Bundeskanzlerin Merkel betont: Menschenwürde nicht verhandelbar

70 Jahre Grundgesetz Bundeskanzlerin Merkel betont: Menschenwürde nicht verhandelbar

Margot Friedländer, 97-jährige Holocaust-Zeitzeugin, erhält den zum ersten Mal verliehenen "Talisman"-Preis der Deutschlandstiftung Integration. Schirmherrin Merkel dankt ihr für die Bereitschaft, nach großem Leid ihre Geschichte zu erzählen, und verweist auf den Wert des Grundgesetzes.

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Bundeskanzlerin Angela Merkel und Margot Friedländer

Kanzlerin Merkel gratuliert der Holocaust-Überlebenden Friedländer zum "Talisman"-Preis.

Foto: Bundesregierung/Bergmann

"Nur, wer die Vergangenheit kennt und wer die Verantwortung für die Vergangenheit annimmt", könne eine gute Zukunft gestalten. Mit diesen Worten dankte Bundeskanzlerin Merkel der Holocaust-Überlebenden und Zeitzeugin Margot Friedländer. Die 97-Jährige erhielt von der Deutschlandstiftung Integration eine besondere Auszeichnung: Ihr wurde der erste "Talisman" verliehen. Ein neu geschaffener Preis der Stiftung für Menschen, die sich durch ihr Engagement um den Zusammenhalt der Gesellschaft verdient gemacht haben.

Die Preisträgerin Margot Friedländer ist Patin für Artikel 1 "Die Würde des Menschen ist unantastbar" bei der Kampagne der Deutschlandstiftung Integration "Mein Deutschland. Ich lebe hier auf gutem Grund".  Die Stiftung verleiht den Preis an Persönlichkeiten, die sich durch ihre eigene Vita oder ihr herausgehobenes Engagement für den Zusammenhalt in der Gesellschaft verdient machen. 

Raum, den der Mensch zum Menschsein braucht

Die Bundeskanzlerin ist seit deren Gründung 2008 Schirmherrin der Deutschlandstiftung Integration . In ihrer Festrede zum 70-jährigen Jubiläum des Grundgesetzes würdigt sie das Gesetzeswerk. Jedem im Land lasse es die Möglichkeit, sein Leben zu gestalten wie er möchte. "Das Grundgesetz schafft den Raum für die Freiheit, die der Mensch zum Menschsein braucht", so Merkel. Dazu gehöre auch das Zusammenleben von Menschen mit und ohne Einwanderungsgeschichte. In Deutschland leben 19,3 Millionen Menschen mit Migrationshintergrund.

Gleiche Chancen für alle

"Über die Jahrzehnte hat sich die Einwanderungs- und Integrationspolitik unseres Landes stark gewandelt: Erst nach und nach rückte die Integration in den Mittelpunkt der Politik", sagte die Kanzlerin. Das sei ein mühsamer Lernprozess gewesen und bedeute eine Politik gleicher Chancen vor allem in der Bildung.

Die Werte und Rechte des Grundgesetzes würden alle in Deutschland gleichermaßen verbinden, ob Jung oder Alt, Stadt- oder Landbewohner. "Gemeinsam stehen wir in der Verantwortung, die Werte des Grundgesetzes zu schützen." Das gelte besonders im Falle von Hass, Gewalt, Extremismus oder Antisemitismus. Nicht selten würden in der heutigen Zeit die Grenzen der Meinungsfreiheit "kalkuliert ausgetestet", so Merkel. Doch "die Würde des Menschen ist nicht verhandelbar".

Ein Anlass zum Feiern

70 Jahre Grundgesetz seien "ein Anlass zu feiern". In dieser Zeit sei es immer wieder gelungen, die Werte und Rechte des Grundgesetzes mit Leben zu füllen. "Es ist mir deshalb eine große Freude, als Bundeskanzlerin aller Menschen dieses Landes mit dazu beitragen zu können, dass alle, die hier leben, gleichberechtigt an den großartigen Chancen unseres Landes teilhaben können."

Wie der Name "Deutschlandstiftung Integration" bereits sagt, will die Stiftung die Integration in Deutschland unterstützen. Den Integrationsprozess begleitet die Stiftung aktiv durch ihre Programme, wie das 2012 ins Leben gerufene Stipendiaten- und Mentorenprogramm "Geh Deinen Weg". Mit diesem ideellen Stipendiaten- und Mentorenprogramm werden junge talentierte Menschen mit Migrationshintergrund auf ihrem Weg in die Berufswelt begleitet und durch inspirierende Leuchttürme und Vorbilder gestärkt.