Jahre mit bis zu 100.000 Euro jährlich fördern.

Zentrale Anlauf- und Beratungsstelle

Das Projektbüro soll zentrale Anlauf- und Beratungsstelle sein, sowohl für Kultureinrichtungen und -unternehmen, Verbände und Hochschulen wie auch für die Politik und individuelle Kultur- und Medienschaffende. Zugleich wird dadurch der organisatorische Rahmen geschaffen, um Einzelmaßnahmen für mehr Geschlechtergerechtigkeit auf den Weg zu bringen.

Eine Aufgabe des Projektbüros ist es, den Datenbestand der Studie des Deutschen Kulturrats "Frauen in Kultur und Medien" zu aktualisieren und Datenreports zu ausgewählten Einzelaspekten zu erstellen. Damit wird die Forderung nach einem Gender-Monitoring umgesetzt.

Mit einem bundesweiten, spartenübergreifenden Mentoring-Programm für Künstlerinnen und Kreative setzt das Büro eine weitere Forderung um. Zu den Aufgaben des Projektbüros zählen ferner die Prüfung und Diskussion weiterer Vorschläge für Geschlechtergerechtigkeit in Kultur und Medien.

Paritätische Besetzung von Jurys und Kulturförderung

Für Gremien im Sinne des Bundesgremienbesetzungsgesetzes gelten schon jetzt geschlechterbezogene Mindestanteile von 30 Prozent Frauen und 30 Prozent Männern. Diese Mindestanteile erhöhen sich ab dem 1. Januar 2018 auf eine Zielvorgabe von 50 Prozent. Bei anstehenden Neuberufungen werden diese Vorgaben Berücksichtigung finden.

Über die gesetzlichen Anforderungen hinaus setzt sich die Kulturstaatsministerin in ihrem Zuständigkeitsbereich auch allgemein dafür ein, den Anteil von Frauen zu erhöhen. Im Rahmen der öffentlichen Kulturförderung strebt sie zudem eine paritätische Mittelvergabe unter Beachtung des Kriteriums der künstlerischen Qualität an.

Soziale Situation von Künstlerinnen verbessern

Die Kulturstaatsministerin strebt außerdem den Austausch mit anderen Ressorts und der Bundesagentur für Arbeit an. Ziel ist es, konkrete Erkenntnisse darüber zu gewinnen, wie kreative Frauen nach der Familienphase schneller wieder in ihren Beruf zurück vermittelt werden können, um größere Brüche in ihrem Lebenslauf zu vermeiden.