Fairer Handel im Schulalltag

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Initiative „Fairtrade-Schools“ Fairer Handel im Schulalltag

Fair gehandelte Pausensnacks, eine Tauschbörse für Second-Hand-Kleidung, Diskussionsrunden zu Baumwollanbau: Über 800 Schulen in Deutschland engagieren sich als „Fairtrade-Schule“, gefördert von der Bundesregierung. Ziel: Das Thema fairer Handel im Schulalltag verankern – und bei Kindern und Jugendlichen ein Bewusstsein für nachhaltige Entwicklung schaffen.

4 Min. Lesedauer

Kinder einer Grundschule mit einer Recycling-Tonne

Recycling-Tonne für alte Jeans: Auch die Grundschule Irisweg in Köln ist eine „Fairtrade Schule“ und engagiert sich für fairen Handel.

Foto: Judith Erb

Während Bananen und Schokoriegel mit „Fairtrade“-Zertifizierung mittlerweile zum festen Sortiment in Supermärkten gehören, ist das Siegel an der Fassade einer Schule ein eher unerwarteter Anblick. Doch die „Offene Grundschule Irisweg“ in Köln führt es mit Stolz. Sie ist eine von mittlerweile 800 Schulen, die sich der Initiative „Fairtrade-Schools“ angeschlossen haben. Wie steht es um Nachhaltigkeit und Menschenrechte in einer globalisierten Welt? Wie können wir darauf Einfluss nehmen und welche Rolle spielt dabei fairer Handel? Diese Fragen stellen die „Fairtrade-Schools“ in den Fokus ihres Schulalltags.

Bildung für nachhaltige Entwicklung stärken

Für Judith Erb, Lehrerin und Sprecherin des Fairtrade-Teams an der Kölner Grundschule, muss Bildung für nachhaltige Entwicklung im Schulalltag eine größere Rolle spielen. Kinder für diese Themen zu sensibilisieren und zu zeigen, wie vernetzt unsere Welt ist, sei ihr wichtig. Die Grundschule im Stadtteil Porz führt seit 2013 den Titel der „Fairtrade-School“ und war damit Vorreiterin in der Domstadt.

„Die Kinder erleben sich als sehr selbstwirksam“, betont Erb, die eine vierte Klasse leitet. Viel Engagement komme von den Kindern selbst, die sich einmal pro Woche freiwillig in einer Fairtrade-AG treffen. Dort diskutieren und planen sie gemeinsame Aktionen rund um die Themen Nachhaltigkeit und fairer Handel.

Mit dabei ist die neunjährige Jana, die sich seit fast zwei Jahren in der Arbeitsgemeinschaft (AG) engagiert. „Wir bereiten da viele Projekte vor oder gestalten zum Beispiel auch Plakate“, fasst sie ihre Arbeit in der AG zusammen. Insgesamt machen dort mehr als 20 Mädchen und Jungen der Schule mit.  

Wie wird Kleidung hergestellt?

Gemeinsam mit den Lehrkräften und mit Unterstützung der Schulleitung und Elternschaft konnte die AG bereits viele Aktionen durchführen. Beispielsweise organisierte die Kölner Schulgemeinde mehrere Aktionen zum Thema Baumwollanbau und Kleidung. So besuchte der Chef einer indischen Baumwollkooperative die Schule, um über den Baumwollanbau und den Herstellungsprozess von Kleidung zu informieren.  

Weiteres Beispiel für das Engagement der Schule: Im Gebäude steht eine Recycling-Tonne für alte Jeans. Zudem organisierte die Schule eine Tauschbörse für Second-Hand-Kleidung. Nach Meinung der Lehrerin Judith Erb kann man so auch im jungen Alter ein Verständnis für unseren Konsum schaffen - mit seinen sozialen und ökologischen Folgen.

Die Projekte würden außerdem das Schulleben bedeutend prägen und Lehrkräften die Möglichkeit bieten, die erlebte Praxis mit der Theorie aus dem Unterricht zu verknüpfen, so Erb.

Zentral sei für sie dabei immer, den Bogen zum großen Thema Nachhaltigkeit zu spannen. Es gehe nicht nur um den Kauf fairer Produkte. „Wir möchten bei den Kindern ein Bewusstsein für globalisierte Prozesse und Produktionswege wecken.“ Damit klar sei, dass beispielsweise das T-Shirt „nicht einfach im Lager des örtlichen Supermarkts entsteht“.

„Bauern sollen gut behandelt werden“

Bewusstere Konsumentscheidungen treffen – das hat sich die Grundschülerin Jana bereits zu Herzen genommen. Sie schaue im Supermarkt jetzt häufiger, wo ein Produkt herkomme und ob es zertifiziert sei, bevor sie es in den Einkaufswagen lege. Fragt man sie, wieso ihr fairer Handel wichtig sei, muss die 9-Jährige nicht lange überlegen: „Mir ist wichtig, dass Bauern gut behandelt werden und auch ärmere Kinder zur Schule gehen können.“

Ein Verkaufs- und Informationsstand des Norbert-Gymnasiums in Knechtsteden

Aktion während der „Fairen Woche 2021“: Verkaufs- und Informationsstand des Norbert-Gymnasiums Knechtsteden.

Foto: Jochen Siller

Engagement steht für „gelebte Solidarität“

Auch das Norbert-Gymnasium Knechtsteden im nordrhein-westfälischen Dormagen ist seit 2013 als Fairtrade-School ausgezeichnet. Der verantwortliche Lehrer Jochen Siller ist überzeugt: „Fairtrade ist ein sehr schülernahes Thema“. Es sei „für uns ein Zeichen gelebter globaler Solidarität“.

Der Startschuss für das Engagement der Dormagener Schule war der „Fair-o-Mat“ – ein mit fair gehandelten Snacks bestückter Automat im Schulgebäude. Betreut wird dieser von einer Schülerfirma, der „Fair Trade Company“. Der Abiturient Jan Oeltjebruns ist ihr Geschäftsführer. Neben Pausenverkäufen biete die Firma beispielsweise auch Oster- und Weihnachtsaktionen an, sowie faire „Starter-Packs“ für neue Schülerinnen und Schüler und einen eigenen fair gehandelten und bio-zertifizierten Kaffee, den „Knechtsteden Café“, der in lokalen Supermärkten und „Eine-Welt-Läden“ verkauft wird.   

„Vorher hatte ich nie nennenswerte Bezugspunkte zu Fairtrade“, so Oeltjebruns, „man kennt das nur aus dem Supermarkt.“ Dann sei er auf die Schülerfirma aufmerksam geworden, die insgesamt 24 Mitglieder habe. Dort habe er sich zunächst mit um die Finanzen gekümmert, bevor er Geschäftsführer wurde, erklärt der 17- jährige.

Soziales Bewusstsein und Unternehmertun

Für Jochen Siller vereint das Konzept der Schülerfirma dabei gewissermaßen das Beste aus zwei Welten. „Der faire Gedanke kann verbreitet und mit der Schülerfirma praktisch umgesetzt werden“, so der Sozialwissenschaftslehrer. „Gleichzeitig dient die Arbeit in der Firma auch der Berufsorientierung.“

Ein besonderes Highlight am Gymnasium war außerdem ein von „Fairtrade Deutschland e. V.“ ermöglichter Besuch von zwei Bauern aus Südamerika, die der Schülerschaft die Vorteile der Fairtrade-Prämie aus erster Hand erläutern konnten.

Die „Fairtrade-Schools“ sind ein internationales Netzwerk für entwicklungspolitische Bildungsarbeit. In Deutschland wird der Titel von „Fairtrade Deutschland e. V.“ verliehen. Bundesweit engagieren sich mehr als 800 Schulen innerhalb der Initiative. Das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung fördert die „Fairtrade-Schools“. Neben Schulen können auch Universitäten, Kindergärten, Städte und Landkreise das „Fairtrade“-Zertifikat erhalten.