DDR gibt Ausreiseproblem zu

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5. August 1989 - Auf dem Weg zur Deutschen Einheit DDR gibt Ausreiseproblem zu

5. August 1989: Die DDR-Führung hat ihr Schweigen über die Ausreisewilligen in den Auslandsvertretungen der Bundesrepublik in Ost-Berlin, Budapest, Prag und Warschau gebrochen. Erstmals berichten die Fernsehnachrichten darüber.

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Tausende DDR-Flüchtlinge warten in der westdeutschen Botschaft in Prag auf ihre Ausreise in die BRD.

DDR gesteht Fluchtproblem öffentlich ein

Foto: picture-alliance/AP

Information und Warnung

Emotionslos verliest der Nachrichtensprecher die Meldung: "Wie westliche Medien, Politiker und Dienststellen der BRD verbreiten, besuchen einige DDR-Bürger Botschaften der BRD im Ausland beziehungsweise die Ständige Vertretung der BRD in der DDR, um dort persönlichen Anliegen vorzubringen." Wie viele DDR-Ausreisewillige sich in den Vertretungen aufhalten, erfahren die DDR-Bürger nicht.

Der Nachrichtensprecher macht zugleich deutlich, dass nach dem Völkerrecht die Vertretungen der Bundesrepublik keinerlei Rechte und Obhutspflichten gegenüber DDR-Bürgern hätten. Für deren Angelegenheit sei einzig und allein die DDR zuständig. "Außergesetzliche Behandlung Einzelner durch den Besuch der Botschaften anderer Länder ist nicht erreichbar", heißt es in dem Bericht weiter. Die Bundesrepublik sieht das anders, und die Menschen in der DDR wissen das: Auch sie sind Deutsche im Sinne des Grundgesetzes.

Ausreisen bisher kein Thema

Mit dieser Meldung warnt die DDR-Führung einerseits die Bürger davor, die westdeutschen Vertretungen aufzusuchen, um ihre Ausreisen zu beschleunigen. Andererseits gibt die DDR aber auch erstmals öffentlich zu, dass sich in den Auslandsvertretungen Bürger der DDR aufhalten.

Bisher hatte die ostdeutschen Medien weder über die "Botschaftsbesetzungen", noch über den Abbau von Sperranlagen an der ungarischen Grenze oder die Einrichtung von Flüchtlingslagern berichtet.

Dass die DDR ein massives Ausreiseproblem hat, zeigt sich in den kommenden Tagen immer deutlicher. Da schließen kurz hintereinander die westdeutschen Auslandsvertretungen in Ostberlin, Budapest, Prag und Warschau wegen Überfüllung.