Jüdische Geschichte neu erzählt

Jüdisches Museum Berlin Jüdische Geschichte neu erzählt

Geschichte und Gegenwart der Juden in Deutschland stehen im Mittelpunkt der neuen Dauerausstellung im Jüdischen Museum Berlin. Mit kreativen Vermittlungsformaten und interaktiven Angeboten wendet sich die Schau gezielt auch an ein jüngeres Publikum.

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Blick in die neue Dauerausstellung

Blick in die neue Dauerausstellung

Foto: Jüdisches Museum Berlin / Yves Sucksdorff

Nach mehr als zwei Jahren Vorbereitungszeit wurde die Dauerausstellung im Jüdischen Museum am 23. August 2020 für Besucherinnen und Besucher wiedereröffnet. Die Präsentation jüdischer Geschichte und Gegenwart in Deutschland ist nun ganz neu gestaltet.

Kulturstaatsministerin Grütters wünschte dem Museum zur Wiedereröffnung „die große neugierige Aufmerksamkeit, die es verdient". Die neue Dauerausstellung markiere den Beginn einer neuen Ära und löse ein großes Versprechen ein: "Hier können Juden ihre Lebenswelt wiedererkennen und andere Gäste viel über die Vielfalt jüdischen Lebens in Deutschland über 1.700 Jahre hinweg lernen", erklärte Grütters.

Kulturstaatsministerin Grütters und Hetty Berg unter dem Wunschbaum in der Ausstellung.

Kulturstaatsministerin Grütters und Hetty Berg unter dem Wunschbaum in der Ausstellung.

Foto: Jüdisches Museum Berlin / Yves Sucksdorff

Historische und thematische Kapitel

Auf mehr als 3.500 Quadratmetern Fläche und anhand von mehr als 1.000 Objekten erzählt die Schau die Geschichte der Juden in Deutschland vom Mittelalter bis heute.

Dabei geht die Ausstellung nicht streng chronologisch vor: Neben historischen Epochen geht es immer wieder auch um spezifisch jüdische Themen - unabhängig von zeitlichen oder geografischen Eingrenzungen. In acht thematisch angelegten Bereichen können Besucherinnen und Besucher zum Beispiel erfahren, wie Judentum heute gelebt wird, welche Bedeutung der Schabbat hat oder auch wie liturgische Gesänge klingen.

Jüdisches Leben zwischen Ausgrenzung und Zugehörigkeit

Themen wie Zugehörigkeit und Ausgrenzung, die das Leben der Juden in Deutschland über Jahrhunderte geprägt haben, werden in der Ausstellung in ihren unterschiedlichen historischen Ausbildungen verfolgt. Auch das Thema Antisemitismus durchzieht die Epochendarstellungen. Ihm ist in der Ausstellung zudem ein eigener Debattenraum gewidmet: Vier Kurzfilme greifen dort antisemitische Fallbeispiele der Gegenwart auf, die von Historikern und Sozialwissenschaftlern eingeordnet werden.

Akzent auf der Gegenwart

Neben der Verfolgung der Juden im Nationalsozialismus nimmt in der Ausstellung die Zeit nach 1945 bis heute deutlich mehr Raum ein: Der Umgang mit der Zäsur des Holocaust und der Neubeginn jüdischen Lebens in der Bundesrepublik und der DDR werden hier ebenso angesprochen wie Fragen zur Migrationsgesellschaft im heutigen Deutschland.

"Die Geschichte der Juden hat sich nicht geändert – aber unsere Perspektive darauf“, erklärt die Direktorin des Jüdischen Museums Hetty Berg. Mit der Gesellschaft habe sich auch das Publikum des Museums gewandelt und darauf gehe die Ausstellung ein.

Neue Vermittlungsformate und interaktive Angebote

Entsprechend wartet die Ausstellung mit kreativen Vermittlungsformaten auf, die vor allem auch ein jüngeres Publikum ansprechen sollen. Audiovisuelle Medien, interaktive Spiele und Virtual-Reality-Installationen machen Themen und Exponate auch emotional erfahrbar.

Das gilt insbesondere für eines der Herzstücke der Sammlung: das historische Vermächtnis deutscher Juden aus aller Welt, das in den vergangenen 20 Jahren zusammengetragen wurde und über 500 Dokumente, Fotos, Alltagsgegenstände und Kunstwerke aus den Nachlässen von zehn Familien enthält.

Das Jüdische Museum Berlin ist das größte jüdische Museum Europas. Es wird mit 18,9 Millionen Euro jährlich vollständig Euro aus dem Bundeskulturhaushalt finanziert. Auftrag der Stiftung Jüdisches Museum Berlin ist es, jüdisches Leben in Berlin und Deutschland zu erforschen, zu vermitteln und einen Ort der Begegnung zu schaffen.