Grundsteinlegung für VW-Batteriezellwerk
„Gemeinsam legen wir heute den Grundstein dafür, dass die Zukunft der Mobilität erneut maßgeblich in Salzgitter gemacht wird. Allen ist inzwischen klar, dass diese Zukunft nachhaltig und klimaschonend sein muss“, sagte Bundeskanzler Scholz beim Festakt zur Grundsteinlegung der neuen Batteriezellfabrik in Salzgitter.
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Gerade das VW-Werk Salzgitter stünde mit dem damaligen VW „K70“ für den mutigen Neubeginn damals in den 1970er-Jahren – einen mutigen Neubeginn mit zunächst offenem Ausgang, der sich dann aber als wegweisend und erfolgreich erweisen sollte, stellte Bundeskanzler Olaf Scholz zu Beginn seiner Festrede zur Grundsteinlegung des neuen Batteriezellwerks in Salzgitter fest. Das sei ein gutes Omen für die Zukunft. „Denn ganz ähnlich ist die Lage jetzt wieder“, so Scholz.
„Gemeinsam legen wir heute den Grundstein dafür, dass die Zukunft der Mobilität erneut maßgeblich in Salzgitter gemacht wird. Allen ist inzwischen klar, dass diese Zukunft nachhaltig und klimaschonend sein muss“, sagte Scholz. Denn um den Klimawandel zu begrenzen, habe sich Deutschland verpflichtet, bis 2045 klimaneutral zu sein – eng abgestimmt mit unseren Partern in Europa und weltweit.
Transformation zur klimaneutralen Industrie kann gelingen
In kaum einer anderen Industrie falle die Transformation, die für das Erreichen der Klimaschutzziele notwendig sei, so grundlegend aus wie im Automobilbau, so der Kanzler. Das werde in Salzgitter ganz besonders deutlich: Das Werk stelle bis heute Verbrennungsmotoren her – mehr als 60 Millionen seit 1970. Da das Verbrennen fossiler Treibstoffen dem Ende zugehe, hätten sich alle großen Automobilhersteller für die Elektromobilität entschieden. Das habe entscheidende Einschnitte zur Folge, auch weil viele tausend Arbeitsplätze davon abhängen. Dies habe VW erkannt und gründe deshalb in Salzgitter seine neue Batteriezentrale, so der Kanzler.
Das bedeute eine Wende von 180 Grad, die hohe Anforderungen an alle stelle. Er könne verstehen, dass manche mit Sorgen auf das Ausmaß der vor ihnen liegenden Veränderungen blickten – für sich, ihre Familien und die Region. Ja, es werde gut ausgehen, so Scholz, wenn alle „die Herausforderung des Neuen offensiv annehmen.“ So hätten sie es bei VW immer gemacht und damit Erfolg gehabt. „Sie sind es, die mit Ihrer Arbeit den Wandel hin zur klimaneutralen Industrie und zur klimaneutralen Gesellschaft überhaupt erst möglich machen“, ermutigte der Bundeskanzler. „Dafür gebührt Ihnen großer Respekt, großer Dank und alle notwendige Unterstützung.“
Batterien aus Deutschland machen unabhängiger
Spätestens die Coronapandemie und Russlands brutraler Angriff auf die Ukraine hätten klar gezeigt, dass die Abhängigkeit von weltweiten Lieferketten ein zu großes Risiko bedeute. Es sei auch nicht gut, „wenn uns schon ein quer im Suezkanal festliegendes Containerschiff auf unserem Weg in Richtung der Elektromobilität und der Klimaneutralität ins Straucheln bringen kann“, so der Kanzler. Deshalb komme dem neuen Batteriezellwerk in Salzgitter und den Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eine bedeutende Aufgabe zu.
Klima schützen und Industrieland bleiben
„Wir wollen, dass auf Deutschlands Straßen bis zum Jahr 2030 15 Millionen Elektrofahrzeuge fahren. Wir wollen, dass Wertschöpfung und Arbeitsplätze hier bei uns in Deutschland und Europa bleiben. Wir wollen die Klimatransformation hinbekommen und zugleich Industrieland bleiben. Darum ist klar, dass wir eine eigene Batteriezellenproduktion brauchen, hier bei uns in Europa, hier bei uns in Deutschland und hier bei Ihnen in Salzgitter“, betonte Scholz.
Elektromobilität
Elektromobilität spielt eine große Rolle für klimaschonenden Verkehr. Denn Elektrofahrzeuge verursachen beim Betrieb weniger CO2 als Verbrenner – insbesondere dann, wenn sie mit Strom aus erneuerbaren Energien geladen werden. Die Bundesregierung will mindestens 15 Millionen vollelektrische Pkw bis 2030 auf Deutschlands Straßen bringen. Bislang sind es rund eine Million Elektroautos. Den Kauf solcher Fahrzeuge fördert die Bundesregierung mit einem Umweltbonus.
Salzgitter wird europäisches VW-Batteriezentrum
„Wenn wir als Deutschland und Europa nicht abgehängt werden wollen von China und von den USA müssen wir noch stärker auf Zukunftstechnologien setzen“, sagte VW-Konzernchef Herbert Dies. Klare Entscheidungen der Politik für die Batterie, den Aufbau von Softwarekompetenz und vor allem die Investitionen in erneuerbare Energien seien entscheidend für die Zukunft Europas. Mit der Gründung der neuen Batteriezellfabrik „SalzGiGa“ könne VW Treiber für E-Mobilität bleiben. VW-Salzgitter werde zum Transformationsvorbild, man könne stolz bleiben auf „Made in Germany“, sagte der Konzernchef.
Batteriezellwerk Salzgitter
In der neuen Fabrik will das VW-Unternehmen „PowerCo“ ab 2025 sogenannte Einheitsbatteriezellen für seine Fahrzeugmodelle fertigen. In der ersten Ausbaustufe soll die Fabrik 20 Gigawattstunden Jahreskapazität produzieren, eine Verdoppelung auf 40 Gigawattstunden ist geplant. Damit will VW etwa 500.000 E-Fahrzeuge versorgen. Diese erste große Batteriezellfabrik ist „Blaupause“ für weitere von VW geplante große Batteriefabriken in Europa, um den steigenden Zellbedarf des Konzerns zu decken. Bis 2030 will VW gemeinsam mit Partnern sechs Zellfabriken mit insgesamt 240 GWh Leistung betreiben.
Die Batteriezellfertigung in Salzgitter und das VW-Startup „PowerCo“ werde weltweit Bedeutung haben, sagte Niedersachsens Ministerpräsident Stefan Weil. Niedersachsen werde damit „Autoland bleiben, klimaneutral und für die Zukunft aufgestellt“, so Weil.
„Einheitszelle“ – recyclebar und mit grünem Strom hergestellt
Auf einer 30 Fußballfelder großen Baustelle entsteht zurzeit die erste VW-Batteriezellfabrik in Salzgitter. Der Konzern will künftig „prismatische Einheitszellen“ fertigen und sie in 80 Prozent seiner Fahrzeugmodelle einsetzen. Die „Einheitszelle“ soll einen flexiblen Einsatz verschiedenster Zellchemien ermöglichen. Die Batteriekosten sollen um bis zu 50 Prozent sinken. Jede VW-Batteriefabrik soll zu 100 Prozent mit Strom aus erneuerbaren Energien arbeiten und sei auf künftiges Closed-Loop-Recycling ausgelegt – das heißt, die in den Batterien verwendeten Rohstoffe sollen künftig zu über 90 Prozent recycelt und wieder verwendet werden.
Bund fördert nachhaltige Batterien aus Deutschland und Europa
Aktuell werden Batteriezellen für Elektrofahrzeuge in Deutschland und Europa noch nicht auf großer Skala hergestellt. Experten gehen davon aus, dass die weltweite Nachfrage nach Lithium-Ionen-Batterien bis 2030 von heute jährlich 200 Gigawattstunden auf mehr als 2.000 Gigawattstunden steigen wird. Daran hat die Elektromobilität maßgeblich Anteil.
Um Investitionen anzustoßen und in diesem zentralen Zukunftsfeld künftig unabhängig von Importen zu werden, fördert das Bundeswirtschafts- und Klimaschutzministerium die industrielle Fertigung von Batteriezellen für mobile und stationäre Energiespeicher mit knapp drei Milliarden Euro. Das Geld kommt aus dem Energie- und Klimafonds der Bundesregierung. Damit soll die technologische Kompetenz zur Batteriezelle am Standort Deutschland gebündelt und gestärkt werden. Außerdem soll auf Basis von Forschung und Innovation eine großskalige Produktion in Deutschland und Europa etabliert werden.