Die Kraft des Pressebilds

Ausstellung im Martin-Gropius-Bau Die Kraft des Pressebilds

Fotografien können dokumentieren oder berühren, aber auch ablenken oder täuschen. So beschrieb Kulturstaatministerin Grütters bei der Eröffnung der Ausstellung Foto.Kunst.Boulevard die mehrdeutige Wirkung, die Pressebilder entfalten können. Eine erklärende Einordnung bleibe deshalb wichtig.

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Der Kniefall Willy Brandts, der Chinese, der sich mit entblößter Brust auf dem Tiananmen-Platz einem Panzer entgegenstellt, das ertrunkene Flüchtlingskind, angeschwemmt am türkischen Mittelmeerstrand: Längst sind solche Bilder fest im kollektiven Gedächtnis verankert, untrennbar verbunden mit der Geschichte des Individuums, zugleich aber auch ein Stück fokussierte Zeitgeschichte.

Die Kunst, die Wirklichkeit zum Sprechen zu bringen

Ohne die Ikonen der Pressefotografie bliebe das Erinnern an historische Ereignisse blass, so Kulturstaatsministerin Grütters in ihrer Eröffnungsrede zur Ausstellung Foto.Kunst.Boulevard. "Wie groß wäre die Distanz zu fernen Kriegen und fremdem Leid ohne Bilder? Wie wenig wüssten wir über die Welt, ohne die Kunst des Fotografierens, die die Wirklichkeit zum Sprechen bringt?" Die Wirkungs- und Funktionsmöglichkeiten von Fotografien - als Information, Provokation, Täuschung oder Propaganda - seien Grund genug, der Kraft der Pressebilder eine Ausstellung zu widmen.

Das zentrale Medium des Boulevard im Museum

65 Ikonen der Pressefotografie zeigen die Berliner Festspiele in einer Kooperation mit der BILD-Zeitung im Martin-Gropius-Bau, außergewöhnliche Aufnahmen aus dem Boulevardjournalismus der letzten zehn Jahre: Motive und Protagonisten aus Politik - etwa Mauerfall und Kanzlerporträts - und Showbusiness, Künstler im Atelier, Sportler. Auch im Boulevard erzählen die Fotos Geschichte(n), mögen sie auch mitunter inszeniert sein. Denn natürlich bedienten Fotos gerade in den Boulevardmedien auch die Sensationslust und am Privaten, so Grütters.

Im Martin-Gropius-Bau in Berlin sind Bilder von 26 renommierten Fotografinnen und Fotografen ausgestellt, darunter Daniel Biskup, Tom Lemke, Oliver Rath, Ellen von Unwerth und Konrad R. Müller. Alle Fotos sind im Auftrag der Bild-Zeitung entstanden.

Unentbehrliche Stütze für die Demokratie

Von den "teils kunstvoll inszenierten, teils kurios authentischen, im besten Sinne fesselnden Fotografien dürfen wir Denkanstöße erwarten". Die Schau im Martin-Gropius-Bau in Berlin zeige auch, dass der Umgang mit der Macht der Bilder große journalistische Sorgfalt erfordert.

Als "Stütze der Vierten Gewalt" sei der Fotojournalismus unentbehrlich, so Grütters. "Was wäre unsere Demokratie ohne die Vielfalt der Perspektiven und Sichtweisen, die aus der Fülle unterschiedlicher Bilder spricht?"

Ein Bild braucht einordnende Kraft der Wort

Die Kulturstaatsministerin wies auch auf mögliche Gefahren hin, die die Übermacht des Mediums mit sich bringt. Effektiver als Worte erreichten Bilder treffsicher Emotionen und Instinkte - und damit auch größere Aufmerksamkeit. Damit verbunden sei aber auch die Gefahr, alternative Wahrheiten und populistische Propaganda in Gestalt manipulierter Bilder zu verbreiten.

"Deshalb erfordert gerade die überwältigende Macht der Bilder die erklärende und einordnende Kraft der Worte. Alte journalistische Tugenden hätten keineswegs ausgedient. "Mehr denn je braucht es sorgfältige Recherche, ausgewogene Analyse und kritische Hinterfragen."