Die Teilung bleibt eine „bittere Realität – Tag für Tag“

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Bundeskanzler besucht Korea Die Teilung bleibt eine „bittere Realität – Tag für Tag“

Die ballistischen Tests Nordkoreas müssten aufhören, betonte Bundeskanzler Scholz bei einem Besuch der innerkoreanischen Grenze. Im Anschluss kam er in Seoul mit Staatspräsident Yoon zusammen. Scholz würdigte die engere Zusammenarbeit der Partner im Indopazifik – „im Interesse von Frieden und Sicherheit in der gesamten Region“.

3 Min. Lesedauer

Ein Soldat zeigt in Richtung einer Landschaft. Hinter Bäumen sind Gebäude und ein riesiger Flaggenturm mit der nordkoreanischen Flagge zu sehen. Von hinten sind Bundeskanzler Olaf Scholz und seine Frau Britta Ernst zu erkennen.

Ein Offizier der Waffenstillstandskommission erläutert dem Bundeskanzler den Blick über die Demilitarisierte Zone in Richtung Nordkorea.

Foto: Bundesregierung/Zahn

Deutschland und Korea blicken auf langjährige politische Verbindungen zurück – in diesem Jahr feiern beide Länder das 140. Jubiläum der bilateralen Beziehungen. „Das spricht für gute diplomatische Verbindungen und ein hohes Maß an gegenseitigem Verständnis füreinander“, so der Kanzler nach seinem Gespräch mit dem koreanischen Staatspräsidenten Suk-Yeol Yoon in Seoul.

Mit der heutigen Reise besucht erstmals seit 2010 ein deutscher Bundeskanzler die Republik Korea. Zuletzt hatte Bundeskanzlerin a.D. Merkel 2010 auf Einladung Koreas am G20-Gipfel in Seoul teilgenommen. Der letzte bilaterale Besuch eines deutschen Bundeskanzlers fand 1993 durch Bundeskanzler a.D. Kohl statt.

Zusammenarbeit bei Wirtschafts- und Klimafragen

Mit Blick auf die Herausforderungen des Klimawandels erklärte Scholz, dass Deutschland und die Republik Korea auf dem Weg zur Klimaneutralität noch enger zusammenarbeiten wollen. Korea beheimatet den Sitz des Green Climate Fund , für den Deutschland zwei Milliarden Euro Unterstützung angekündigt hat.

Gleichzeitig sollen durch den Klimaschutz aber keine neuen Handelshemmnisse geschaffen werden. „Deshalb habe ich vor einiger Zeit die Idee eines internationalen offenen inklusiven Klimaclubs entwickelt, dessen Mitglieder sich auf gemeinsame Standards und Regeln verständigen“, erklärte Scholz. Es freue ihn sehr zu hören, „dass die Republik Korea sich ebenfalls als Mitglied des Klimaclubs einschreiben will“.

Bundeskanzler Scholz und der Präsident der Republik Korea, Yoon Suk-yeol, sitzen sich mit ihren Delegationen an einem großen Tisch gegenüber.

Bundeskanzler Scholz reist als erster deutscher Regierungschef seit 1993 zu einem bilateralen Besuch in die Republik Korea.

Foto: Bundesregierung/Zahn

Sehen Sie hier das Statement von Bundeskanzler Scholz bei der gemeinsamen Pressekonferenz mit Präsident Suk-Yeol Yoon.

Auch bei der Stärkung der wirtschaftlichen Resilienz und Sicherheit – besonders mit Blick auf globale Lieferketten – wolle man sich künftig noch enger austauschen, sagte Scholz.

Die Republik Korea gehört zu den G20-Mitgliedsländern und zählt damit zu den leistungsstärksten Wirtschaftsnationen weltweit. In diesem Jahr war Korea außerdem zu Gast beim G7-Gipfel in Hiroshima.

Gemeinsame Erfahrung der Teilung

Mit Blick auf seinen Besuch in der Demilitarisierten Zone zwischen Nord- und Südkorea erinnerte der Kanzler an die historischen Parallelen der nationalen Teilung – „die brutale Erfahrung einer Teilung“, die beide Länder eine. Der Besuch habe ihn sehr bewegt: „Während wir uns in Deutschland seit mehr als 30 Jahren glücklich schätzen können, die Teilung überwunden zu haben, bleibt sie für unsere koreanischen Freunde weiterhin eine bittere Realität – Tag für Tag.“

Vor seinem Gespräch mit dem koreanischen Staatspräsidenten hatte der Bundeskanzler die sogenannte Demilitarisierte Zone besucht – ein vier Kilometer breiter, entmilitarisierter Grenzstreifen etwa entlang des 38. Breitengrades.

Bundeskanzler Scholz steht gemeinsam mit seiner Ehefrau Britta Ernst an der innerkoreanischen Grenze.

Der Besuch der Demilitarisierten Zone an der Grenze zu Nordkorea war für Bundeskanzler Scholz sehr bewegend – und ein Zeichen dafür, wie gefährlich die Situation unverändert ist.

Foto: Bundesregierung/Zahn

Sehen Sie hier das Statement von Bundeskanzler bei seinem Besuch der Demilitarisierten Zone.

Die Republik Korea sei durch die illegalen Waffenprogramme Nordkoreas einer unmittelbaren Bedrohung ausgesetzt: „Die Starts ballistischer Raketen durch Nordkorea verstoßen nicht nur gegen das Völkerrecht, sondern sind eine Belastung für die Bürgerinnen und Bürger Koreas, Japans und der gesamten Region. Deutschland verurteilt dieses unverantwortliche Handeln scharf“, erklärte Scholz.

Die Bundesregierung stehe hinter den Bemühungen Koreas, Nordkorea durch Angebote zur vollständigen, unumkehrbaren und überprüfbaren Beendigung seiner Programme zur Entwicklung von Massenvernichtungswaffen und ballistischen Raketen zu bewegen: „Herr Präsident, Ihre Landsleute haben unsere volle Solidarität“, so der Bundeskanzler.

Süd- und Nordkorea sind seit dem Koreakrieg (1950-1953) geteilte Länder. Aufgrund der gemeinsamen Teilungserfahrung tauschen sich seit 2011 im deutsch-koreanischen Konsultationsgremium jährlich Expertinnen und Experten aus Politik und Wissenschaft zu konkreten Fragen der Wiedervereinigung aus. Auch erarbeiten sie Anregungen für den innerkoreanischen Annäherungsprozess.

Zusammenarbeit für Frieden und Sicherheit

Scholz würdigte die Initiative des koreanischen Präsidenten, historisch sensible Themen im koreanisch-japanischen Verhältnis anzugehen: „Für solche Initiativen braucht es politischen Mut und kluge Weitsicht. Die beweisen Sie. Danke dafür!“ Deutschland freue sich über eine engere Zusammenarbeit seiner Partner im Indopazifik im Interesse von Frieden und Sicherheit in der gesamten Region, betonte der Bundeskanzler. 

Mit Blick auf den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine bekräftigte Scholz, wie wichtig es sei, den Sanktionsdruck auf Russland weiter aufrechtzuerhalten, dabei aber auch schlechte Auswirkungen auf Drittländer möglichst zu vermeiden.

Der Kanzer hob das hohe Maß an Übereinstimmung zwischen beiden Ländern hervor und betonte: „Als Demokratien, als Wertepartner treten Deutschland und Korea gemeinsam für eine regelbasierte internationale Ordnung ein.“

Deutschland ist für Korea der wichtigste europäische Handelspartner mit einem bilateralen Handelsvolumen von rund 34,6 Milliarden Euro im Jahr 2022. Etwa 500 deutsche Unternehmen beschäftigen rund 100.000 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in Korea. Für Deutschland ist Korea drittwichtigster Handelspartner in Asien – nach China und Japan.

Lesen Sie hier das Interview von Bundeskanzler Scholz mit der „Yonhap News Agency“.