Azubis bringen die Digitalisierung voran

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Projekt „Digiscouts“ in Unternehmen Azubis bringen die Digitalisierung voran

Benedikt Salvermoser ist Auszubildender zum Schuhfertiger – und Teilnehmer des Online-Dialogs der Kanzlerin zum digitalen Wandel in der beruflichen Bildung. Mit digitalen Tools beschäftigt er sich auch außerhalb seiner eigentlichen Tätigkeit. Innerhalb des Projekts „Digiscouts“ kümmert er sich um die Digitalisierung in seinem Betrieb.

4 Min. Lesedauer

Foto zeigt Benedikt Salvermoser

Benedikt Salvermoser ist Auszubildender bei Lowa, Hersteller von Wander- und Bergschuhen.

Foto: Benedikt Salvermoser

Ein richtiger Nerd ist Benedikt Salvermoser sicher nicht. Der 19-Jährige aus der Nähe von Ingolstadt in Bayern liebt das Wandern. Ein Hobby, das bei ihm auch das Interesse für den Beruf des Schuhfertigers geweckt hat. Schließlich sind gute Wanderschuhe Voraussetzung für einen sicheren Aufenthalt in den Bergen. Benedikt ist aber auch ein „Fan der Digitalisierung“. Vor allem findet er es „klasse, wenn Digitalisierung eingesetzt wird, um Arbeitsschritte zu erleichtern“.

Verbindung von Tradition und Moderne

Tradition und Moderne werden auch in seinem Ausbildungsbetrieb großgeschrieben. Im Beruf des Schuhfertigers ist auch im 21. Jahrhundert noch viel handwerkliches Geschick erforderlich. „Eine Sohle muss immer mit der Hand befestigt werden. Würde man das maschinell machen, wäre das viel zu ungenau“, so Benedikt, der im dritten Lehrjahr kurz der Abschlussprüfung steht. In anderen Bereichen der Produktion setzt sein Ausbildungsbetrieb aber sehr wohl auf den Einsatz digitaler Technik.

Innovative Ideen für Digitalisierung

Dass das Unternehmen gegenüber neuen digitalen Ideen aufgeschlossen ist, belegt nicht zuletzt die Teilnahme an dem Projekt „Digiscouts“. Hierbei bringen Auszubildende auf innovative Weise die Digitalisierung im jeweiligen Betrieb voran – auch unabhängig vom eigentlichen Ausbildungsberuf.  

Lowa-Personalleiterin Miriam Hofmann war zunächst skeptisch, ob das Projekt für ihre Schuhfertigung geeignet ist. „Ich musste erst kurz überlegen, ob das Sinn macht, gerade weil wir ja auch bei uns noch viel mit der Hand arbeiten. Aber jetzt kann ich sagen: Ich finde es super.“

Bargeldloses Bezahlen in der Kantine

Begeistert zeigt sich auch Benedikt, gerade weil er sich mit „neuen Ideen richtig einbringen kann“. Gemeinsam mit zwei anderen Auszubildenden setzt er innerhalb des Projekts die Digitalisierung der Kantine und der Getränkeautomaten im Betrieb um. Mit ausschlaggebend für diese Idee war eine Umfrage unter der 270-köpfigen Belegschaft, zu der auch viele Ältere gehören. Etwa 80 Prozent hätten sich für das kontaktlose digitale Bezahlen mit einem Chip ausgesprochen, erzählt Benedikt. „Da wussten wir, dass wir auf dem richtigen Weg sind“. Idealerweise ist dies auch der Chip, mit dem die Arbeitszeit erfasst wird.  

Mehrere Stunden in der Woche kümmert sich der 19-Jährige neben seiner eigentlichen Lehre um das Projekt. Es gilt, Zeitpläne zu erstellen, Anbieter zu finden, Angebote einzufordern und zu vergleichen. Und diese schließlich dem Betriebsleiter vorzustellen. Benedikt und seine beiden Mitstreiter waren so erfolgreich, dass in Kürze in der Kantine wohl niemand mehr Bargeld braucht.

Eigenständiges Arbeiten der Azubis wird unterstützt

Personalleiterin Hofmann sieht das Projekt „Digiscouts“ als mehrfachen Gewinn. Es bringe den Betrieb bei der Digitalisierung weiter, „weil gerade die jungen Leute frische Ideen und andere Herangehensweisen als ältere Beschäftigte haben.“ Zudem profitierten die Auszubildenden, „vor allem in Richtung selbstständiges Arbeiten“. Wichtig sei, Jung und Alt bei der Digitalisierung mitzunehmen.

„Digiscouts“ wird vom Bundeswirtschaftsministerium gefördert. Die Idee hatte 2018 das RKW Kompetenzzentrum. Die einzelnen Projekte sollen von Auszubildenden selbst initiiert und umgesetzt werden. Ziele sind: die Förderung von Digitalisierung, der Aufbau und die Erhöhung von Kompetenzen, die Erprobung neuer Arbeitsformen und die Stärkung der Arbeitgeberattraktivität.

Oksana Braude vom RKW Kompetenzzentrum nennt noch ein weiteres wichtiges Kennzeichen von „Digisouts“: Es handele sich um eine Art Rollenwechsel zwischen Unternehmen und Auszubildenden. Die jungen Auszubildenden seien schließlich oft Digital Natives, die hierbei einmal in die Funktion der Expertinnen und Experten schlüpfen könnten. Bereits mehr als 350 Betriebe haben teilgenommen – aus den verschiedensten Bereichen von Industrie, Handel, Dienstleistung und Handwerk.

Große Vielfalt der Branchen und Betriebe

Laut Oksana Braude ist diese Vielfalt der Branchen und Betriebe sehr wichtig. Für das Projekt bewerben können sich kleine und mittelständische Ausbildungsunternehmen mit maximal 499 Mitarbeitenden.

Personalleiterin Hofmann vom Schuhfertigungs-Betrieb ist überzeugt davon, dass das Projekt auch die Ausbildung attraktiver macht. Die jungen Leute wollten auch digital etwas bewirken. Benedikt Salvermoser hat jedenfalls schon eine Menge Ideen, was er als Nächstes digitalisieren könnte: Beispiele sind digitale Lohncoupons und Urlaubsanträge. Ob er sich nach seinem Examen im Sommer als eine Art Digitalisierungs-Beauftragter in seinem Betrieb sieht? „Da würde ich mich freuen“, sagt Benedikt mit einem fröhlichen Lachen.

Das Projekt „Digiscouts“ wird auch beim Online-Dialog der Bundeskanzlerin am Freitag vorgestellt. Unter dem Motto „Digitaler Wandel in der Beruflichen Bildung“ diskutieren Kanzlerin Merkel und Bundesbildungsministerin Karliczek mit Praktikerinnen und Praktikern und Experten der dualen Ausbildung. Im Fokus stehen gelungene Praxis-Beispiele der Digitalisierung in der beruflichen Bildung. Zudem wird über digitale Herausforderungen der Zukunft gesprochen.