Bedürfnisse von jungen Leuten bleiben im Mittelpunkt 

Diskussion bei “JugendPolitikTagen“ Bedürfnisse von jungen Leuten bleiben im Mittelpunkt 

Die Bundeskanzlerin hat Hilfen für junge Menschen auch nach der Pandemie zugesichert. Man werde mit den Folgen der Einschränkungen noch lange zu kämpfen habe, betonte Merkel bei den “JugendPolitikTagen“. Dort diskutierte sie gemeinsam mit Familienministerin Giffey und zugeschalteten Jugendlichen über Möglichkeiten, sich in Politik und Gesellschaft einzubringen.

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Studio für die digitale Diskussion der Teilnehmer der Jugendpolitiktage mit Kanzerlin Merkel und Jugendministerin Giffey.

Digitale Diskussion: Kanzlerin Merkel und Jugendministerin Giffey diskutierten via Videoschalte mit den Teilnehmern der Jugendpolitiktage.

Foto: Torben Krauß

Die Corona-Pandemie und ihre langfristigen Folgen: Das war auch ein beherrschendes Thema der virtuellen Diskussion bei den “JugendPolitikTagen“. Was unternimmt die Bundesregierung konkret, um junge Leute zu unterstützen? Und wird auf die Wirtschaft bei den Einschränkungen mehr Rücksicht genommen als auf Jugendliche? Fragen, die einige der insgesamt etwa 550 zugeschalteten Mädchen und Jungen direkt Bundeskanzlerin Angela Merkel und Bundesfamilienministerin Franziska Giffey stellen konnten.

“Eine sehr schwere Zeit für junge Leute“

Gerade für junge Leute seien die vergangenen Monate eine sehr schwere Zeit gewesen, sagte die Kanzlerin. Distanzunterricht, kaum persönliche Kontakte zu Freunden, keine Abschlussfeiern: Merkel nannte mehrere Beispiele für die “großen Einschränkungen“, unter denen Jugendliche zu leiden hätten. Umso wichtiger sei es, sie mit ganzer Kraft zu unterstützen. Und das gelte nicht nur im Moment, sondern auch nach der Pandemie. Die Bedürfnisse von Kindern und Jugendlichen “werden wir im Mittelpunkt behalten“, hob Merkel hervor. Mit Blick auf einen Impfstoff für 12- bis 15-Jährige zeigte sie sich zuversichtlich, dass eine europäische Zulassung „sehr zeitnah passieren wird“.  

Corona-Aufholprogramm hilft Kindern und Familien

Familienministerin Giffey verwies auf das in dieser Woche vom Kabinett verabschiedete Corona-Aufholprogramm für Kinder und Jugendliche. Es sieht insbesondere den Abbau von Lernrückständen, die verstärkte frühkindliche Bildung sowie die Förderung von Freizeit-, Ferien- und Sportaktivitäten vor. Giffey betonte, dass es nicht nur um das Nachholen von Lerninhalten gehe, sondern dass es für junge Leute auch wichtig sei, endlich wieder eine unbeschwerte Freizeit zu erleben und sich von der „besonderen Zeit“ der Pandemie zu erholen.

Sehnsucht nach „Gemeinschaftserlebnissen“

Auch die Kanzlerin sprach von der hohen Bedeutung von „Gemeinschaftserlebnissen“. Und dass es nun entscheidend sei, auch mögliche Lücken im Sozialverhalten auszugleichen, beispielsweise wie man sich in einer Diskussion mit anderen verhalte. Das sei durch die Kontaktbeschränkungen der letzten Zeit zu kurz gekommen.

Auf die Frage, ob die Wirtschaft gegenüber Jugendlichen bevorzugt werde, antwortete Merkel mit der Erkenntnis, dass es im privaten Bereich mehr Ansteckungen gebe als im beruflichen Umfeld. Zudem hätten wichtige Wirtschaftszweige wie die Industrie geöffnet bleiben müssen, weil nur so weiter wichtige Steuereinnahmen erzielt würden. Und diese brauche man auch, um die zahlreichen Corona-Hilfen des Staates bezahlen zu können. Davon abgesehen hätten andere Wirtschaftsbereiche wie Hotels und Gaststätten sehr unter den Einschränkungen zu leiden.

Kanzlerin Merkel im Kanzleramt während ihrer digitalen Teilnahme an den Jugendpolitiktagen 2021.

Stürzen Sie sich „ins Getümmel“, empfahl Merkel jungen Frauen, die sich politisch engagieren wollen.

Foto: Bundesregierung/Steins

Wie können sich Jugendliche stärker einbringen?

Zweiter inhaltlicher Schwerpunkt der Diskussion war die Frage, wie Jugendliche verstärkt in Politik und Gesellschaft mitwirken können und dort auch Gehör finden - das eigentliche Thema der „JugendPolitikTage“.            

Die „JugendPolitikTage“ sind eine Veranstaltung des Bundesjugendministeriums, Partner ist die Jugendpresse Deutschland. 2017 und 2019 wurde bei den „JugendPolitikTagen“ die gemeinsame Jugendstrategie  der Bundesregierung entwickelt. Nun geht es darum, diese weiter auszubauen. Ziel ist, junge Menschen stärker an der Politik zu beteiligen.

Ministerin Giffey betonte, wie wichtig es sei, „dass wir vor allen Dingen die junge Generation bei allem, was wir politisch entscheiden und planen, mitberücksichtigen“. Durch die Ende 2019 beschlossene gemeinsame Jugendstrategie der Bundesregierung werde das erreicht. “Dabei unterziehen wir unsere Gesetze einem Jugend-Check, der danach schaut, wie sich unsere gesetzlichen Regelungen auf die junge Generation auswirken“.       

Mehr als 160 konkrete Maßnahmen

Die Jugendstrategie umfasst mehr als 160 konkrete Maßnahmen mit dem Ziel, dass sich junge Menschen stärker an der Politik beteiligen. Als Beispiel nannte Giffey die „Akademie für Kinder- und Jugendparlamente“. Dort würden beispielsweise junge Leute unterstützt, die sich vor Ort politisch engagieren wollen. Die Ministerin zeigte sich überzeugt, dass auch Kommunalpolitiker bei Fragen ansprechbar seien, schließlich ist es „ein großer Mehrwert, wenn man junge Leute beteiligt“.

Politische Beteiligung von jungen Frauen

Die 20-jährige Lena aus Köln wollte von der Kanzlerin erfahren, wie sich mehr junge Frauen für politisches Engagement begeistern ließen. Wichtig ist dafür nach Meinung Merkels, dass sich die Politik vor allem lebenspraktischen Fragen widmet. Außerdem müsse über die Formen und Zeiten von Zusammenkünften in den Gremien gesprochen werden. Viele Frauen würden vielleicht abgeschreckt, wenn abends Versammlungen “ewig dauern“. Allerdings hätten die Parteien hier in den vergangenen Jahren schon einiges geändert.

Merkel: „Ich war jung, Frau und kam aus dem Osten“

Merkel gab jungen Frauen den Tipp, „sich ins Getümmel zu stürzen“. So sei sie selbst auch vorgegangen. Allerdings habe sie Glück gehabt und sei so etwas wie eine „Quotenfrau“ gewesen. „Ich war jung, Frau und kam aus dem Osten“ merkte sie an, und „war gut verwendbar“.

Engagement lohnt sich

Weitere Fragen der Jugendlichen bezogen sich auf das Verhältnis von Staat und Religion – sowie auf die Diversität in der Gesellschaft. Franziska Giffey sagte, dass die Förderung der Vielfalt auch in der Bundesregierung ein Thema für alle Ressorts sei. Das gelte für alle wichtigen gesellschaftlichen Aufgaben, beispielsweise dem Klimaschutz. Hier habe sich auch gezeigt, was starkes und nachdrückliches Engagement von jungen Menschen konkret politisch bewirken könne, so Giffey.

Zum Abschluss der Diskussion ermunterte die Familienministerin die jungen Leute, sich weiter aktiv einzubringen und in der aktuellen Zeit zuversichtlich zu bleiben. Die Bundeskanzlerin betonte mit Blick auf die Corona-Einschränkungen: Das Wichtigste sei, „dass junge Leute wieder stärker so leben können“, wie sie es sich bis zur Pandemie vorgestellt hätten.

Mitreden, Mitgestalten, Zukunft machen! – Hier berichten drei Teilnehmerinnen und Teilnehmer, warum Sie bei den Jugendpolitiktagen 2021 dabei sind.