Kulturstaatsministerin Grütters fördert Dokumentarfilmvorhaben mit rund 1,3 Millionen Euro

Am 19. und 20. August 2020 fand die Sitzung der Jury für Dokumentarfilmförderung der Staatsministerin für Kultur und Medien statt. Aus insgesamt 38 eingereichten Anträgen auf Produktionsförderung wurden acht programmfüllende Filmvorhaben und aus 20 Anträgen auf Stoffentwicklungsförderung sechs Filmstoffe durch die Jury zur kulturellen Filmförderung vorgeschlagen. Den Empfehlungen der unabhängigen Jury folgend, fördert die Staatsministerin für Kultur und Medien, Monika Grütters, die nachfolgenden programmfüllenden Dokumentarfilmvorhaben mit insgesamt 1.265.000 Euro.

Die Filmauswahl ist geprägt von starken Frauen und Expeditionen in die Subkultur. In „B-Girls“ begleiten Lisa Wagner und Elke Brugger drei Freundinnen in der von Männern geprägten Breakdance-Welt. Leila Albayaty erzählt in „Meine Tränen kommen aus Bagdad“ ihre bewegende Familiengeschichte, in der die Musik eine ebenso existenzielle Rolle spielt wie für die weiblichen Punk-Ikonen in „Jung Kaputt spart Altersheime“ von Christine Franz und die von Phillipp Jedicke porträtierten Bands in „Vienna Calling“. Andere Projekte, wie von Heinz Emigholz, betrachten die Architektur der „Schlachthäuser der Moderne“ mit anderen Augen oder begeben sich, wie Jens Meurer in „Back in the USSR“, auf einen historischen Roadtrip.

Die Förderungen im Einzelnen (mit Inhaltsangaben der Antragsteller/innen):

Produktion

„B-Girls“, Produktionsfirma: Lichtblick Film- & Fernsehproduktion GmbH, Köln
Autorinnen und Regisseurinnen: Elke Brugger, Lisa Wagner
Fördersumme: 70.000 Euro.
Inhalt: Frieda, Viola und Jilou sind Freundinnen und zählen zu den erfolgreichsten Frauen in der Breakdance-Welt. Die Szene ist extrem wettbewerbsorientiert, voller ungeschriebener Gesetze und fast ausschließlich von Männern geprägt. Doch die B-Girls lassen sich nicht davon abhalten, ihr Ding durchzuziehen: Die drei stehen vor neuen Herausforderungen und Entscheidungen, die nicht nur ihr Leben als professionelles B-Girl verändern, sondern auch ihre Freundschaft auf die Probe stellen werden.

„Meine Tränen kommen aus Bagdad“, Produktionsfirma: Volte GbR, Berlin
Autorin und Regisseurin: Leila Albayaty
Fördersumme: 65.000 Euro.
Inhalt: „Meine Tränen kommen aus Bagdad“ erzählt die bewegende Familiengeschichte zweier Generationen von Einwanderern, welche uns in eine Welt voller Musik führt. Bei Leilas Suche nach ihren Wurzeln und verlorenen Erinnerungen entdeckt sie die enorme Kraft, welche durch eine Konfrontation mit der eigenen Vergangenheit entstehen kann.

„Spektralfarbe Blau“, Produktionsfirma: spice film GmbH, Berlin
Autor und Regisseur: Simon Brückner
Fördersumme: 250.000 Euro.
Inhalt: Der Film zeigt das Innenleben und die Entwicklung der Partei "Alternative für Deutschland" (AfD) über ein Jahr auf den drei parteipolitische Ebenen in Berlin: Bezirk, Landesparlament und Bundestag.

„Jung Kaputt spart Altersheime“, Produktionsfirma: Sugar Town Filmproduktion GmbH & Co.KG, Berlin
Autorin und Regisseurin: Christine Franz
Fördersumme: 150.000 Euro.
Inhalt: "Nicht labern, machen!" Deutschland, Ende der 70er. Die Punk-Welle war gerade von England aus den Clubs des Festlands angekommen. Punk versprach Rebellion und Selbstermächtigung. Auch für die Frauen in der Szene. Sie gründeten Bands und erkämpften sich ihren Platz auf der Bühne zwischen den dominanten Punk-Platzhirschen, spielten gegen gesellschaftliche Normen und längst überholte weibliche Rollenbilder an. Das ist ihre Geschichte. Eine Herstory des deutschsprachigen Punks.

„The Gate“, Produktionsfirma: Ma.ja.de. Filmproduktions GmbH, Leipzig
Autorin und Autor: Jasmin Herold, Michael Beamish
Regisseurin und Regisseur: Jasmin Herold, Michael Beamish
Fördersumme: 200.000 Euro.
Inhalt: Was bleibt, wenn der Krieg vorbei ist? In der kargen Landschaft Utahs begegnen wir Soldaten, deren Familienmitgliedern und Überlebenden des Krieges, die versuchen mit der Vergangenheit in der Gegenwart zu leben.

„Vienna Calling“, Produktionsfirma: Fruitmarket Kultur und Medien GmbH, Köln
Autor und Regisseur: Philipp Jedicke
Fördersumme: 120.000 Euro.
Inhalt: In "Vienna Calling" begibt sich der deutsche Regisseur Phillip Jedicke auf eine Reise ins subkulturelle Herz der österreichischen Hauptstadt, deren musikalischer Puls durch Künstler wie Bilderbuch, EsRap, Wanda oder Voodoo Jürgens schlägt. Er entdeckt eine Welt der liebevollen Gehässigkeit und des Schmähs, voller skurriler Geschichten und harter Gegensätze. Begleitet von schillernden Künstlern und urigen Freaks muss der Piefke bald erkennen, dass die Stadt noch unberechenbarer und rätselhafter ist, als es ihr lässig gehypter Grundton vermuten lässt.

„Schlachthäuser der Moderne“, Produktionsfirma: Filmgalerie 451 GmbH & Co.KG, Berlin
Autor und Regisseur: Heinz Emigholz
Fördersumme: 195.000 Euro.
Inhalt: Die quasi-faschistische Architektur der Schlachthäuser Francesco Salamones in der argentinischen Pampa, die utopischen Bauwerke Freddy Mamani Sylvestres in El Alto, Bolivien, und das restaurative "Stadtschloss" in Berlin sind die Eckpunkte eines analytischen Dokumentarfilms, der den Doppelcharakter der architektonischen Moderne im Spannungsfeld zwischen Avantgarde und politischer Propaganda untersucht.

„Wir, die Wölfe“, Produktionsfirma: Tiempo Filmproduktion GmbH & Co.KG, Hamburg
Autor und Regisseur: Darío Aguirre
Fördersumme: 95.000 Euro.
Inhalt: Als Kind schärfte mir meine Großmutter ein: "Vergiss nicht, wer dein Ururgroßvater war!" Theodor Wolf, ein deutscher Jesuit und Forscher. In Deutschland blieb er im Schatten von Humboldt, in Ecuador ist sogar eine der Galapagos-Inseln nach ihm benannt. Jetzt ist meine Großmutter 90 und erinnert sich weder an ihn noch an mich. Gemeinsam erforschen wir unsere Familiengeschichte. Eine unerwartete Wendung stellt unsere Identität in Frage.

Stoffentwicklung

„Atom Boy“, Autor: Lutz Dammbeck, Hamburg.
Fördersumme: 20.000 Euro.
Inhalt: 1945 beendeten die USA mit dem Einsatz einer neuen Waffe ihren Krieg im Pazifik. Der Abwurf von zwei Atombomben versetzte die Japaner in Angst und Schrecken. Wie konnte es den USA wenig später gelingen, die Angst und Abwehr der Japaner gegen alles, was mit Atomkraft zusammenhing, zu überwinden und den Japanern ihre Atomtechnik zu verkaufen?

„Über Mauern“, Autor: Jan Speckenbach, Berlin.
Fördersumme: 20.000 Euro.
Inhalt: Seit dem Fall der Berliner Mauer sind überall auf der Welt mehr Grenzmauern entstanden als in der Zeit des Kalten Krieges. Sind wir nach dem Sieg der Freiheit, für den gemeinhin Wende und Perestroika stehen, erneut in eine Realität der Mauern abgeglitten? Doch Mauern gewähren auch Schutz vor Übergriffen oder Regen. Den Garten Eden etwa stellen wir uns oft hinter einer Mauer vor.

„Modern Pets“, Autor: Madeleine Dallmeyer, Berlin.
Fördersumme: 20.000 Euro.
Inhalt: „Modern Pets“ ist ein Film über die futuristische Welt der modernen Haustiere und ihrer Halter. In fünf Geschichten rund um den Globus erleben wir Menschen, die alles daran setzen, durch Technologie und Forschung für sich und ihre Tiere die ultimative Lebensqualität zu erreichen. Eine schwarzhumorige Metapher über die unermüdliche Suche des Menschen nach dem besseren Leben.

„The Flow“, Autor: Natalija Yefimkina, Berlin.
Fördersumme: 20.000 Euro.
Inhalt: „The Flow“ beschreibt die Sinnsuche der heutigen westlichen Gesellschaft. Sechs Protagonist*innen unterschiedlichen Alters und aus allen Schichten kommend nehmen uns mit auf eine Reise in ihr Inneres und legen eine neue Dimension vor, die hinter den Gedanken liegt und zu komischen, tragischen und außergewöhnlichen Erlebnissen führt.

„Girls on Fire“, Autor: Tristan Ferland Milewski, Berlin.
Fördersumme: 20.000 Euro.
Inhalt: Zum ersten Mal in der Geschichte sind junge Frauen Anführerinnen einer globalen Bewegung, die unseren Planeten radikal verändern will. Wie unter einem Zerrglas machen Clara Mayer aus Deuschland, Hadja Idrissa Bah aus Guinea und Frankreich, Julia Maciocha aus Polen und Emma González aus den USA sichtbar, wie sehr alle Themen, für die sie kämpfen, Teil eines großen Ganzen sind.

„Back in the USSR“, Autor: Jens Meurer, Berlin.
Fördersumme: 20.000 Euro.
Inhalt: „Back in the USSR“ ist ein Roadmovie und die Fortsetzung einer Reise, die vor dreißig Jahren begann. Damals bereisten Jens Meurer - und sein langjähriger Kameramann Bernd Fischer - das gesamte untergehende Imperium und hielten es für eine 4-teilige Serie auf 35mm fest. Heute wagen sie eine Wiederbegegnung mit dem Material von damals und mit einem Land, das uns wieder fremd scheint.

Der Jury Dokumentarfilm gehörten in der Sitzung an:
Annekatrin Hendel (Produzentin, Regisseurin / Berlin), Kathrin Lemme (Produzentin / Hamburg), Gesa Marten (Editorin, Dramaturgin / Groß Kreutz), Maya Reichert (Leiterin Doc.Education Dokfest München / München) und Ralf Schenk (Filmjournalist /  Berlin).

Der nächste Einreichtermin für Stoffentwicklungs- und Produktionsförderung Dokumentarfilm ist der 24. September 2020. Die aktuellen Filmförderungsrichtlinien, Antragsformulare und Merkblätter sind im Internet unter www.kulturstaatsministerin.de/filmfoerderung abrufbar.

Kontakt/Information:
Pressestelle BKM, Telefon: 030/18 681 - 43333, Fax: - 55366
E-Mail: presse@bkm-info.bund.de
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