Ein Dienst für die Gesellschaft

Fragen und Antworten zum Bundesfreiwilligendienst Ein Dienst für die Gesellschaft

Es gibt viele Menschen, die sich engagieren wollen. Der Bundesfreiwilligendienst bietet eine gute Möglichkeit dafür. Für wen ist das Angebot geeignet? Wo findet man Einsatzstellen? Und wie stärkt der Bund diesen freiwilligen Einsatz? Fragen und Antworten im Überblick.

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Eine Bundesfreiwilligendienstleistende bereitet in einem Impfbus eine Corona-Schutzimpfung vor.

Thais Räßler bereitet in einem Impfbus des Deutschen Roten Kreuz eine Corona-Schutzimpfung vor – sie arbeitet im Bundesfreiwilligendienst.

Foto: picture alliance/dpa/dpa-Zentral

Den Bundesfreiwilligendienst (BFD) gibt es nun seit zehn Jahren. In dieser Zeit haben mehr als 400.000 Menschen die Chance genutzt und einen BFD geleistet. Bundeskanzlerin Angela Merkel würdigte in einem Grußwort dieses Engagement. „Der Freiwilligendienst ist ein Geben und Nehmen. Freiwillige nehmen sich die Zeit, um unserem Land ein menschliches Gesicht zu geben. Ihr Einsatz ist für so viele Menschen eine wichtige Hilfe und ein Lichtblick im Alltag“, so die Kanzlerin. „Für ihr wertvolles Wirken danke ich Ihnen, liebe Freiwillige, von Herzen. Mein Dank gilt auch den vielen Einsatzstellen und allen, die den Bundesfreiwilligendienst organisieren und stärken".

Was ist ein Bundesfreiwilligendienst?

Neben den vielen Freiwilligendiensten, wie beispielsweise dem Freiwilligen Sozialen Jahr oder dem Freiwilligen Ökologischen Jahr, gibt es seit 2011 auch den Bundesfreiwilligendienst (BFD). Er wurde als Reaktion auf die Aussetzung des Wehrdienstes und damit auch des Zivildienstes am 1. Juli 2011 ins Leben gerufen.

Als Freiwilliger beim BFD kann man sich bei verschiedenen gemeinwohlorientierten Einrichtungen in Deutschland engagieren, wie beispielsweise in Kindergärten, Schulen, Pflegeeinrichtungen, Rettungsdiensten, Umweltorganisationen oder Sportvereinen.

Wer kann mitmachen und welche Chancen und Möglichkeiten bietet der BFD?

Im Gegensatz zu den Jugendfreiwilligendiensten, wie beispielsweise dem Freiwilligen Sozialen Jahr, besteht beim BFD keine Altersgrenze. Dadurch kann jeder Interessierte (auch über 27 Jahre) den Dienst leisten. Einzige Voraussetzung ist, dass man die Vollzeitschulpflicht erfüllt hat.

Viele junge Menschen sehen in einem BFD die Chance, sich nach der Schule beruflich zu orientieren. Sie können praktische Erfahrungen sammeln und Einblicke in Bereiche gewinnen, die sie sonst vielleicht nie kennengelernt hätten. Zudem können Wartezeiten auf einen Ausbildungs- oder Studienplatz sinnvoll überbrückt werden. Für Erwachsene kann der BFD auch als Start für eine berufliche Neuorientierung dienen oder die Möglichkeit bieten, nach ihrer beruflichen Laufbahn Erfahrungen weiterzugeben. Wer etwas Gutes für die Gesellschaft und Umwelt tun will oder sich durch neue Erfahrungen weiterentwickeln möchte, ist beim BFD genau richtig.

Wo kann man den BFD ausüben?

Der Bundesfreiwilligendienst kann in ganz unterschiedlichen Bereichen geleistet werden. Darunter beispielsweise:

  • Sozialer Bereich: in einer Kita, im Altenpflegeheim, in einer Behinderteneinrichtung, im Rettungsdienst, in der Obdachlosenhilfe oder im Krankenhaus.
  • Umwelt- und Naturschutz: im Forstamt, in einer ökologischen Schutzstation oder in einem Nationalpark.
  • Kultur: im Theater, im Museum oder im Kulturverein.
  • Bildung: in der Hausaufgabenbetreuung, einem Nachhilfeprojekt oder in der offenen Ganztagsschule.
  • Sport: im Sportverein, im Gesundheitssport oder bei Freizeiteinrichtungen im Sportbereich.
  • Integration: in einem integrativen Projekt für Menschen mit Migrationshintergrund oder in der Flüchtlingshilfe.

Es gibt viele Möglichkeiten und Wege, sich zu beteiligen. Deutschlandweit sind Organisationen, Vereine, Initiativen und Stiftungen auf der Suche nach engagierten Menschen. Einen Überblick, wo man einen BFD leisten kann, bietet die Einsatzstellensuche . Zudem können auch die regionalen BFD-Beraterinnen und -berater sowie die Zentralstellen bei der Suche nach dem richtigen Einsatzort weiterhelfen.

Wie lange dauert ein BFD?

Ein BFD kann zwischen 6 und 18 Monate dauern – meistens wird er allerdings für zwölf Monate am Stück geleistet. Anders als beispielsweise beim Freiwilligen Sozialen Jahr – das nur einmalig im Leben geleistet werden kann – kann man den BFD alle fünf Jahre wiederholen. Da es sich um eine ehrenamtliche Tätigkeit handelt, bekommt man für die Ausübung kein Gehalt, hat dafür aber zumindest Anspruch auf ein Taschengeld von derzeit bis zu 426 Euro. Außerdem sind Freiwillige automatisch Mitglied in der gesetzlichen Renten-, Unfall-, Kranken-, Pflege- und Arbeitslosenversicherung.

Wie stärkt der Bund diesen freiwilligen Einsatz?

Der BFD wurde vom Bund ins Leben gerufen und wird seitdem vom ihm gefördert. In den vergangenen Jahren wurden immer wieder Verbesserungen und Anpassungen vorgenommen, um den BFD zu stärken und den Zugang für möglichst viele Interessierte zu öffnen. Beispielsweise hat der Bund folgende Maßnahmen vorgenommen:

  • Teilzeit für junge Menschen unter 27 Jahren: In dieser Legislaturperiode hat die Bundesregierung die Möglichkeit geschaffen, jungen Menschen unter 27 Jahren auch einen BFD in Teilzeit anzubieten. Damit beseitigte der Bund die Benachteiligung von Interessierten, die zum Beispiel für eigene Kinder oder Angehörige sorgen müssen oder die gesundheitlich eingeschränkt sind und damit keinen Freiwilligendienst in Vollzeit leisten können. 
  • Aktionsprogramm „Aufholen nach Corona für Kinder und Jugendliche“ : Kinder und Jugendliche sind besonders von der Pandemie betroffen, deshalb hat der Bund ein Aufholprogramm beschlossen. Um sie vor Ort besser zu unterstützen, können beispielsweise Schulen und Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe einfacher und schneller Unterstützung durch Bundesfreiwilligendienstleistende erhalten. Das Zulassungsverfahren wurde dafür stark vereinfacht, sodass Anträge sofort und zügig bearbeitet werden können. Mit Hilfe kommunaler und freier Träger der Schul- und Jugendsozialarbeit sowie Freiwilligendienstleistenden soll in den Ländern vielfältige Aktivitäten angeboten und umgesetzt werden. Beispiele dafür sind mobile Jugendhilfe-Teams, intensivere Beratung am Übergang von einer Schulform in die nächste, mehr psychosoziale Beratung an Schulen, Coaching von Eltern und Kindern bei Krisen zu Hause oder der Einsatz von Freiwilligen über die Freiwilligendienste der Länder.
  • Erhöhung des Taschengeldes: Der BFD ist als freiwilliges Engagement ein unentgeltlicher Dienst. Freiwillige können jedoch ein monatliches Taschengeld erhalten – dieses wurde immer wieder erhöht. Derzeit können Freiwillige bis zu 426 Euro als Anerkennung für das geleistete Engagement durch ihre Einsatzstelle erhalten. Im vergangenen Jahr waren es noch maximal 414 Euro (402 Euro im Jahr 2019 und 363 im Jahr 2018).
  • Flexibilität in Corona-Zeiten: In der Pandemie mussten vorübergehend auch Einsatzstellen schließen, an anderer Stelle wurde Hilfe dringend benötigt. Ein kurzfristiger Wechsel der Einsatzstellen wurde durch den Bund ermöglicht. Das Bundesfamilienministerium vermittelte Freiwillige und Interessierte schnell und einfach über die damalige Plattform „Freiwillige helfen jetzt“.

Für die Koordination des BFD ist das Bundesamt für Familie und zivilgesellschaftliche Aufgaben in Köln zuständig. Die Hauptverantwortung für den Dienst liegt in der Praxis bei den Zentralstellen, Trägern und Einsatzstellen vor Ort.