Staatsministerin Grütters fördert Dokumentarfilmvorhaben mit rund 1,1 Mio. Euro

Am 15. November 2018 fand die Sitzung der Jury für Dokumentarfilmförderung der Staatsministerin für Kultur und Medien statt. Aus insgesamt 40 eingereichten Anträgen auf Produktionsförderung wurden acht programmfüllende Filmvorhaben und aus 23 Anträgen auf Stoffentwicklungsförderung vier Filmstoffe durch die Jury zur kulturellen Filmförderung vorgeschlagen. Den Empfehlungen der unabhängigen Jury folgend, fördert Staatsministerin Monika Grütters die nachfolgenden Dokumentarfilmvorhaben mit insgesamt 1.070.000,00 Euro.


Eine italienische Industriestadt, die im Schmutz versinkt, eine Seebrücke in einem britische Küstenort, die eine spektakuläre Bühne für Varieté-Künstler bietet, ein Kohleschacht im Ruhrgebiet im 40-jährigen Zeitraffer oder eine Münchner Wohnung, die als Treffpunkt für Überlebende der Shoah dient. Das sind nur einige der ungewöhnlichen Schauplätze der geförderten Filmvorhaben. Andere Projekte folgen den Spuren äthiopischer Wanderdichterinnen, begleiten eine US-amerikanische Bodybuilderin beim Titelkampf oder erzählen vom fragwürdigen Welterfolg eines unscheinbaren Plastikstuhls. Unter den programmfüllenden Filmvorhaben wurde ein Debütfilm gefördert.


Die Förderungen im Einzelnen:


Produktion

„Tara“
, Produktionsfirma: Volker Sattel Einzelunternehmer, Berlin

Autor und Regisseur: Volker Sattel

Fördersumme: 60.000 Euro.

Inhalt: Ein verborgener, wundersamer Fluss, eine Legende um einen Esel und ein skandalträchtiges Stahlwerk sind die Fixpunkte eines Panoramas der süditalienischen Industriestadt Taranto. Vor dem Hintergrund einer tiefen Krise in einer der verschmutztesten Gegenden Europas erkundet der Film, wie die Menschen sich einrichten im verstaubten Glanz einer Landschaft zwischen Aberglauben und der Frage nach einer möglichen Zukunft.

„Seaside Special“, Produktionsfirma: Instant Film UG, Berlin

Autor und Regisseur: Jens Meurer

Fördersumme: 200.000 Euro.

Inhalt: "Seaside Special" erzählt die Geschichte einer Gruppe von exzentrischen Kleinkünstlern, die jeden Sommer die weltweit letzte "End-of-Pier-Show" im ostenglischen Seebad Cromer auf die Beine stellen. Am Ende einer Seebrücke, 15 Meter über der tosenden Nordsee. Eine Feelgood-Underdog-Geschichte und gleichzeitig ein Porträt Little Britains im Brexit-Jahr 2019.


„Monoblock“, Produktionsfirma: Pier53 Filmproduktion, Hamburg

Autoren und Regisseure: Carsten Rau, Hauke Wendler

Fördersumme: 100.000 Euro.

Inhalt: Der Monoblock ist das meistverkaufte Möbelstück aller Zeiten. Weltweit soll es eine Milliarde Exemplare des Billigstuhls geben. Der internationale Kino-Dokumentarfilm "Monoblock" erzählt die Geschichte, wie dieser unscheinbare Plastikstuhl die Welt eroberte. Wie er Existenzen zerstört und Reichtum beschert, wie er unsere Umwelt bedroht und den guten Geschmack. Eine humorvolle Spurensuche in sechs Ländern auf vier Kontinenten.


„Das Ende eines Zeitalters“, Produktionsfirma: Christoph Hübner Filmproduktion Einzelgesellschaft, Witten

Autoren und Regisseure: Christoph Hübner, Gabriele Voss

Fördersumme: 160.000 Euro.

Inhalt: Das Zeitalter des Bergbaus im Ruhrgebiet geht zu Ende. Prosper-Haniel ist der letzte Schacht, auf dem die Kohleförderung 2018 eingestellt wird. Vor fast 40 Jahren haben wir auf der gleichen Zeche den Filmzyklus "Prosper/Ebel - Chronik einer Zeche und ihrer Siedlung" begonnen. Mit einem letzten Film soll die Chronik noch einmal fortgesetzt und zugleich zum Abschluss gebracht werden. Sie beschreibt über einen Zeitraum von vierzig Jahren hinweg Entwicklungen und Umbrüche, die für das Ende des Industriezeitalters beispielhaft sind.


„Das Zelig“, Produktionsfirma: weltfilm GmbH, Berlin

Autorin und Regisseurin: Tanja Cummings

Fördersumme: 80.000 Euro.

Inhalt: Jede Woche treffen sich regelmäßig hochbetagte, aus verschiedenen Regionen Europas stammende Überlebende der Shoah in einer Münchner Wohnung – dem Café Zelig. Viele von ihnen tragen dramatische, traumatische Geschichten des Überlebens und des Verlusts von Verwandten und Freunden in sich und werden im Zelig sensibel und liebevoll betreut. Der Film begleitet einige von ihnen zurück in ihre Vergangenheit, in ihre alte Heimat, aus der sie entwurzelt wurden, in die Jahre der deutschen Nachkriegszeit, als sie wieder zurück ins Leben fanden – und in ihren heutigen Alltag. Ein Film über Traumaverarbeitung und eine der letzten Chancen, mit Holocaust-Überlebenden ins Gespräch zu kommen und ihnen Gelegenheit zu geben, Zeugnis abzulegen.


„Grenzland“, Produktionsfirma: à jour Film- & TV-Produktion GmbH, Berlin

Autor und Regisseur: Andreas Voigt

Fördersumme: 80.000 Euro.

Inhalt: Eine filmisch-poetische Reise entlang der deutsch-polnischen Grenze an Oder und Neiße. Lebensgeschichten vom Rand - doch in der Mitte Europas: Heimat, Weggehen und Ankommen. Begegnungen mit Menschen auf beiden Seiten der Flüsse.


„Wachs und Gold“, Produktionsfirma: Ma.ja.de. Filmproduktions GmbH, Leipzig

Autorin und Regisseurin: Heidi Specogna

Fördersumme: 230.000 Euro.

Inhalt: In Äthiopien dürfen nur die Azmaris öffentlich sagen, was sie denken. Was diese singenden Wanderdichterinnen zu sagen haben, vermitteln sie mit einer Kunst, die "Wachs und Gold" genannt wird. Der Film begleitet die Azmaris auf ihren Wegen durch Äthiopiens strikte und konservative Gesellschaft.


„The Tigress“, Produktionsfirma: FunFairFilms GmbH, Köln

Autoren und Regisseure: Philipp Fussenegger, Dino Osmanovic

Fördersumme: 80.000 Euro.

Inhalt: Ein Dokumentarfilm über die professionelle US-amerikanische Bodybuilderin Tischa "The Tigress" Thomas, die im letzten Jahr ihrer Karriere endlich den Weltmeistertitel gewinnen will und dabei vor allem erst einmal um Akzeptanz ihrer muskulösen Weiblichkeit und gegen Einsamkeit ankämpfen muss.


Stoffentwicklung


„Wir, die Wölfe“, Autor: Darío Aguirre, Hamburg.

Fördersumme: 20.000 Euro.

Inhalt: Seit jeher kursiert in meiner Familie der Name eines deutschen Forschers, der 1870 nach Ecuador ging: Theodor Wolf. Meine Oma schärfte mir als Kind ein: „Vergiss nicht, wer dein Vorfahre war!“ Sie ist nun 88 Jahre alt, ihr Gedächtnis geht verloren und mit ihm die Geschichte meines Ururgroßvaters - ein Querdenker, der 21 Jahre versuchte, der Natur Ecuadors ein Gedächtnis zu geben.

„Alle Lügen meines Vaters“, Autor: Simon Quack, Berlin.

Fördersumme: 20.000 Euro.

Inhalt: "Alle Lügen meines Vaters" erzählt die Geschichte eines Mannes, dessen kriminelle Abgründe, lebendige Energie und meisterhafte Verführungskunst siebzehn Kinder und sieben Familien auf drei Kontinenten hervorgebracht hat. Der Film folgt einer Reise der ältesten Tochter durch die Deutung der Lebensgeschichte eines gemeinsamen Vaters.


„La Nación“, Autoren: Lion Bischof, Bernhard Hetzenauer, München.

Fördersumme: 20.000 Euro.

Inhalt: Zum ersten Mal hat eine indigene Volksgruppe ihre eigene autonome Regierung ausgerufen. Der Dokumentarfilm „La Nación“ erzählt anhand mehrerer ProtagonistInnen von der Gründung der Wampis Nation in Peru. Dabei entsteht ein differenziertes, postmodernes Bild einer indigenen Volksgruppe im Spannungsfeld zwischen global-ökonomischen Machtstrukturen und Selbstbestimmung.


„Kinderladenkinder“, Autor: Cyril Tuschi, Berlin.

Fördersumme: 20.000 Euro.

Inhalt: In "Kinderladenkinder" geht es um Kinderläden, um alternative, anti-autoritäre und revolutionäre Kindergärten. Sobald ich anderen Menschen von meinen Kindheitserfahrungen erzähle, schütteln sie meist nur ungläubig mit dem Kopf - so irre scheint ihnen heute unser Kinderladen-Leben. Doch dieser emotionale Ausnahmezustand war für uns Normalität.


Der Jury Dokumentarfilm gehörten in der Sitzung an:

Grit Lemke (Kuratorin und Autorin, Berlin), Corinna Belz (Regisseurin, Köln), Ralf Schenk (Filmjournalist und Vorstand der DEFA-Stiftung, Berlin), Kathrin Lemme (Produzentin, Hamburg) und Claus Löser (Filmwissenschaftler, Berlin).


Der nächste Einreichtermin für Stoffentwicklungs- und Produktionsförderung Dokumentarfilm ist der 24. Januar 2019. Die aktuellen Filmförderungsrichtlinien, Antragsformulare und Merkblätter sind im Internet unter www.kulturstaatsministerin.de/filmfoerderung abrufbar.


Kontakt/Information:

Filmreferat der BKM, Telefon: 030/18 681- 44357, Fax: -544357, E-Mail: K35@bkm.bund.de

Pressestelle BKM, Telefon: 030/18 272 - 3281, Fax: - 3259, E-Mail: pressestelle-bkm@bpa.bund.de