Die Neuauflage der Nachhaltigkeitsstrategie 2016 orientiert sich an den siebzehn UN-Nachhaltigkeitszielen. So hat es das Bundeskabinett im Januar 2017 beschlossen. Mitte Juni haben sich Experten aus Wissenschaft, Politik und Zivilgesellschaft im Forum Nachhaltigkeit dazu ein erstes Mal ausgetauscht.
Das Forum Nachhaltigkeit dient dazu, die gesellschaftlichen Akteure in die Arbeit der Strategie einzubinden. Die eingeladenen Experten trafen sich am 13. Juni 2017 im Bundeskanzleramt. Dort forderten sie mehr und passgenauere Nachhaltigkeitsziele. Auch für die dafür messbaren Indikatoren könnten teilweise schon schärfer bestimmt sein, meinten die Experten. Diese ersten Einschätzungen werden in die für 2018 geplante Überprüfung der Deutschen Nachhaltigkeitsstrategie einfließen.
Die Anfänge
Erstmals beschlossen wurde eine Nachhaltigkeitsstrategie im Jahr 2002. Sie wurde in regelmäßigen Abständen fortgeschrieben. Die jeweils angepasste Strategie bestimmt den Kurs für eine nachhaltige Entwicklung in unserem Land.
Nachhaltigkeit bedeutet: Nur so viel Holz schlagen, wie auch nachwachsen kann; vom Ertrag – und nicht von der Substanz leben. Mit Blick auf die Gesellschaft heißt das: Jede Generation muss ihre Aufgaben lösen und darf sie nicht den nachkommenden Generationen aufbürden.
Über Nachhaltigkeit entscheidet jeder selbst mit. Entscheidungen zur Nachhaltigkeit trifft, wer investiert, produziert und konsumiert. Dabei geht es nicht um eine Ethik des Verzichts. Vielmehr sind Phantasie, Kreativität und technisches Know-how gefragt, um umweltverträgliche und ressourcensparende Produktions- und Konsummuster voranzutreiben. Hierfür müssen alle, Beschäftigte und Unternehmen, Gewerkschaften und Wirtschaftsverbände, Hochschulen und Forschungseinrichtungen, den Strukturwandel aktiv gestalten.
Die Leitlinien der Nachhaltigkeit
Leitlinien der nationalen Nachhaltigkeitsstrategie sind Generationengerechtigkeit, Lebensqualität, sozialer Zusammenhalt und internationale Verantwortung. Zu diesen Leitlinien wurden in der Strategie Indikatoren mit mittelfristigen und langfristigen Vorgaben festgelegt.
Beispiele: Die Treibhausgasemissionen sollen bis 2020 um 40 Prozent sinken, der Anteil erneuerbarer Energien am Energieverbrauch soll bis 2050 auf 60 Prozent steigen und der ökologische Landbau soll in den nächsten Jahren ein Fünftel der Landwirtschaft ausmachen.
Deutschland ist auf einem guten Weg: Inzwischen gewinnen wir ein Drittel unseres Stromverbrauchs aus erneuerbaren Energien. Das verringert den Ausstoß an Treibhausgasen in bedeutendem Maße. Im Vergleich zu 1990 sind sie 2014 bereits um 27,7 Prozent gesunken.
Die Perspektive vor Augen
1992 haben sich die Vereinten Nationen zum Leitbild der nachhaltigen Entwicklung bekannt. In Rio de Janeiro verabschiedeten sie ein globales Aktionsprogramm. Mit der "Agenda 21" erklärte sich jeder der über 170 Unterzeichnerstaaten bereit, das Leitbild national in allen Politikbereichen unter Beteiligung von Gesellschaft und Wirtschaft umzusetzen. Auch Deutschland hat unterzeichnet.
2002 legte deshalb die Bundesregierung die Nationale Nachhaltigkeitsstrategie "Perspektiven für Deutschland" vor. Ein 2010 beschlossenes Maßnahmenprogramm benannte Aufgaben und Ziele, um die Nachhaltigkeitsziele im Verantwortungsbereich der Bundesregierung zu erreichen.
Zum Maßnahmenprogramm und zu den Berichten
Die Strategie und die einzelnen Maßnahmen werden fortlaufend weiterentwickelt. Hierzu veröffentlicht die Bundesregierung regelmäßig (alle vier Jahre) Fortschrittsberichte. Alle zwei Jahre informieren Indikatorenberichte im Einzelnen darüber, wie sich die Kernbereiche nachhaltiger Politik in Deutschland weiterentwickelt haben.
Zuletzt hat die Bundesregierung die Strategie 2016 gründlich überarbeitet. Orientiert hat sie sich an den 17 Globalen Nachhaltigkeitszielen der Agenda 2030, die die Vereinten Nationen im September 2015 beschlossen haben. Da die Deutsche Nachhaltigkeitsstrategie damit deutlich internationaler ausgerichtet ist, enthält sie auch neue Themenbereiche und Ziele.
Eine fortwährende Aufgabe
Nachhaltige Entwicklung heißt, mit Visionen, Fantasie und Kreativität die Zukunft gestalten, Neues wagen und unbekannte Wege erkunden. Es geht darum, wie wir in Zukunft leben wollen, wie wir auf die Fragen der globalisierten Welt in Wirtschaft und Gesellschaft antworten wollen.
Entsprechend ist die Strategie inhaltlich umfassend und nicht abschließend angelegt. Sie ist Grundlage für politische Reformen wie auch für ein verändertes Verhalten von Unternehmen und Verbrauchern.
Weit über die ökologischen Aufgaben hinaus dient das Konzept als Handlungsanleitung für eine umfassende zukunftsfähige Politik. Es geht um übergreifende Verantwortung für eine ökonomisch, ökologisch und sozial tragfähige Entwicklung für alle Generationen.