Neues Lernen in der Schul-Cloud

Digitales Pilotprojekt Neues Lernen in der Schul-Cloud

Ein Smartphone, Tablet oder PC und ein Internetanschluss – mehr braucht es nicht für das Lernen in der sogenannten Cloud. Damit Schüler von überall auf Lerninhalte zugreifen können, testen seit Juni bundesweit 27 Gymnasien die sogenannte Schul-Cloud. Und auch die Lehrer haben so mehr Zeit für ihre eigentliche Arbeit.

4 Min. Lesedauer

Zwei Mädchen vor einem Laptop.

Die Schul-Cloud macht digitale Lernangebote schul- und fächerübergreifend verfügbar.

Foto: BMBF/Hans-Joachim Rickel

Einfach überall lernen – am Gymnasium Carolinum in Neustrelitz ist das jetzt möglich. Denn zusammen mit 26 anderen naturwissenschaftlich-mathematischen Gymnasien deutschlandweit testet die Schule die "Schul-Cloud". Mit ihrer persönlichen Berechtigung, dem Log-in, können Schüler und Lehrer im virtuellen Raum auf alle Lehr- und Lernmedien zugreifen. Sie können die digitalen Lern- und Lehrangebote zudem direkt bewerten.

Schulleiter Henry Tesch möchte mit dem Testunterricht am Carolinum "die Schul-Cloud zum Leben erwecken". Denn: Die Schul-Cloud "unterstützt Schüler und Lehrer beim Lernen. Sie können sich überall miteinander und mit anderen Schulen vernetzen." Für die erforderliche stabile Internetanbindung haben der Schulträger und die Stadtwerke gesorgt: Die Schule bekam einen 250 Megabit-Anschluss.

Schüler können jetzt jederzeit – auch zu Hause – auf Unterrichtsstoff zugreifen. Die Schulen sparen sich die Server und die Administration. Und den Lehrkräften bleibt mehr Zeit für ihre eigentliche Arbeit.

Mehr Zeit für Inhalte

Denn die bisherigen Administratoren – meist Lehrkräfte der naturwissenschaftlichen Fächer (MINT) – müssen sich nicht mehr um die Technik kümmern. Sie helfen nun ihren Kollegen und den Schülern, die digitalen Lernumgebungen zu nutzen. Zum Beispiel für neue Formen der Gruppenarbeit. Und sie übernehmen mehr inhaltliche Aufgaben.

Externe, professionelle Administratoren sorgen jetzt dafür, dass die Programme in der Schul-Cloud immer aktuell und sicher sind.

Die Testphase an 27 Gymnasien startete im Juni 2017. Pro Schule beteiligen sich ein bis zwei Klassen an dem Pilotprojekt, das vom Schulnetzwerk MINT-EC und dem Hasso-Plattner-Institut initiiert wurde. Das Bundesbildungsministerium fördert das Projekt.

Flexibles Lernen und individuelle Förderung

Das neue digitale Angebot hat viele Vorteile: Jederzeit und überall lässt sich Unterrichtsstoff vertiefen – versäumter Unterricht leichter aufholen. Die Schülerinnen und Schüler können von zu Hause zusammen mit ihren Mitschülern Aufgaben online bearbeiten. Lehrenden ermöglicht die Cloud, Aufgaben besser auf den Lernstand der Schüler auszurichten und sie damit individuell besser zu fördern.

Grafik zu den Vorteilen der Schul-Cloud: überall verfügbar, einfacher und sicherer Zugang, digitale Lerninhalte, fächerübergreifend

Neues Lernen mit der Schul-Cloud

Foto: Hasso-Plattner-Institut

Fächerübergreifendes Material kann für mehrere Unterrichtsthemen genutzt werden. Videos machen den Lernstoff anschaulicher. Offene Kurse ergänzen das Angebot. Eine Kombination von Videokonferenz und cloud-basierter digitaler Tafel ermöglicht es, einfacher mit anderen Klassen oder Partnerschulen zusammenzuarbeiten.

Einen Einblick in die Funktionen der Schul-Cloud vermittelt ein Testzugang . Dort können sich Interessierte einloggen.

Eigene Zugänge statt Computerkabinett

Die Schul-Cloud sei eine große Entlastung, findet Schulleiter Tesch. Nur noch Smartphones, Tablets oder PC und ein Internetanschluss sind notwendig. Computerkabinette werden künftig nicht mehr gebraucht.

"Ins Carolinum bringen die Schüler ihre eigenen Tablets oder Notebooks mit. Wenn das nicht möglich ist, finden Schule und Schulverein eine Lösung. Denn alle Schüler sollen die gleichen Lernchancen haben", sagt Schulleiter Tesch.

Ab 2018 in 300 Schulen deutschlandweit

Die Pilotschulen gehören zum Verein MINT-EC, haben also ein ausgeprägtes Profil in Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik. Nach der ersten Testphase Ende April 2018 soll die Schul-Cloud stufenweise in allen rund 300 MINT-EC-Schulen eingeführt werden. Konzept und pädagogische Inhalte werden in den nächsten Jahren zusammen mit den Schulen fortlaufend weiterentwickelt.

"Im Ergebnis soll eine länderübergreifende, sichere und flexibel integrierbare Lehr- und Lernplattform entstehen, die neue und zeitgemäße Unterrichtsformate, einen besonders niederschwelligen Zugang zu digitalen Materialien sowie schulübergreifende Kollaborationen ermöglichen wird", hebt Wolfgang Gollub hervor. Er ist Vorstandsvorsitzender von MINT-EC.

Projekt mit Signalwirkung

Auf dem Digital-Gipfel der Bundesregierung im Juni 2017 hatte Bildungsministerin Johanna Wanka die erste Pilotphase der Schul-Cloud gestartet. "Das Projekt der Schul-Cloud hat Signalwirkung. Es zeigt, wie mit einer digitalen Infrastruktur modernes Lernen und Lehren unterstützt werden kann. Die Schul-Cloud wird viel mehr sein als eine technische Lösung, hier dient die Technik guter Pädagogik", sagte Wanka beim Besuch einer Pilotschule.

Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel macht sich für eine bundesweite Schul-Cloud stark: Die Schulen sollten sich dort die für sie passenden digitalen Lehrinhalte auswählen können, sagte sie im Video-Podcast am 7. Oktober 2017 .

Pädagogen entwickeln neues Lernmaterial

Die Lehrkräfte der Partnerschulen wählten für die erste Pilotphase die Fächer Mathematik, Geometrie, Deutsch und Physik. Sie bestimmen, welche bestehenden Inhalte genutzt werden und identifizieren, welche Lernangebote fehlen. Arbeitsgruppen der Schulen treffen sich regelmäßig und entwickeln beispielhafte Anwendungsszenarien im Unterricht. Neue Lernmaterialien können über die Schul-Cloud unkompliziert mit anderen Schulen geteilt und gemeinsam genutzt werden.

"Die Schul-Cloud bietet eine einzigartige Möglichkeit, ein breites Spektrum digitaler Lehr- und Lerninhalte unterschiedlichster Anbieter Schülern und Lehrern in jedem deutschen Klassenzimmer zugänglich zu machen und dabei den hohen datenschutzrechtlichen Anforderung gerecht zu werden", erklärt Christoph Meinel, Direktor des Hasso-Plattner-Instituts.