Statement von Kulturstaatsministerin Monika Grütters anlässlich der Übergabe eines Förderbescheids auf dem Friedhof der Märzgefallenen

Im Wortlaut Statement von Kulturstaatsministerin Monika Grütters anlässlich der Übergabe eines Förderbescheids auf dem Friedhof der Märzgefallenen

Beim Gedenken an die Märzgefallenen von 1848 in Berlin sagte Staatsministerin Grütters ihre Unterstützung für das künftige Besucher- und Dokumentationszentrum am Friedhof zu. Mit der neuen Bundesstiftung „Orte der deutschen Demokratiegeschichte“ werde zudem erstmalig das Engagement des Bundes in diesem Bereich koordiniert und gebündelt, so Grütters.

Mittwoch, 30. Juni 2021
Gedenken auf dem Friedhof der Märzgefallenen

Foto: BKM / Patricia Kalisch

Vielleicht geht es Ihnen wie mir, meine Damen und Herren: Vielleicht kommen auch Ihnen beim Blick auf diesen Kranz, der den Opfern der Revolution von 1848 gewidmet ist, die Bilder und Schlagzeilen aus Belarus oder Hongkong in den Sinn, wo Menschen heute verfolgt und verhaftet, gequält und gefoltert werden, weil sie für Demokratie und demokratische Grundrechte eintreten.

Die Gegenwart zeigt, wieviel Mut, wieviel Kraft und wieviel Idealismus es dafür braucht. Die Vergangenheit lehrt, dass dieser Kampf, mag er im Moment auch aussichtslos erscheinen, auf lange Sicht nicht umsonst ist. Menschen kann man hinter Gitter bringen; die ansteckende Kraft ihres Vorbilds nicht. So gelten die Opfer der Revolution von 1848 heute als Wegbereiterinnen und Wegbereiter eines demokratischen Deutschlands. Der Friedhof der Märzgefallenen führt uns am Beispiel der Berliner Barrikadenkämpfe vom 18. März 1848 die Leitideen der Revolution vor Augen. Er erinnert schmerzlich an ihr Scheitern – und daran, dass viele Menschen das Eintreten für Demokratie mit ihrem Leben bezahlten. Doch als Teil deutscher Demokratiegeschichte vermittelt er auch, dass ihre Ideale weiterlebten. So rückt er ins öffentliche Bewusstsein, wie hart Freiheit, Rechtsstaatlichkeit und Menschenrechte erkämpft werden mussten – und dass es sich lohnt, diesen Kampf zu führen.

Das gilt auch im demokratischen Deutschland des 21. Jahrhunderts. Denn Demokratie ist keine Selbstverständlichkeit, sondern eine Errungenschaft – kein Geschenk, sondern stetes Bemühen. Sie lebt, solange sie geachtet und gestaltet, verteidigt und erkämpft wird. Das müssen wir insbesondere der jungen Generation immer wieder nahebringen. Deshalb unterstütze ich das künftige Besucher- und Dokumentationszentrum am Friedhof der Märzgefallenen mit drei Millionen Euro aus dem Bundeskulturetat.

Darüber hinaus entsteht mit der neuen Bundesstiftung „Orte der deutschen Demokratiegeschichte“ eine Institution, die das Engagement des Bundes in diesem Bereich erstmals koordinieren und bündeln wird. Ich freue mich, dass der Deutsche Bundestag den von mir vorgelegten Gesetzentwurf zur Errichtung der Stiftung am 9. Juni beschlossen und das Rahmenkonzept zur Weiterentwicklung dieser Orte zur Kenntnis genommen hat. Denn ich bin überzeugt: Es stärkt die Kräfte der Zivilgesellschaft und die Wehrhaftigkeit unserer Demokratie, wenn wir die Chance haben, uns nicht nur in der Auseinandersetzung mit den Abgründen deutscher Geschichte zu bewähren, sondern auch im Bewusstsein der eigenen Freiheitstraditionen zu wachsen. An den authentischen Orten lässt sich veranschaulichen, was es zu verteidigen gilt, und warum wir über die Höhepunkte unserer Demokratiegeschichte ehrliche Freude empfinden dürfen.

Im Jahr 2023 jähren sich die Ereignisse der Revolution von 1848 zum 175. Mal. Um sie angemessen zu würdigen, müssen wir sie einbetten – in regionale, nationale, europäische und auch weltweite Zusammenhänge. Es geht um das große Bild ihrer historischen und gegenwärtigen Bedeutung. Der Trägerverein des Friedhofs der Märzgefallenen engagiert sich dafür in besonderer Weise. Er hat eine ebenso wichtige wie überzeugende Idee entwickelt, wie sich die beteiligten Akteure vernetzen und miteinander eine zeitgemäße Vermittlung des Themas voranbringen können. Liebe Frau Dr. Kitschun, ich sage Ihnen die Förderung dieses Projektes heute nicht nur zu, sondern gebe Ihnen die Unterstützung der BKM gleich schwarz auf weiß: mit diesem Förderbescheid für Ihr Projekt. Herzlichen Dank Ihnen und Ihrem Team für Ihr Engagement!!

Ich wünsche dem Trägerverein des Friedhofs der Märzgefallenen weiterhin viel Erfolg dabei, die Erinnerung an deutsche Demokratiegeschichte und ihre Wegbereiterinnen und Wegbereiter wachzuhalten.