Lagebild zu Straftaten gegen Frauen und Mädchen
2023 wurden 938 Mädchen und Frauen Opfer von versuchten oder vollendeten Tötungsdelikten. Bundesfrauenministerin Paus und Bundesinnenministerin Faeser haben das Lagebild zu Straftaten gegen Frauen vorgestellt.
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Erstmals ist das Lagebild „geschlechtsspezifisch gegen Frauen gerichtete Straftaten“ veröffentlicht worden. Es bietet einen umfassenden Überblick über frauenfeindliche Straftaten im Bereich der politisch motivierten Kriminalität sowie über Straftaten, die überwiegend zum Nachteil von Frauen begangen werden oder in ihrer Ausprägung primär Frauen betreffen.
360 Frauen bei Femizid getötet
Straftaten gegen Frauen haben viele Facetten. Sie führen oft zu langfristigen Folgen für die betroffenen Frauen und Mädchen, einschließlich gesundheitlicher und psychischer Probleme. Im Jahr 2023 wurden 938 Mädchen und Frauen Opfer eines versuchten oder vollendeten Tötungsdeliktes. Der Anteil der weiblichen Opfer von Tötungsdelikten im Kontext von Paarbeziehungen liegt bei 80,6 Prozent. Insgesamt wurden 360 Mädchen und Frauen getötet. Damit ereignete sich in Deutschland im Jahr 2023 fast jeden Tag ein Femizid.
„Die Zahlen dieses ersten Lagebilds zeigen: Gewalt gehört zum Alltag von Frauen. Das ist beschämend“, sagte Bundesfrauenministerin Lisa Paus bei der Vorstellung des Lagebilds. Frauen benötigten niedrigschwelligen Schutz und Beratung.
Bundesinnenministerin Nancy Faeser sagte: „Wir brauchen mehr Härte gegen die Täter und mehr Aufmerksamkeit und Hilfe für die Opfer. Neben harten Strafen brauchen wir verpflichtende Anti-Gewalt-Trainings und elektronische Fußfesseln, damit die Täter ihr Verhalten tatsächlich ändern und sich betroffenen Frauen nicht mehr unbemerkt nähern können.“
Michael Kretschmer, Vizepräsident des Bundeskriminalamtes, stellte fest: „Wir müssen davon ausgehen, dass es weiterhin ein großes Dunkelfeld in diesem Phänomenbereich gibt und die tatsächlichen Zahlen, insbesondere in den Bereichen Häusliche und Digitale Gewalt, noch wesentlich höher sind.“ Es gelte daher auf Seiten der Sicherheitsbehörden, die Entwicklung der Zahlen weiterhin zu beobachten, derartigen Straftaten sensibel und aufmerksam zu begegnen, sowie deren Tathintergründe zu erkennen und aufzuklären.
Zum Internationalen Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen am 25. November 2024 hat die Polizeiliche Kriminalprävention der Länder und des Bundes eine Videokampagne gestartet. Jugendliche und junge Erwachsene werden über Gewalt in Partnerschaften und Ex-Partnerschaften informiert und sensibilisiert. Betroffene kommen zu Wort. Wege aus der Gewalt werden aufgezeigt. Mehr dazu finden Sie beim Bundesinnenministerium.
Hasskriminalität gegen Frauen steigt stark an
Mehr als 17.193 Frauen und Mädchen wurden im vergangenen Jahr Opfer von digitaler Gewalt, zum Beispiel von Cyberstalking oder anderen Straftaten, die unter anderem über soziale Medien begangen wurden. Damit stiegen die Delikte im Bereich der digitalen Gewalt um 25 Prozent.
Mit 70,5 Prozent sind die weitaus meisten Opfer häuslicher Gewalt Frauen und Mädchen. 591 Frauen und Mädchen wurden Opfer von Menschenhandel zum Zweck der sexuellen Ausbeutung. Frauen und Mädchen unter 21 Jahren machen mit 31,5 Prozent fast ein Drittel der weiblichen Opfer aus.
Besonders hoch ist der Anstieg bei den frauenfeindlichen Straftaten im Bereich der politisch motivierten Kriminalität. Mit 322 Straftaten im Jahr 2023 ist ein Anstieg um 56,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr zu verzeichnen (2022: 206). Bei den Opfern und Tatverdächtigen handelt es sich überwiegend um deutsche Staatsangehörige.
Das Hilfetelefon „Gewalt gegen Frauen“ bietet Frauen, Personen aus deren sozialem Umfeld und Fachkräften unter der Nummer 116 016 rund um die Uhr kostenlose, barrierefreie und anonyme Beratung auf Deutsch und 18 Fremdsprachen an. Weitere Informationen: www.hilfetelefon.de
Das Lagebild „Geschlechtsspezifisch gegen Frauen gerichtete Straftaten“ finden Sie beim BKA.