Tierischer Corona-Schnelltest

Diensthundeschule der Bundeswehr Tierischer Corona-Schnelltest

Der Hund schnüffelt an einer Speichelprobe, sein Hundeführer wartet auf die Reaktion: Der tierische Corona-Schnelltest mit Spürhunden der Bundeswehr war zu 94 Prozent korrekt. Das ist das Zwischenergebnis eines zivil-militärischen Forschungsprojekts, das nun fortgesetzt wird.

3 Min. Lesedauer

Bundeswehr-Diensthund nimmt eine Geruchsprobe.

Können Hunde eine Corona-Infektion erschnüffeln? Die Zwischenergebnisse aus Ulmen sind vielversprechend.

Foto: Bundeswehr/Patrik Bransmöller

Seit mehreren Wochen wird fieberhaft daran gearbeitet, Diensthunden der Bundeswehr das Erschnüffeln des Coronavirus Covid-19 beizubringen. Das Prinzip ist einfach: Erkennen die Vierbeiner eine positive Probe, dann zeigen sie dies an und es gibt eine Belohnung. "Diese Form der Konditionierung ist bei Hunden nur möglich, weil sie extrem sensibel auf kleinste Geruchsunterschiede reagieren", sagt Oberstabsveterinär Dr. Esther Schalke, die das Projekt seit seinem Start im Mai 2020 begleitet.

Erste Studienergebnisse veröffentlicht

Die Zwischenergebnisse des Forschungsprojekts sind vielversprechend - die Diensthundeschule der Bundeswehr in Ulmen und die Tierärztliche Hochschule Hannover arbeiten dabei zusammen. Demnach konnten die Bundeswehr-Spürnasen zwischen Proben infizierter und nicht infizierter Personen mit hoher Zuverlässigkeit unterscheiden. Das Forscherteam hat dazu in Zusammenarbeit mit der Medizinischen Hochschule Hannover und dem Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf nun auch eine Studie veröffentlicht.

An der Studie nahmen acht Diensthunde teil. Nach dem Training waren sie in der Lage, von 1.012 Speichelproben 94 Prozent korrekt zu identifizieren. Die Schnüffel-Methode, so die Forscher der Tiermedizinischen Hochschule, könnte bei Sportveranstaltungen oder anderen Massenveranstaltungen als Ergänzung zu Laboruntersuchungen eingesetzt werden, um eine weitere Verbreitung des Virus oder Ausbrüche zu verhindern.

Forschungsexpertise aus Hannover

Die Kooperation zwischen Bundeswehr und Hochschule ist für alle Beteiligten eine Win-Win-Situation. Das sieht auch Prof. Dr. Holger Volk von der Tierärztlichen Hochschule Hannover so: "Wir stellen einen großen Anteil der Forschungsexpertise zur Verfügung und finden im Gegenzug ein sehr motiviertes Team der Bundeswehr in einer Dienststelle vor, die ideale Forschungsmöglichkeiten bietet."

Nach Veröffentlichung der ersten Studie zur Detektion von Covid-19-Erkrankungen sind die nächsten Schritte bereits geplant. So wollen die Forscherinnen und Forscher überprüfen, ob es möglich ist, Diensthunde so zu trainieren, dass sie auch verschiedene Atemwegserkrankungen unterscheiden können - zum Beispiel Influenza- und Coronaviren. "Im weiteren Schritt wird dann geprüft, ab welchem Zeitpunkt vor Ausbruch der Krankheit die Hunde die Geruchsveränderung wahrnehmen können", sagt Volk. Bis zu einem Einsatz der Hunde ist es also noch ein weiter Weg.

Verteidigungsministerin beeindruckt vom Forschungsprojekt

r

Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer machte sich in Ulmen ein Bild von den Fähigkeiten der Diensthunde.

Foto: Bundeswehr/Patrik Bransmöller

In der vergangenen Woche besuchte Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer die Diensthundeschule. "Diese Schule ist für uns in der Bundeswehr absolut einzigartig, sie ist aber auch im internationalen Vergleich ein besonderes Asset, das wir anbieten können", sagte die Ministerin, die zum ersten Mal ins rheinland-pfälzische Ulmen zum Truppenbesuch reiste. "Es gibt hier unglaublich viel Expertise und wissenschaftliche Kompetenz", so Kramp-Karrenbauer, die sehr beeindruckt war von den Fähigkeiten der Diensthunde und von den Leistungen, die an der Schule in Ulmen angeboten werden.

Hundeführerin als Berufung

Am Forschungsprojekt zur Detektion Corona-infizierter Menschen anhand von Speichelproben nimmt auch die Diensthundeführerin Stabsunteroffizier Sina Knisel mit ihren beiden Diensthunden Lotta und Coyote teil. Die dreijährige Labrador-Hündin Lotta hat bereits zwei Ausbildungen absolviert: Sie ist Kampfmittelspürhund und Begleithund für PTBS-erkrankte Menschen. 

Knisels zweiter Diensthund Coyote ist ein neunjähriger Holländischer Schäferhund, der ebenfalls bereits zum Kampfmittelspürhund ausgebildet wurde und nun auch am Forschungsprojekt beteiligt ist. Für Knisel ist die Tätigkeit als Hundeführerin ihr absoluter Traumjob - für sie "gibt es nichts Besseres, als mit Hunden zu arbeiten". Mit ihren Hunden würde sie auch sofort in den Einsatz gehen, wenn das erforderlich wird. "Da wächst das Team Hundeführerin und Diensthund noch enger zusammen, weil sich gerade im Einsatz jeder auf den Anderen total verlassen muss", sagt die 30-Jährige.

Stabsunteroffizier Sina Knisel mit ihren Diensthunden Lotta und Coyote.

Stabsunteroffizier Sina Knisel mit ihren Diensthunden Lotta und Coyote.

Foto: Bundeswehr/Patrik Bransmöller

Lehre und Forschung sind der Auftrag

Auch Oberfeldveterinär Dr. Stefan Hampel ist fasziniert von dem Forschungsprojekt. Als Kommandeur der Schule für Diensthundewesen der Bundeswehr in Ulmen ist er verantwortlich für Mensch und Tier an seinem Standort. "Wir sind stolz, dass die Bundeswehr auch so ein wichtiges Forschungsprojekt unterstützen kann", sagt er. Die Zusammenarbeit mit der Tierärztlichen Hochschule Hannover sei eine gewinnbringende Kooperation. Neben der Lehre gehöre auch die Forschung zum Auftrag der Schule.

Von der Aufzucht bis zum Gnadenbrot

Auf dem Gelände der Dienststelle in Ulmen befinden sich noch zahlreiche ehemalige Munitionsbunker. Nach der Übernahme des Geländes durch die Diensthundeschule wurden die Bunker so umgebaut, dass dort realitätsnahe Szenerien als Trainingsumgebung für Diensthunde entstanden. So können die Hunde zum Beispiel an Bahngleisen genauso ausgebildet werden wie in nachgebauten Wohnräumen oder Lagerhallen.

An der Dienststelle befindet sich auch die zentrale Diensthundeklinik der Bundeswehr mit ausgebildetem Fachpersonal, genauso wie eine eigene Aufzuchtstation und ein Gnadenbrotzwinger für Hunde, die aus Altersgründen aus dem aktiven Dienst ausgeschieden sind und nicht bei ihrem Hundeführer bleiben können.

Verteidigungsministerin Annegret Kamp-Karrenbauer mit den Welpen der Diensthundeschule.

Kramp-Karrenbauer mit Welpen: Die Bundeswehr züchtet auch Diensthunde-Nachwuchs.

Foto: Bundeswehr/Tobias Koch