Deutsch-israelische Regierungskonsultationen – Grütters: Provenienzforschung und Rückgabe von NS-Raubkunst von zentraler Bedeutung

Deutsch-israelische Regierungskonsultationen – Grütters: Provenienzforschung und Rückgabe von NS-Raubkunst von zentraler Bedeutung

Im Rahmen der heutigen deutsch-israelischen Regierungskonsultationen in Jerusalem ist Kulturstaatsministerin Monika Grütters zu bilateralen Gesprächen mit der israelischen Ministerin für soziale Gleichstellung, Gila Gamliel, und dem Generaldirektor des Ministeriums für Kultur und Sport, Yossi Sharabi, zusammengetroffen.

  • Pressemitteilung 337

Monika Grütters betonte: „Wir konnten im Anschluss an meine Reise nach Israel im Juli diesen Jahres die enge kulturelle Zusammenarbeit zwischen unseren Ländern in einer guten und vertrauensvollen Atmosphäre erneut vertiefen. Mit Ministerin Gamliel habe ich mich zu Provenienzforschung und Rückgaben von NS-Raubkunst ausgetauscht. Wir waren uns einig, dass deren Aufarbeitung auch im 20. Jahr nach der Washingtoner Erklärung ihre zentrale Bedeutung behält und werden hier weiterhin eng zusammenarbeiten. Wir unterstützen das Vorhaben vom Israel Museum, die aktuelle Ausstellung „Bestandsaufnahme Gurlitt - Ein Kunsthändler im Nationalsozialismus“ des Berliner Gropiusbaus, im Jahr 2019 auch in Jerusalem zu zeigen. Den Kunstfund wollen wir nicht nur der israelischen Öffentlichkeit zugänglich, sondern auch den NS-Kunstraub und das damit verbundene Schicksal der Opfer der Shoa sichtbar machen. Den deutsch-hebräischen Übersetzerpreis werden Kulturministerin Miri Regev und ich weiterhin ausloben. Wir wollen auch die bereits bestehende Zusammenarbeit im Bereich Literatur, Tanz, Musik und Film noch weiter intensivieren.“

Am Rande der deutsch-israelischen Regierungskonsultationen eröffnete Staatsministerin Monika Grütters gemeinsam mit der israelischen Ministerin Gila Gamliel die Konferenz „The Future of Looted Art“ im Bible Lands Museum. Monika Grütters nahm auf Einladung des Verbandes der Organisationen Holocaustüberlebender in Israel an der Konferenz teil. Fachleute unterschiedlicher Disziplinen diskutierten über Bestandsaufnahme und Perspektiven der Washingtoner Erklärung.


In ihrem Grußwort betonte die Staatsministerin: „Die Aufarbeitung des NS-Kunstraubes, die Provenienzforschung an den einzelnen Kulturgütern, ist mir ein politisch wichtiges und ein echtes Herzensanliegen. Deshalb habe ich die Mittel für Provenienzforschung in meinem Kulturetat in Deutschland mehr als verdreifacht, denn wir alle wissen, wie schwierig, komplex und mitunter zäh die Erforschung der Provenienz geraubter Kulturgüter ist. Aber sie hat in den vergangenen Jahren erhebliche Fortschritte gemacht und damit maßgeblich zum weiteren Verständnis und zur Aufklärung des NS-Kunstraubes beigetragen. Auch die Zusammenarbeit mit internationalen Einrichtungen, insbesondere die wertvolle Unterstützung durch das Israel Museum und Yad Vashem, hat uns international zusammengebracht und viel besser vernetzt als wir es vorher waren. Der Fall Gurlitt ist ein anschauliches und gutes Beispiel für die Erfolge, die aus internationaler wissenschaftlicher Zusammenarbeit erwachsen können und eine Motivation dafür, diese auch in Zukunft fortzuführen. Denn gerade die internationale Vernetzung der Provenienzforschung und der Wissensaustausch ermöglichen, immer wieder und teilweise überraschend, Schicksale aufzuklären und verschlungene Wege mancher Objekte nachzuzeichnen, auf deren Herkunft es vorher keine Hinweise gab.“

Monika Grütters weiter: „Es ist unsere moralische Pflicht, den Opferbiographien nachzuspüren. Eine Wiedergutmachung kann es nicht geben, aber wir müssen der Geschichte derer auf den Grund gehen, die von den Nationalsozialisten beraubt, verfolgt, ermordet, oder – mittellos – zur Emigration gezwungen wurden. Diese Einsicht brauchen wir, um der immerwährenden Verantwortung für die Erinnerung an die Opfer gerecht zu werden, die das von Deutschen verschuldete, unermessliche Leid und Unrecht uns auferlegt. Mit einer Erinnerungskultur, die das Verbindende über das Trennende stellt, können wir Brücken der Verständigung bauen, auch über nationale Grenzen hinweg. Deshalb ist es notwendig und wichtig, dass sich die heutige Konferenz auch der Frage widmet, wie gemeinsames Erinnern ermöglicht werden kann.“