Deutsches Bildungssystem kann im internationalen Vergleich punkten

OECD-Bericht

Die Bundesregierung hat sich das Ziel gesetzt, allen Kindern und Jugendlichen in Deutschland die besten Bildungschancen zu ermöglichen.

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„Unser Bildungssystem schneidet im internationalen Vergleich in vielen Bereichen sehr gut ab“, freut sich Bundesbildungsministerin Anja Karliczek bei der Vorstellung der neuen OECD-Studie. Ein gutes Beispiel dafür sei der Übergang in das Berufsleben: In kaum einem anderen Land fänden so viele junge Menschen sofort nach ihrer Ausbildung einen Job wie in Deutschland. Nur sechs Prozent gelinge das nicht – im OECD-Durchschnitt seien es 21 Prozent, so Karliczek.

Der Bericht „Bildung auf einen Blick 2021“ enthält Daten zum Aufbau, zur Finanzierung und zur Leistung der Bildungssysteme in 37 OECD-Staaten und acht Partnerländern. Schwerpunktthema des diesjährigen Berichts ist die Chancengleichheit bei Bildungszugang, -teilnahme und -fortschritt.

Ein weiteres Studienergebnis: Trotz der Auswirkungen der Corona-Krise auf die Beschäftigung hat der Anteil unter den 18- bis 24-Jährigen, die sich weder in Beschäftigung noch in Ausbildung befinden, in den meisten OECD- und Partnerländern im ersten Jahr der COVID-19-Pandemie nicht wesentlich zugenommen. Der Anteil dieser 18- bis 24-Jährigen erhöhte sich im OECD-Durchschnitt von 14,4 Prozent in 2019 auf 16,1 Prozent in 2020. In Deutschland lag der Anteil derer, sich weder in Beschäftigung noch in Bildung oder Ausbildung befanden, in dieser Altersgruppe 2019 bei 8,2 Prozent und stieg 2020 auf 9,4 Prozent und liegt damit deutlich unter dem OECD-Durchschnitt.

Deutschland steht bei frühkindlicher Bildung und Betreuung gut da

In Deutschland nehmen sowohl in der Altersgruppe unter 3 Jahren als auch im vorschulischen Bereich mehr Kinder an frühkindlicher Bildung, Betreuung und Erziehung teil als im OECD-Durchschnitt. 2019 lag die Teilnahmequote in der Altersgruppe unter 3 Jahren bei 39 Prozent und in der Altersgruppe von 3 bis 5 Jahren bei 94 Prozent. Im OECD-Durchschnitt betrug die Teilnahmequote bei den unter 3-Jährigen 25 Prozent und bei den 3- bis 5-Jährigen 83 Prozent. Zudem gibt es laut OECD kein anders Land, in dem die Fachkräfte so viele Stunden in der frühkindlichen Bildung und Betreuung leisten, wie in Deutschland.

Die durchschnittlichen tatsächlichen Gehälter der Lehrkräfte im Primar- und allgemeinbildenden Sekundarbereich sind in Deutschland höher als in allen anderen OECD-Ländern mit verfügbaren Daten. In jedem dieser Bildungsbereiche waren die tatsächlichen Gehälter der Lehrkräfte in Deutschland 2020 mehr als 1,7-mal so hoch wie im OECD-Durchschnitt.

Zudem zählen die Bildungsgebühren an öffentlichen Einrichtungen in Deutschland zu den niedrigsten unter den Ländern mit verfügbaren Daten. Inländische Studierende mussten 2018 im Durchschnitt 148 US-Dollar pro Jahr für einen Bachelor-, Master- oder Promotionsbildungsgang entrichten – 80 Prozent weniger als im Jahr 2008. Für Jugendliche und junge Erwachsene, deren Familien nicht allein für die Kosten ihrer Ausbildung aufkommen können, stehen öffentliche Unterstützungsleistungen zur Verfügung (BAföG).

Überdurchschnittlich bei Bildungsniveau und lebenslangem Lernen

In Deutschland verfügen 86 Prozent aller Erwachsenen über eine mittlere oder hohe Qualifikation, das bedeutet, sie haben mindestens eine Studienberechtigung erlangt oder eine Berufsausbildung abgeschlossen. Dies ist deutlich mehr als der OECD-Durchschnitt mit 80 Prozent. Diese Qualifikation verbessert nicht nur die Chancen auf dem Arbeitsmarkt sondern auch die gesellschaftliche Teilhabe.

Auch Lebenslanges Lernen ist in Deutschland ausgeprägter als im OECD-Durchschnitt. In Deutschland beteiligten sich im Jahr 2018 59 Prozent der Männer (25- bis 64-Jährige) und 53 Prozent der Frauen an formaler und nicht-formaler Aus- und Weiterbildung. Im OECD-Durchschnitt waren es im Jahr 2016 mit 47 Prozent bzw. 48 Prozent viel weniger.

Chancengerechtigkeit in der Bildung

Bundesministerin Karliczek betonte aber auch, dass wir in wir in puncto Chancengerechtigkeit in der Bildung noch nicht am Ziel seien. Jüngste Vergleichsstudien belegten aber eben auch, dass der Anteil der sogenannten leistungsschwachen Schülerinnen und Schüler in den letzten Jahren gestiegen sei.

Der Anteil einfachqualifizierter junger Menschen liege in Deutschland mit 13 Prozent zwar unter dem OECD-Durchschnitt, sei aber immer noch zu hoch.

„Um allen Kindern frühzeitig gute Bildungschancen zu bieten, engagiert sich der Bund auch finanziell so stark wie nie zuvor für gute Bildung“, so Karliczek. So habe man vergangene Woche einen Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung beschlossen, bei dem der Bund den Ausbau mit 3,5 Milliarden Euro und die laufenden Kosten jährlich mit 1,3 Milliarden Euro unterstütze. So könnten zusätzliche Angebote in Sprache und kultureller Bildung gemacht werden, sagte die Bundesbildungsministerin.

Gemeinsame Anstrengungen von Bund und Ländern

Auch für die Digitalisierung in den Schulen stellt der Bund über den DigitalPakt Schule 6,5 Milliarden Euro bereit. „Eine gut konzipierte digitale Bildung hilft uns, jedes Kind optimal zu fördern und für Chancengerechtigkeit zu sorgen. Und zum Ausgleich von Leistungsunterschieden, die durch die Corona-Krise verschärft wurden, habe man das „Aktionsprogramm Aufholen nach Corona“ mit zwei Milliarden Euro auf den Weg gebracht, betonte Bundesministerin Karliczek.

„Für mich ist eines klar: Wir sind erst dann am Ziel, wenn wir für alle Kids und Jugendlichen in Deutschland die Möglichkeiten geschaffen haben, wirklich das Beste aus sich zu machen und die selbst angestrebten Bildungsziele auch zu erreichen. Das muss unser gemeinsamer Anspruch von Bund und Ländern sein.“, sagte Karliczek.