„Jeder Tag zählt in dieser schwierigen Lage“

Corona-Pandemie „Jeder Tag zählt in dieser schwierigen Lage“

Aufgrund der hohen und weiter steigenden Infektionszahlen und der aktuell angespannten Lage in den Krankenhäusern fordern Bundesgesundheitsminister Jens Spahn, RKI-Präsident Lothar Wieler und der Intensivmediziner der Berliner Charité, Steffen Weber-Carstens, entschiedenes Handeln.

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„Die Lage ist ernst. Die Infektionszahlen sind zu hoch und sie steigen weiter“, sagte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn am Donnerstag. Mittlerweile weisen 90 Prozent der positiv getesteten Covid-Proben die Mutante B.1.1.7 auf. Die meisten Neuerkrankungen finden bei den 15- bis 49-Jährigen statt. Doch auch bei den über 90-Jährigen steigt die Fallzahl wieder. Zwar würden die Todeszahlen der letzten Wochen stagnieren, dennoch gehen sie nicht mehr zurück.

Testen und Impfen allein reiche nicht aus, um die dritte Welle zu brechen. „Wir müssen die Zahlen runterbringen. Es ist naiv zu glauben, das Virus wegtesten zu können. Das funktioniert nicht“, sagte RKI-Präsident Lothar Wieler. Aus diesem Grund appellierten Wieler und Spahn an die Länder, jetzt zu handeln.

Kritische Lage in Krankenhäusern und auf Intensivstationen

Fast 5.000 Covid-19-Patienten werden derzeit auf Intensivstationen versorgt, Intensivmediziner rechnen mit bis zu 6.000 Patienten am Ende dieses Monats. 6 von 10 Patienten, die wegen einer Atemwegserkrankung im Krankenhaus behandelt würden, seien Covid-Patienten. „Schon jetzt können wir absehen, dass ohne einen Stopp dieser Entwicklung unser Gesundheitssystem an den Rand seiner Kapazität gelangen wird“, sagte Spahn.

Auch der Intensivmediziner und Koordinator für die Versorgung der Covid-19-Patienten der Berliner Charité, Steffen Weber-Carstens, warnt vor einer Überlastung des Gesundheitssystems. „In einigen Regionen gebe es nur noch zehn Prozent freie Kapazitäten“, sagte er. Viele Kliniken verschöben bereits wieder planbare Eingriffe. „Wir brauchen jetzt an dieser Stelle eine Kontrolle der Infektionsdynamik. Sonst werden wir das in Zukunft auf den Intensivstationen nicht mehr adäquat leisten können“, erklärte Weber-Carstens.

Impf-Kampagne nimmt Fahrt auf

Positiv sei, dass inzwischen knapp 17 Prozent der Bundesbürger mindestens einmal geimpft wurde – der Großteil der Bevölkerung jedoch noch nicht. Nach Angaben des Bundesgesundheitsministers erhielten in dieser Woche 45.000 Arztpraxen Impfdosen, für die kommende Woche haben bereits 50.000 Praxen Impfstoff bestellt. Dabei seien die Vakzine von AstraZeneca und Biontech gleichermaßen nachgefragt. Die Geschwindigkeit beim Impfen werde im Quartal weiter zunehmen.

„Müssen die Inzidenzen runterbringen“

Ziel sei es, die Inzidenzen zu senken. Denn je höher die Inzidenz steigt, desto höher sei das Risiko, sich anzustecken. Dabei können sich Kinder genauso anstecken wie Erwachsene, betonte RKI-Präsident Wieler. Das Risiko sei in Innenräumen deutlich größer. Wieler fügte hinzu: „Ich weiß, dass sich viele Menschen seit langem täglich unter erschwerten Bedingungen an der Pandemiebekämpfung beteiligen, indem sie Kontakte reduzieren, den Abstand halten, die Hygieneregeln beachten, den Mund-Nasen-Schutz tragen und natürlich auch, wo immer möglich, lüften – und sich vor allen Dingen impfen lassen und in Betrieben auch regelmäßig an Testungen teilnehmen. Dafür kann ich allen nur danken.“