Kunstfund Gurlitt: Spitzweg wird restituiert

NS-Raubkunst Kunstfund Gurlitt: Spitzweg wird restituiert

Ein kleines Blatt von großer Bedeutung: Mit Carl Spitzwegs Zeichnung "Das Klavierspiel“ wurde nun auch das letzte der bislang als NS-Raubkunst identifizierten Werke aus dem Kunstfund Gurlitt restituiert.

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Carl Spitzweg, Das Klavierspiel (um 1840), Vorder- und Rückseite

Cal Spitzweg, Das Klavierspiel (um 1840), Vorder- und Rückseite

Foto: Mick Vincenz (C) Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland GmbH

Die Bleistiftzeichnung zeigt eine beschauliche Szene: Ein musizierendes Paar, dem eine ältere Dame auf einem Sofa lauscht. Dass das kleinformatige Bild auch eine Geschichte von Raub und Enteignung durch die Nationalsozialisten erzählen kann, brachte erst die Erforschung seiner Herkunftsgeschichte zu Tage.

Sie ergab, dass sich Spitzwegs Zeichnung ursprünglich im Besitz des jüdischen Musikverlegers und Kunstsammlers Dr. Henri Hinrichsen befand. Er wurde 1942 in Auschwitz ermordet. Drei Jahre zuvor beschlagnahmten die Nationalsozialisten das Blatt. 1940 wurde es von Hildebrand Gurlitt erworben, der den Kaufpreis allerdings nicht an Hinrichsen überwies, sondern auf ein Sperrkonto einzahlte. Damit war es Hinrichsen unmöglich, über die Summe zu verfügen.

Grütters: Verpflichtung zur Aufarbeitung des NS-Kunstraubs

Dass das kleine Kunstwerk nun den Erben des ehemaligen Eigentümers zurückgegeben werden konnte, sei ein weiterer wichtiger Schritt in der Aufarbeitung des NS-Kulturgutraubs, erklärte Kulturstaatsministerin Monika Grütters.

Grütters erinnerte daran, dass hinter jedem dieser geraubten oder entzogenen Kunstwerke ein individuelles menschliches Schicksal stehe. "Wir können dieses schwere Leid nicht wiedergutmachen. Aber durch die Aufarbeitung des NS-Kunstraubs versuchen wir, ein Stück weit zu historischer Gerechtigkeit beizutragen und unserer moralischen Verantwortung gerecht zu werden."

Gurlitt-Projekt: Systematische Forschung inwischen abgeschlossen

Die Zeichnung ist eines von mehr als 1.500 Werken aus dem "Kunstfund Gurlitt". Die Bundesrepublik Deutschland, der Freistaat Bayern und die Stiftung Kunstmuseum Bern als Erbe Cornelius Gurlitts hatten 2014 festgelegt, dass die Provenienzen der Werke erforscht werden und der Bund NS-Raubkunst an die Opfer oder deren Erben restituiert.

Die systematische Forschung durch das Gurlitt-Projekt wurde Ende 2017 abgeschlossen. Alle 14 Werke, die im Zusammenhang mit dem Kunstfund im Rahmen der Recherchen als NS-verfolgungsbedingt entzogen identifiziert wurden,  konnten inzwischen restituiert werden.