Duale Ausbildung gerade in Corona-Zeiten stärken

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Berufsbildungsbericht 2021 – Fragen und Antworten Duale Ausbildung gerade in Corona-Zeiten stärken

Deutlich weniger Ausbildungsverträge und Lehrstellen-Angebote, aber auch eine geringere Nachfrage: Die Corona-Pandemie hinterlässt ihre Spuren auf dem Ausbildungsmarkt. Das geht aus dem Berufsbildungsbericht 2021 hervor. Wie sind die konkreten Folgen? Und wie steuert die Bundesregierung dagegen? 

5 Min. Lesedauer

Ein Schreiner und eine Auszubildende mit Mundschutz schauen auf Tablet.

Eine duale Ausbildung bietet nach wie vor gute Chancen für ein erfolgreiches Berufsleben und eine sichere Zukunftsperspektive.

Foto: picture alliance / Zoonar /Robert Kneschke

Das Kabinett hat den Berufsbildungsbericht 2021 beschlossen. Er beschreibt die Lage auf dem Ausbildungsmarkt und die Situation zu Beginn des aktuellen Ausbildungsjahres mit Stichtag 30. September 2020.     

Wie wirkt sich die Corona-Pandemie auf den Ausbildungsmarkt aus?

Distanzunterricht in den Berufsschulen, verschobene Prüfungen, ausgefallene Praktika und abgesagte Ausbildungsmessen: Junge Menschen und Betriebe haben gleichermaßen mit den Folgen der Corona-Pandemie zu kämpfen. Allgemein ist die Verunsicherung groß. Das lässt sich auch an konkreten Zahlen ablesen: Erstmals seit 1992 gibt es weniger als 500.000 neu  abgeschlossene Ausbildungsverträge im dualen System. Die Zahl sank 2020 im Vergleich zum Vorjahr um 57.600 auf 467.500. Besonders groß fällt mit 13,9 Prozent der Rückgang in Industrie und Handel aus. Ähnliches gilt für den Tourismus, die Veranstaltungsbranche oder das Gastgewerbe.

„Die Schrumpfung des Ausbildungsmarktes besorgt mich zutiefst“, erklärte dazu Bundesbildungsministerin Anja Karliczek. „Denn wir brauchen dringend gut ausgebildete Fachkräfte, damit unsere Wirtschaft nach der Pandemie schnell wieder wächst. Hier bedarf es der gemeinsamen Anstrengung aller an der beruflichen Bildung beteiligten Akteure.“

Ein weiteres Merkmal des Ausbildungsgeschehens im vergangenen Jahr: Es gibt weniger Lehrstellen-Angebote, aber auch weniger Bewerberinnen und Bewerber. Die Zahl der angebotenen Ausbildungsplätze sank um 8,8 Prozent, die der Interessenten um 8,9 Prozent.          

Ist Corona der einzige Grund, dass der Ausbildungsmarkt schrumpft?

Nein, aber die Auswirkungen der Pandemie verstärken die langfristigen Trends. So prägen auch konjunkturelle Unsicherheiten, strukturelle Veränderungen und insbesondere der demografische Wandel die Lage auf dem Ausbildungsmarkt. Deutlich wird dies besonders bei den Schulabgängern. Im Vergleich zu 2009 ist ihre Zahl 2019 um 92.800 auf 800.800 zurückgegangen.

Begleitet wird dies mit einer Verschiebung hin zu höheren Schulabschlüssen. So ist der Anteil derjenigen mit einer Studienberechtigung von 2009 bis 2019 von 31,5 auf 34,7 Prozent gestiegen.

Wie ist denn das genaue Verhältnis von Angebot und Nachfrage?

Der Berufsbildungsbericht 2021 macht deutlich: Bewerberinnen und Bewerber haben auch unter Corona-Bedingungen durchaus gute Chancen, eine Lehrstelle zu bekommen. Rein rechnerisch stehen 100 Interessierten 106,2 Ausbildungsplätze gegenüber. Im Vorjahr waren es 105,2.

Herausforderung bleibt, Jugendliche und Betriebe zusammenzubringen – hier gibt es große regionale und branchenspezifische Unterschiede. Die Zahl der unversorgten Bewerberinnen und Bewerber sowie die Zahl der noch offenen Ausbildungsplätze lag 2020 deutlich höher als im Vorjahr.        

Wie können Jugendliche ihre Chancen auf einen Ausbildungsplatz erhöhen?

Wichtig sind Mobilität und die Flexibilität bei der Berufswahl. Wer bereit ist, für eine Lehrstelle im gewünschten Beruf seinen Wohnort zu wechseln, erhöht seine Chancen deutlich. Denn nach wie vor gibt es in manchen Regionen größere Probleme, Angebot und Nachfrage zusammenzubringen – so beispielsweise in einigen Gegenden im Nordosten Deutschlands sowie im Ruhrgebiet. Im Süden Bayerns und Baden-Württembergs sowie im Münster- und Emsland sind die Probleme deutlich geringer.

Wie bereits in den Vorjahren ergaben sich auch erhebliche Unterschiede bei den Berufen: Mehr Plätze als Nachfrage gab es für den Bereich der Gastronomie, des Reinigungsgewerbes sowie des Lebensmittelhandwerkes. Mehr Interesse als Plätze gab es hingegen vorwiegend im Mediensektor und im kaufmännischen Bereich.

Damit Jugendliche gut über ihre persönlichen Ausbildungschancen informiert sind, baut die Bundesregierung die Berufsorientierung stetig aus.

Wie ist die Lage bei der schulischen Berufsausbildung?

Auch wenn insgesamt die Zahl der Anfängerinnen und Anfänger einer Berufsausbildung sank: Im Gesundheits-, Erziehungs- und Sozialwesen gab es erneut mehr Interessenten. Nach Schätzungen des Bundesinstituts für Berufsbildung betrug der Anstieg im Vergleich zum Vorjahr rund 2,7 Prozent. Hierin spiegelt sich der wachsende Fachkräftebedarf in diesen Berufsfeldern wider. „Die Corona-Pandemie führt uns gerade die Wichtigkeit dieser Berufsgruppen für unser Gemeinwesen eindrücklich vor Augen“, unterstrich dazu Bildungsministerin Karliczek. Der Anstieg der schulischen Ausbildungen in diesem Bereich sei daher eine gute Nachricht.

Auf das Gesundheitswesen entfielen im Schuljahr 2019/2020 insgesamt rund 99.000 Schülerinnen und Schüler im ersten Ausbildungsjahr. Der Anteil der Frauen lag bei 73,2 Prozent.

Auch bei der Kindertagesbetreuung sind deutlich mehr Frauen als Männer tätig. Im Gegensatz zu anderen Branchen hat hier die Pandemie nicht zu weniger Ausbildungs- oder Arbeitsverträgen geführt. Ganz im Gegenteil haben sich mitunter schon bestehende Personallücken noch verschärft. Grund ist, dass beispielsweise zusätzliche Aufgaben im Hygienebereich anfallen. Oder es müssen Fachkräfte ersetzt werden, die einer Risikogruppe angehören und deshalb nicht in der Gruppenarbeit eingesetzt werden können.      

Was unternimmt die Bundesregierung, um die Folgen der Corona-Pandemie abzufedern?

Um die duale Berufsausbildung in der aktuellen Situation zu stärken, hat die Bundesregierung eine Reihe von Maßnahmen und Initiativen auf den Weg gebracht. Dazu gehören u.a.:

- Das Bundesprogramm “Ausbildungsplätze sichern“ soll dafür sorgen, dass junge Menschen auch in Zeiten der Pandemie eine Ausbildung aufnehmen, fortführen und erfolgreich abschließen können. Insbesondere kleine und mittlere Unternehmen werden mit Ausbildungs- und Übernameprämien unterstützt. Die Bundesregierung hat das 500-Millionen-Programm erst kürzlich ausgeweitet und für das Ausbildungsjahr 2021/2022 verlängert.    

- Die Allianz für Aus- und Weiterbildung  setzt sich dafür ein, die Attraktivität, Qualität und Leistungsfähigkeit sowie die Integrationskraft der beruflichen Bildung weiter zu stärken. Ziel ist, dass mehr Jugendliche einen betrieblichen Ausbildungsplatz finden und mehr Betriebe ihre Ausbildungsstellen besetzen können. Die Allianz will zudem die berufliche Bildung mit ihren modernen Fortbildungsangeboten und Karrierewegen als gleichwertige Alternative zur akademischen Bildung stärken.

- Die Bundesregierung will innovative Ideen und technologischen Fortschritt in der Ausbildung weiter verankern. Es gilt, die berufliche Bildung fit für die zentralen Zukunftsthemen Digitalisierung und Nachhaltigkeit zu machen. Die “Initiative Digitale Bildung“ erleichtert den Zugang zu digitalen Bildungsangeboten auch für Auszubildende, Ausbilderinnen und Ausbilder. Der Innovationswettbewerb “Invite“ fördert die Digitalisierung in der berufsbezogenen Weiterbildung.

Ist eine duale Ausbildung für junge Leute noch erstrebenswert?

Eine duale Ausbildung bietet nach wie vor gute Chancen für ein erfolgreiches Berufsleben und eine sichere Zukunftsperspektive. Für die Bundesregierung sind eine akademische und eine berufliche Ausbildung gleichwertig. Deutschland ist auf qualifizierte Fachkräfte angewiesen – umso mehr ist das duale Ausbildungssystem Garant für den Wohlstand unseres Landes.    

Um verstärkt junge Menschen für den Weg der dualen Ausbildung zu begeistern, hat die Bundesregierung im August 2020 die Informationsoffensive “Die Duale“ gestartet. Die Kampagne zeigt die vielfältigen Karriereperspektiven und informiert über Maßnahmen der Bundesregierung. Damit wird die Attraktivität einer dualen Berufsausbildung in der Öffentlichkeit noch sichtbarer.