"Nase für neue Potenziale"

Agentur für Sprunginnovationen "Nase für neue Potenziale"

Rad, Dampfmaschine, MP3 oder E-Mail - manche Erfindungen haben die Welt verändert und neue Maßstäbe für die Zukunft gesetzt. Am Anfang steht vielfach nur eine Idee – manchmal entsteht daraus eine bahnbrechende neue Technologie. Die Bundesregierung will solchen Geschäftsideen und Produkten "Made in Germany" zum Markterfolg verhelfen und ruft deshalb die "Agentur für Sprunginnovationen" ins Leben.

3 Min. Lesedauer

Rafael Laguna de la Vera

Rafael Laguna, Gründungsdirektor der neuen Agentur für Sprunginnovationen.

Foto: Open-Xchange GmbH

"Vor rund 100 Jahren waren die führenden Physik- und Chemiebücher in Deutsch geschrieben. Selbst die amerikanischen Wissenschaftler kamen zum Studieren nach Deutschland und lernten erst mal Deutsch", sagt Rafael Laguna de la Vera. Der gebürtige Leipziger und erfolgreiche Unternehmer wurde vor kurzem von Bundesforschungsministerin Anja Karliczek und Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier zum Gründungsdirektor der Agentur für Sprunginnovationen berufen.

Sprunginnovationen sind solche Innovationen, die eine radikale technologische Neuerung beinhalten. Sie haben das Potenzial, bislang bekannte Techniken und Dienstleistungen bahnbrechend zu verändern und zu ersetzen.

Innovationen für neue Technologien und Dienstleistungen

Die Innovationsstärke der deutschen Wirtschaft war bisher ein Garant für die hohe Lebensqualität und den Wohlstand in Deutschland. Heute zeichnet sich die deutsche Wirtschaft durch eine hohe Wettbewerbsfähigkeit besonders in reifen Technologiefeldern und etablierten Branchen aus. Insbesondere im internationalen Umfeld fordern jedoch zunehmend neue Technologie- und Dienstleistungsunternehmen die Innovationsführerschaft der deutschen Wirtschaft heraus.

Hier setzt die Agentur zur Förderung von Sprunginnovationen an. Sie gibt neue Antworten innerhalb des deutschen Innovationsfördersystems. Dabei soll die Agentur nicht nur starke neue Impulse in die Wissenschaft und Wirtschaft gleichermaßen geben, sie ist zugleich ein Beitrag zur Zukunftsvorsorge der Gesellschaft. "Cool, agil und unternehmerisch soll die Agentur Heimat radikaler Innovation werden", sagt der designierte Gründungsdirektor.

Eine wichtige Aufgabe der Agentur wird es sein, Innovation-Scouting zu betreiben, Entwicklungen in der Wissenschaft und Wirtschaft zu beobachten und ihr Potenzial für disruptive Innovationen zu erkennen. Die Agentur wird selbst durch Wettbewerbe und andere Formate neue Potenziale und ihre Protagonisten sichtbar machen.

Hilfestellung für High Potential Persons

Aus einer Vielzahl von vorhandenen Forschungsansätzen gilt es jene herauszufiltern, die möglicherweise alte Geschäftsmodelle durch gänzlich neue ersetzen können. Sind konkrete Themen identifiziert, gibt die Agentur die Chance, diese in einem unternehmerischen Design in Projekt-GmbHs umzusetzen.

Die Agentur brauche dabei "eine Nase für Hipos", betont Laguna. Sie sollen High Potential Persons (Hipos) identifizieren, die mit ihrer Vision bislang kein Umfeld zur Umsetzung gefunden haben. Neben einem kontinuierlichen Coaching durch erfahrene Unternehmer soll die Agentur in den Bereichen unterstützen, wo bislang keine Stärken liegen, beispielsweise im kaufmännischen, administrativen oder auch im juristischen Bereich. Außerdem soll sie den Zugang zur Wissenschaft und Forschung, Wirtschaft und Industrie, Politik und zu den Medien bieten.

Wo steht die Agentur - wie geht es weiter?

Die Expertenkommission Forschung & Innovation sowie der Innovationsdialog der Bundeskanzlerin hatten den Aufbau einer Agentur zur Förderung von Sprunginnovationen empfohlen. Vor rund einem Jahr – am 29. August 2018 – beschloss das Bundeskabinett die Gründung einer Agentur für Sprunginnovationen in Federführung des Bundeswirtschafts- und des Bundesforschungsministeriums. Anfang Juli 2019 stimmte das Bundesfinanzministerium der Agenturgründung in Form einer GmbH zu. Mitte Juli wurde der Gründungsdirektor berufen.

Nun soll die Agentur schnellstmöglich an den Start gehen. Noch in der Sommerpause soll sie in das Handelsregister eingetragen werden. Zusammen mit dem Gründungsdirektor werden die federführenden Ministerien den Standort für die Agentur auswählen, der ihrem innovativen Geist entspricht und den besten Köpfen Freiraum für das Neue gibt.

Die Agentur für Sprunginnovationen wird zunächst für eine Laufzeit von zehn Jahren geplant. Für diese Laufzeit sind derzeit Mittel in Höhe von rund einer Milliarde Euro geplant. Auf Basis des Bundeshaushalts 2019 und des Regierungsentwurfs für 2020 stehen bis 2022 Mittel in Höhe von knapp 150 Millionen Euro zur Verfügung.