Zwischenbilanz nach einem Jahr
Vor knapp einem Jahr wurde der Jobturbo gestartet. Die Beschäftigung von Geflüchteten, die Bürgergeld beziehen, ist seitdem gestiegen. Worum es beim Jobturbo geht, was schon erreicht wurde und was noch besser werden kann – Fragen und Antworten im Überblick.
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Der Jobturbo wurde im Oktober 2023 mit dem Ziel gestartet, Geflüchtete, die Bürgergeld beziehen, schneller in Arbeit zu bringen. Initiatoren waren der Bundesminister für Arbeit und Soziales, Hubertus Heil, die Vorstandsvorsitzende der Bundesagentur für Arbeit, Andrea Nahles und der damalige Sonderbeauftragte der Bundesregierung für die Arbeitsmarktintegration für Geflüchtete, Daniel Terzenbach.
Insgesamt gab es im vergangenen Herbst in Deutschland rund 400.000 Geflüchtete, die Grundsicherung erhielten und erwerbsfähig waren. Darunter etwa 200.000 Ukrainerinnen und Ukrainer, die bereits einen Integrationssprachkurs absolviert hatten oder diesen bald abschließen sollten. Dieses Potenzial wollte die Bundesregierung für den Arbeitsmarkt, gerade auch mit Blick auf den Fachkräftemangel, nutzen. Außerdem ist die Bundesregierung überzeugt, dass Arbeit das entscheidende Kriterium für gelungene Integration ist.
Um den Jobturbo zum Laufen zu bringen, wurden Wirtschaft, Gewerkschaften, Kommunen und Geflüchtete mit ins Boot geholt. Auf einem Arbeitsmarktgipfel im November 2023 unterzeichneten alle Akteure eine gemeinsame Erklärung.
Unternehmen erklärten darin zum Beispiel, dass sie Geflüchtete verstärkt auch dann einstellen, wenn die Deutschkenntnisse noch nicht so gut sind. Die Jobcenter und das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge sagten zu, berufsbegleitende Qualifizierungen und weiterführende Sprachkurse anzubieten. Darüber hinaus verpflichteten sich die Unterzeichnenden, gemeinsam an einer Willkommenskultur in Betrieben zu arbeiten.
Der ukrainische Botschafter Oleksii Makeiev, Bundesarbeitsminister Heil und der Sonderbeauftragte Terzenbach informierten außerdem in einem gemeinsamen Schreiben, alle ukrainischen Geflüchteten über Pflichten und Chancen auf dem deutschen Arbeitsmarkt.
Der Jobturbo hat dazu beigetragen, dass die Beschäftigung von Geflüchteten aus der Ukraine und anderen Asylherkunftsländern gestiegen ist – und das trotz der konjunkturell schwierigen Lage. Laut Zahlen vom Juli 2024 erhöhte sich die Beschäftigung der Menschen aus der Ukraine um 71.000 auf 266.000. Bei den Geflüchteten aus den acht wichtigsten Asylherkunftsländern, wie Syrien oder Afghanistan, stieg sie ebenfalls um 71.000 auf 704.000.
Die Zahl der Stellenangebote, die für Geflüchtete geeignet sind, hat sich seit dem Start des Jobturbo mehr als verdoppelt.
- Geflüchtete werden enger von den Jobcentern betreut und im Abstand von sechs Wochen eingeladen und beraten. Insgesamt haben bisher rund 600.000 zusätzliche Beratungsgespräche bei den Jobcentern stattgefunden.
- Über 3.000 Veranstaltungen und Messen wurden organisiert, um Arbeitgeber und Geflüchtete zusammenzubringen.
- Neben bestehenden Sprachkursen wurden arbeitsplatzorientierte Berufssprachkurse eingeführt. Sie helfen, Sprachkenntnisse für den konkreten Arbeitsplatz zu erwerben und sich dort besser zu integrieren. Es wird damit gerechnet, dass bis Jahresende 155.000 Menschen an den Job-Berufssprachkursen teilnehmen.
- Geflüchtete werden gezielter informiert – etwa über die sozialen Netzwerke. Die Zusammenarbeit mit Migrantenorganisationen und Beratungseinrichtungen wurde auf allen Ebenen ausgeweitet.
Trotz der Erfolge bleibt noch viel zu tun: Ein Hemmnis ist vor allem das langwierige Anerkennungsverfahren für ausländische Berufsabschlüsse. Bei einer Veranstaltung zum Jobturbo am 30. September sagte Bundeskanzler Olaf Scholz, dass er sich gegenüber der Ländern dafür einsetzt, dass Anerkennungen noch schneller, digitaler, einheitlicher und einfacher vonstattengehen als zuvor. Als neuen Ansatz prüft die Bundesregierung etwa eine einheitliche bundesweite Zuständigkeit für die Anerkennung von Pflegefachkräften.
Ein weiteres Problem sind die mangelnden Betreuungsmöglichkeiten für Kinder. Die Bundesregierung investiert deshalb in den kommenden zwei Jahren noch einmal vier Milliarden Euro in Kitas und bessere Betreuungsmöglichkeiten.
Hinzu kommt ein derzeit schwieriges wirtschaftliches Umfeld. Die eingetrübte konjunkturelle Entwicklung mindert für alle Arbeitslosen, einschließlich Geflüchteter, die Chancen, eine Beschäftigung aufzunehmen.