Kulturstaatsministerin Grütters fördert Dokumentarfilmvorhaben mit rund 1,1 Millionen Euro

Am 2. und 3. Dezember 2020 fand die Sitzung der Jury für Dokumentarfilmförderung der Staatsministerin für Kultur und Medien statt. Aus insgesamt 28 eingereichten Anträgen auf Produktionsförderung wurden sieben programmfüllende Filmvorhaben und aus 18 Anträgen auf Stoffentwicklungsförderung sechs Filmstoffe durch die Jury zur kulturellen Filmförderung vorgeschlagen. Den Empfehlungen der unabhängigen Jury folgend, fördert Staatsministerin Monika Grütters die nachfolgenden programmfüllenden Dokumentarfilmvorhaben mit insgesamt 1.095.000 Euro.

Unter den ausgewählten Dokumentarfilmvorhaben finden sich Portraits bemerkenswerter Künstler*innen wie der Fotografin Claudia Andujar, die sich auf indigene Völker am Amazonas spezialisiert hat, des als Erfinder der politischen Fotomontage bekannten John Heartfield und der kanadischen Musikerin Peaches. Mit dem wichtigen Thema Klimawandel beschäftigen sich die Dokumentarfilmvorhaben „Revolution im Treibhaus“ und „2° - ein Wetterbericht“ aus verschiedenen Blickwinkeln. Weitere Projekte widmen sich einem Urwald an der Grenze Europas, dem Familienleben südchinesischer Obstbauern oder den Beschäftigten eines intensiv-therapeutischen Wohnheims in Brandenburg.

Die Förderungen im Einzelnen (mit Inhaltsangaben der Antragsteller/innen):

Produktion

„Rise up“, Produktionsfirma: Freischwimmer Film GmbH, Bremen
Autoren und Regisseure: Luise Burchard, Marco Heinig, Steffen Maurer, Luca Vogel
Fördersumme: 50.000 Euro.
Inhalt: "Rise up" sucht gemeinsam mit fünf außergewöhnlichen politischen Held:innen Antworten auf die verheerenden ökologischen, wirtschaftlichen und autoritären Entwicklungen unserer Zeit.

„Claudia Andujar“, Produktionsfirma: Lichtblick Film GmbH, Köln
Autorin und Regisseurin: Heidi Specogna
Fördersumme: 165.000 Euro.
Inhalt: Die vielfach ausgezeichnete Fotografin Claudia Andujar hat ihr Leben und Werk dem Erhalt der indigenen Völker am Amazonas gewidmet. Ihr langjähriger, enger Zugang eröffnet einen einzigartigen Blick auf den Reichtum dieser Kultur - aber auch auf die aktuelle Realität einer jungen Generation, die gegen die korrupte Politik in Brasilien, gegen Brandrodung und Abholzung um ihr Überleben kämpft.

„Burnout mit John Heartfield“, Produktionsfirma: Hanfgarn & Ufer Filmproduktion GbR, Berlin
Autorin und Regisseurin: Katrin Rothe
Fördersumme: 230.000 Euro.
Inhalt: In ihrem animierten Dokumentarfilm „Burnout mit John Heartfield“ nähert sich die Regisseurin mithilfe einer Collagen-Animation der außergewöhnlichen Biografie John Heartfields, dem Erfinder der politischen Fotomontage.

„Atrocity“, Produktionsfirma: Schiwago Film GmbH, Berlin
Autoren: Fabian Schmidt und Alexander Zöller
Regisseur: Fabian Schmidt
Fördersumme: 40.000 Euro.
Inhalt: Auf der Suche nach einem geheimen Dokumentarfilm der SS über den Völkermord bereist "Atrocity Film" Archive in Deutschland, Amerika und Russland sowie die Schauplätze des Holocausts in Osteuropa und befasst sich mit der heutigen Praxis der Nutzung von Filmmaterial über den Judenmord.

„Teaches of Peaches“, Produktionsfirma: avanti media fiction GmbH, Berlin
Autorin: Cordula Kablitz-Post
Regisseurinnen: Cordula Kablitz-Post, Schyda Vasseghi
Fördersumme: 150.000 Euro.
Inhalt: "Teaches of Peaches" ist der erste Film über Merrill Nisker und ihre Bühnenfigur Peaches. Der Film begleitet die Künstlerin ein Jahr lang bei der Entstehung ihres neuen Albums und der Vorbereitung ihrer Welt-Tour anlässlich ihres 20-jährigen Bühnenjubiläums.

„Revolution im Treibhaus“, Produktionsfirma: Flare Film GmbH, Berlin
Autor und Regisseur: David Sieveking
Fördersumme: 250.000 Euro.
Inhalt: "Revolution im Treibhaus" erkundet über drei Generationen mit Humor und Selbstironie, zu welchen Veränderungen jede*r Einzelne von uns angesichts der Klimakrise fähig ist und welches Potenzial soziale Bewegungen haben, die für einen umwälzenden gesellschaftlichen Wandel kämpfen.

„Strandzha“, Produktionsfirma: fünferfilm UG, Hamburg
Autorin und Regisseurin: Pepa Hristova
Fördersumme: 90.000 Euro.
Inhalt: In einem der letzten Urwälder Europas prägen Grenzerfahrungen die wunderschöne Landschaft und ihre Bewohner*innen. Die Region Strandzha zwischen Bulgarien und der Türkei ist lange lebensgefährliches Grenzgebiet und vielgestaltiger Zwischenraum. Vielschichtig erzählt der Film europäische Geschichten aus einem unentdeckten Winkel des Kontinents.


Stoffentwicklung

„Der schönste Arbeitsplatz der Welt“, Autor: Daniel Abma, Berlin.
Fördersumme: 20.000 Euro.
Inhalt: Eine Spirale aus physischer und psychischer Gewalt, die eine Sisyphusarbeit nach sich zieht: In einem intensiv-therapeutischen Wohnheim in Brandenburg widmen fünf Erzieher*innen ihre ganze Arbeitskraft und ihr Herz den jungen Bewohnern. Ein beobachtender Dokumentarfilm über die Erziehungsarbeit durch mehrheitlich Quereinsteiger, deren Tätigkeit aller Systemrelevanz zum Trotz im gesellschaftlichen Abseits stattfindet.

„2° - ein Wetterbericht“, Autoren: Jürgen Brügger, Jörg Haaßengier, Köln.
Fördersumme: 20.000 Euro.
Inhalt: Man könnte sagen, das Wetter habe seine Unschuld verloren. Während Wetter bisher als höhere Gewalt durchging, ist das Wetter heute immer auch Symptom und Konsequenz menschlichen Verhaltens. Ein Film über die Versuche, das Wetter in den Griff zu bekommen. „2° - ein Wetterbericht“ taucht ein in ein Paralleluniversum, das uns alle unmittelbar betrifft - heiter, poetisch und erschreckend.

„The Faraway Near“, Autoren: Kate Tessa Lee, Tom Schön, Berlin.
Fördersumme: 20.000 Euro.
Inhalt: In dem Film geht es um die Geschichte einer Familie von Pampelmuse-Bauern in Südchina, die seit Jahren mit der drohenden Vertreibung von ihrem angestammten Ackerland und der möglichen Zwangsumsiedlung lebt. Erzählt wird aus der Perspektive eines jungen Ausländers südchinesischer Abstammung, der die Geschichte des ihm unbekannten Familienzweigs erforscht.

„behind words“, Autorin: Julia Albrecht, Berlin.
Fördersumme: 20.000 Euro.
Inhalt: „behind words“ zeichnet in eindrucksvollen Momenten die Konflikte von Zivilgesellschaften in verschiedenen Ländern der Welt nach, deren Belange zwischen die Fronten gegensätzlicher politischer Systeme geraten sind. Im Dialog mit Aktivist*innen entfalten sich die Konflikte um politische Ordnungen in einer persönlichen Dimension. Aber auch die offiziellen Akteure auf der politischen Bühne, Politiker, Analysten und Ökonomen ringen um Antworten angesichts weltpolitischer Paradigmenwechsel. Der Dokumentarfilm, der in Zusammenarbeit mit Filmemachern aus den Konfliktgebieten unserer Welt entsteht, fragt nach unserer Haltung in einer Zeit weltmachtpolitischer Transformation.  

„Warum will jemand sterben?“, Autorin: Alice Agneskirchner, Berlin.
Fördersumme: 20.000 Euro.
Inhalt: Suizid ist ein gesellschaftliches Tabu. Normalerweise sind Betroffene und Angehörige damit allein. Der Dokumentarfilm hat die Aufgabe, besonders die Geschichten zu erzählen, die unter den Tisch gekehrt oder vergessen werden. „Warum will jemand sterben?“ gibt Einblick in eine Welt, in der die Angst vor dem Leben Alltag geworden ist, zeigt auf, dass es Hilfe gibt - und erzählt auch, was unser Leben lebenswert, lohnenswert macht.

„Türkan, Safiye, Arzu und die anderen“, Autorin: Aysun Bademsoy, Berlin.
Fördersumme: 20.000 Euro.
Inhalt: Nach den Filmen „Mädchen am Ball“ (1995), „Nach dem Spiel“ (1997) und „Ich gehe jetzt rein“ (2008) begleitet die Regisseurin erneut die Frauen aus Berlin, die in der Jugend gemeinsam leidenschaftlich Fußball gespielt haben. Was ist 12 Jahre später aus deren Streben nach einem unabhängigen Leben, ihren Träumen und Wünschen geworden?


Der Jury Dokumentarfilm gehörten in der Sitzung an:
Christoph Hübner (Produzent, Regisseur / Witten), Gesa Marten (Editorin, Dramaturgin / Groß Kreutz), Maya Reichert (Leiterin Doc.Education Dokfest München / München), Ralf Schenk (Filmjournalist / Berlin) und Hubertus Siegert (Produzent, Regisseur / Berlin).

Der nächste Einreichtermin für Stoffentwicklungs- und Produktionsförderung Dokumentarfilm ist der 21. Januar 2021. Die aktuellen Filmförderungsrichtlinien, Antragsformulare und Merkblätter sind im Internet unter www.kulturstaatsministerin.de/filmfoerderung abrufbar.

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