- Bulletin 02-91
- 10. Januar 1991
das bundesministerium fuer wirtschaft teilt mit:
ueberblick
der bundesminister fuer wirtschaft, dr. helmut haussmann,
unterstreicht, dass das expansionstempo der
gesamtwirtschaftlichen produktion in den alten bundeslaendern
nach der jahresmitte noch an schubkraft gewonnen hat, diese
entwicklung ist um so bemerkenswerter, als die golfkrise
weltweit zu belastungen des wirtschaftsklimas fuehrt und
sich die konjunktur in einigen wichtigen industriestaaten
abgeschwaecht hat. in der ehemaligen ddr sind dagegen die
probleme der wirtschaft spuerbar groesser geworden.
nach den jetzt vorliegenden ersten berechnungen des
statistischen bundesamtes nahm das bruttosozialprodukt in den
alten bundeslaendern vom zweiten zum dritten quartal 1990
preis-, saison- und kalenderbereinigt um 2 prozent zu und
lag damit zuletzt um 5,5 prozent hoeher als vor jahresfrist.
besonders kraeftige impulse erhielt das wirtschaftswachstum
von den ausruestungsinvestitionen, die das vergleichbare
vorjahresniveau real um 13,5 prozent uebertrafen. dies laesst
erkennen, dass die firmen weiterhin erhebliche
anstrengungen zur modernisierung ihrer technischen ausstattung
unternehmen und angesichts immer enger werdender
kapazitaetsspielraeume ihre produktionsanlagen zuegig erweitern.
starke wachstumsimpulse kamen aber auch von der
privaten verbrauchsnachfrage, insbesondere von steigenden
kaeufen aus den neuen bundeslaendern. dagegen hat die in
wichtigen partnerstaaten zu beobachtende verhaltenere
konjunkturentwicklung zu einer deutlichen verlangsamung
der lieferungen ins ausland gefuehrt.
auch die juengsten konjunkturindikatoren signalisieren fuer
den westen der bundesrepublik deutschland eine anhaltend
kraeftige gesamtwirtschaftliche expansion. die nachfrage ist
ungebrochen und die produktion laeuft auf hohen touren.
die stimmungslage in der industrie bleibt weiterhin
ausgezeichnet und die unternehmen blicken mit grossem
optimismus in die zukunft.
fuer das gebiet der ehemaligen ddr weisen die - nach wie
vor sehr unzulaenglichen - statistischen daten dem gegenueber
einen deutlichen einbruch der wirtschaftsaktivitaeten aus.
insbesondere die industrieproduktion, die schon seit
laengerem ruecklaeufig ist, hat sich nach der jahresmitte spuerbar
abgeschwaecht. zu einem erheblichen teil haengt dies damit
zusammen, dass die bevoelkerung ihre nachfrage von
heimischen produkten auf westliche erzeugnisse verlagert hat,
weil sie diesen offenbar eine hoehere qualitaet beimisst. auch
sind die produktionsanlagen der dortigen unternehmen
technologisch haeufig so veraltet, dass die firmen
kostenmaessig nicht mit westlichen wettbewerbern schritt halten
koennen. hinzu kommt, dass im aussenhandel traditionelle
lieferbeziehungen mit den bisherigen rgw-staaten
zerbrechen.
die tiefgreifende strukturveraenderung, die nun die industrie
der ehemaligen ddr erfasst hat, kommt nicht ueberraschend.
mit der einfuehrung der marktwirtschaft ist es unvermeidlich
geworden, zahlreiche technisch und wirtschaftlich veraltete
produktionsstaetten zu schliessen und in vielen anderen den
arbeitsablauf grundlegend zu rationalisieren, was nicht ohne
den abbau ueberhoehter personalbestaende moeglich ist. nur
ueber eine bereinigung verfehlter strukturen koennen die
neuen bundeslaender zu einem modernen industriestandort
mit wettbewerbsfaehigen arbeitsplaetzen werden.
am arbeitsmarkt zeigen sich die derzeitigen starken
gegensaetze in der wirtschaftlichen entwicklung der beiden teile
deutschlands sehr deutlich. in den alten bundeslaendern hat
sich unter dem einfluss des dynamischen wirtschaftswachstums
der beschaeftigungsanstieg zuegig fortgesetzt. im
oktober lag die zahl der erwerbstaetigen mit 28,81 millionen um
knapp 710000 hoeher als vor jahresfrist. die arbeitslosigkeit
bildete sich - trotz des steigenden bedarfs an arbeitsplaetzen
auf grund der hohen aussiedlerzahlen und einer
zunehmenden zahl von einpendlern aus den neuen bundeslaendern -
weiter deutlich zurueck. ende november waren im westen
der bundesrepublik 1,685 millionen arbeitslose registriert,
265000 weniger als zwoelf monate zuvor. gleichzeitig ist die
anzahl kurzarbeitender personen aeusserst niedrig.
in den fuenf neuen bundeslaendern hingegen hinterlaesst der
produktionseinbruch der letzten monate und das bestreben
der firmen, ihren bisher vielfach weit ueberhoehten
personalbestand auf ein betriebswirtschaftlich angemessenes mass
zu reduzieren, auf dem arbeitsmarkt deutliche spuren. die
zahl der arbeitslosen nahm von oktober auf november um
52400 zu und liegt nun bei 589200, dies entspricht einer
arbeitslosenquote von 6,7 prozent. gleichzeitig stieg die
zahl der kurzarbeiter um 70100 auf nunmehr 1,774
millionen an. wie unternehmensbefragungen zeigen, duerfte in
den firmen die anpassung der personalbestaende an die
grundlegend geaenderten nachfrage- und
produktionsbedingungen in der naechsten zeit andauern.
auf der anderen seite entstehen aber auch zahlreiche neue
beschaeftigungsmoeglichkeiten. kurzfristig gilt dies
insbesondere fuer den dienstleistungssektor und das handwerk.
vor allem in diesen bereichen ist eine beachtliche welle von
betriebsneugruendungen in gang gekommen. insgesamt
wurden seit beginn des jahres bis einschliesslich oktober in
der ehemaligen ddr 226700 gewerbeanmeldungen
verzeichnet, mehr als die haelfte davon allein seit der
jahresmitte. darueber hinaus hat eine umfrage des ifo-instituts
ergeben, dass im jahre 1991 rund ein fuenftel aller
westdeutschen industriebetriebe und dabei etwa die haelfte der
grossunternehmen investitionen in den neuen bundeslaendern
taetigen will, der ueberwiegende teil zu produktionszwecken.
allerdings benoetigt die schaffung neuer arbeitsplaetze in der
industrie haeufig mehr zeit als in anderen sektoren, vor
allem wenn erst neue produktionsanlagen errichtet oder alte
betriebsstaetten modernisiert werden muessen.
das preisklima hat sich in den alten bundeslaendern gegen
jahresende merklich entspannt. bei nachgebenden
notierungen auf den weltmineraloelmaerkten liess der
preistreibende effekt, der im inland durch die kuwait-krise
entstanden war, im november deutlich nach. der preisindex fuer
die lebenshaltung sank gegenueber oktober um 0,2 prozent,
wozu ueberwiegend kraeftige preissenkungen fuer energie und
kraftstoffe beitrugen. der binnen jahresfrist registrierte
verbraucherpreisanstieg bildete sich damit von 3,3 prozent
im oktober auf nunmehr 3,0 prozent zurueck. ohne die
beruecksichtigung von energie und kraftstoffen ergab sich
sogar nur eine preissteigerung von 2,4 prozent. dies zeigt,
dass sich die konjunkturellen preisimpulse nach wie vor in
grenzen halten. in den neuen bundeslaendern lag das niveau
der verbraucherpreise im november um 0,1 prozent niedriger
als im vormonat und unterschritt damit das niveau des
jahres 1989 um 1,9 prozent.
der warenhandel im bisherigen gebiet der bundesrepublik
deutschland war auch im zeitraum september/oktober
durch eine gegenlaeufige entwicklung der
aussenhandelsstroeme gekennzeichnet. die einfuhren weiteten sich
merklich aus, weil die hohe kapazitaetsauslastung im inland einer
erhoehung des angebots aus heimischer erzeugung vielfach
grenzen setzte und weil ein nicht unbetraechtlicher teil der
importe fuer das gebiet der ehemaligen ddr angesichts der
dort noch unterentwickelten importhandelsstrukturen
derzeit ueber westdeutsche firmen laeuft. demgegenueber haben
sich die ausfuhren spuerbar verringert. fuer die elf alten
bundeslaender ergab sich damit im zeitraum januar bis
oktober ein handelsbilanzueberschuss von 90,3 mrd. dm,
23,6 mrd. dm weniger als in der entsprechenden
vorjahreszeit.
fuer das vergroesserte bundesgebiet lag der saldo der
handelsbilanz im oktober, dem ersten monat der vereinigung,
bei 8,4 mrd. dm. ueberschuesse wurden auch in der
dienstleistungsbilanz (plus 0,5 mrd. dm) und bei den
ergaenzungen zum warenverkehr (plus 0,4 mrd. dm) verzeichnet.
gleichzeitig ergab sich in der uebertragungsbilanz ein defizit
von 2,6 mrd. dm, so dass es zu einem gesamtdeutschen
leistungsbilanzueberschuss von 6,7 mrd. dm kam. zur gleichen
vorjahreszeit hatte sich fuer das bisherige bundesgebiet ein
saldo von 8,1 mrd. dm ergeben.
auftraege
der aufwaertstrend der bestellungen beim verarbeitenden
gewerbe im westen der bundesrepublik deutschland hat
sich auch im herbst fortgesetzt. preis- und saisonbereinigt 1)
erhoehte sich die nachfrage nach industrieprodukten von
juli/august auf september/oktober um 1 prozent. sehr
kraeftig wurden dabei die auftraege beim grundstoff- und
produktionsguetergewerbe ausgedehnt, wozu unter anderem
grossauftraege bei der chemischen industrie beitrugen. das
investitionsguetergewerbe verzeichnete ebenfalls einen
leichten orderanstieg, waehrend die nachfrage nach
verbrauchsguetern niedriger ausfiel als in den beiden vormonaten.
vor allem die inlandsbestellungen zeigen eine anhaltend
aufwaerts gerichtete tendenz und spiegeln so die nach wie vor
exzellente konjunktur in den alten bundeslaendern wider.
nach dem steilen anstieg im juli und im august haben sich
die inlaendischen auftragseingaenge beim verarbeitenden
gewerbe im september/oktober nochmals leicht erhoeht.
dabei war der orderzuwachs im grundstoff- und
produktionsguetergewerbe am ausgepraegtesten.
die bestellungen bei der investitionsgueterindustrie haben
ebenfalls weiter zugenommen und damit das ausserordentlich
hohe niveau unmittelbar nach der jahresmitte sogar noch
uebertroffen. im sommer war es zu einer sprunghaften
auftragssteigerung im strassenfahrzeugbau gekommen, die
wesentlich mit der einsetzenden hohen automobilnachfrage
aus ostdeutschland zusammenhing. das verbrauchsguetergewerbe,
das in den ersten monaten nach einfuehrung der
d-mark im gebiet der ehemaligen ddr ebenfalls erheblich
von der dort aufgestauten nachfrage nach westerzeugnissen
profitierte, registrierte ebenso hohe auftragseingaenge wie in
der vorperiode.
die auslandsauftraege bewegen sich inzwischen - wenn auch
unter spuerbaren kurzfristigen schwankungen - seit ueber
einem jahr etwa auf dem gleichen niveau. im september/
oktober zogen sie allerdings um 3 prozent an, obwohl die
konjunkturelle entwicklung bei wichtigen handelspartnern
derzeit eher verhalten ist und darueber hinaus die
wettbewerbsfaehigkeit deutscher exportgueter durch die festigung
des wechselkurses der d-mark gegenueber dem us-dollar
und dem yen etwas nachgelassen hat. deutlich
zugenommen haben die auftraege im grundstoff- und
produktionsguetersektor, aber auch investitionsgueter wurden
ebenfalls vermehrt geordert. spuerbar unguenstiger gestalteten
sich hingegen auf den auslandsmaerkten zuletzt die
absatzmoeglichkeiten fuer erzeugnisse des verbrauchsguetergewerbes.
ihr entsprechendes vorjahresniveau ueberschritten die
bestellungen beim verarbeitenden gewerbe im september/
oktober dem volumen nach um 7,7 prozent. die
inlandsorders expandierten dabei binnen jahresfrist um 12,0
prozent, im investitionsguetergewerbe sogar um 16,0 prozent.
die auftragseingaenge aus dem ausland lagen hingegen nur
geringfuegig hoeher als zwoelf monate zuvor (plus 0,3 v. h.).
die ausgezeichnete nachfragesituation, der sich die
westdeutsche industrie derzeit gegenuebersieht, schlaegt sich
auch in hohen auftragsbestaenden nieder. bei vielfach voll
ausgelasteten kapazitaeten haben die auftragsreserven inzwischen
ein niveau erreicht, wie es seit ueber zehn jahren nicht mehr
registriert worden war.
die auftragsentwicklung in der bauwirtschaft war im dritten
quartal durch eine deutliche zurueckhaltung bei der
vergabetaetigkeit der oeffentlichen auftraggeber gekennzeichnet.
dadurch kam es insgesamt zu einem zweiprozentigen
rueckgang des ordervolumens gegenueber dem vorquartal. bei
den derzeit hoch ausgelasteten baukapazitaeten ist diese
entwicklung unter stabilitaetsgesichtspunkten zu begruessen,
zumal die ordereingaenge im gewerblichen hochbau und im
wohnungsbau weiter kraeftig expandierten. im tiefbau nahm
die vergabetaetigkeit zuletzt ab.
die auftragseingaenge bei der industrie der neuen bundeslaender,
die erst seit juli diesen jahres statistisch erfasst
werden, haben sich nach deutlichen rueckgaengen im august
(- 15 v. h.) und september (- 10 v. h.) zuletzt gegenueber
dem vormonat dem werte nach leicht erhoeht (plus 2 v. h.).
preisbereinigte angaben liegen nicht vor. auch ist unklar,
ob bei dieser entwicklung saisoneinfluesse eine rolle spielen.
waehrend die inlandsbestellungen im oktober um 5 prozent
anzogen, ermaessigten sich die auslandsorders, die aber
anteilsmaessig eine weit geringere bedeutung haben als in den
alten bundeslaendern, um 15 prozent. kraeftige
orderzuwaechse registrierten die lebensmittelindustrie (plus 24 vh),
der bereich elektrotechnik, elektronik, geraetebau
(plus 23 v. h.), die chemische industrie (plus 9 v. h.) und die
energie- und brennstoffindustrie (plus 5 v. h.).
auftragsrueckgaenge gab es demgegenueber beim maschinen- und
fahrzeugbau (- 23 v. h.), in der textilindustrie (- 10 v. h.)
und in der leichtindustrie (- 10 v. h.).
produktion
die erzeugung des produzierenden gewerbes in den alten
bundeslaendern wurde im september/oktober gegenueber
den beiden vormonaten saisonbereinigt um 1/2 prozent
ausgedehnt. sie setzte damit ihren aufwaertstrend fort und
reagiert - trotz hoher kapazitaetsauslastung - nach wie vor
bemerkenswert elastisch auf zusaetzliche nachfrageimpulse.
neben der im vergleich zu aehnlichen konjunkturellen
situationen in der vergangenheit sicherlich gewachsenen
flexibilitaet auf grund moderner technologien und variablerer
arbeitszeiten spielt dabei auch eine rolle, dass die
produktionsmoeglichkeiten auf grund der in den letzten jahren
sehr dynamischen investitionstaetigkeit zuegig wachsen.
einen deutlichen leistungsanstieg gab es bei den
elektrizitaets- und gasversorgungsunternehmen, im bergbau und
im bauhauptgewerbe. fuer das verarbeitende gewerbe wurde
ein produktionszuwachs von knapp 1/2 prozent registriert.
hier stand einer kraeftigen steigerung des ausstosses beim
nahrungs- und genussmittelgewerbe und einer spuerbaren
ausdehnung der erzeugung im grundstoffbereich ein
merklicher produktionsrueckgang im verbrauchsguetersektor
gegenueber. im investitionsgueter produzierenden gewerbe
konnte das hohe produktionsniveau der vormonate
gehalten werden. ihr entsprechendes vorjahresniveau ueber-
traf die industrieproduktion im september/oktober um
5,4 prozent.
in den fuenf neuen bundeslaendern steht die industrie
dagegen mitten in einem grundlegenden
umstrukturierungsprozess.
war die industrielle erzeugung bereits spaetestens seit
herbst 1989 deutlich ruecklaeufig, so wurde mit dem beginn
der wirtschafts- und waehrungsunion und dem ende der
abschirmung vor auswaertiger konkurrenz die mangelnde
internationale wettbewerbsfaehigkeit der zumeist staatlichen
betriebe endgueltig offenbar. zu hohe produktionskosten,
ueberholter technischer standard sowie oft unzureichende
qualitaet der produkte erweisen sich als schweres handicap.
die bevoelkerung in den neuen bundeslaendern hat sich nach
oeffnung der maerkte abrupt von den oestlichen produkten
abgewandt und ihre nachfrage zu einem grossen teil auf die
ihr nun zugaenglichen westlichen erzeugnisse verlagert.
bei der interpretation der produktionsstatistik fuer die neuen
bundeslaender gibt es derzeit erhebliche unsicherheiten.
nach den daten des damaligen statistischen amtes der
ddr war die tendenz der industrieproduktion dort seit
herbst 1989 abwaerts gerichtet, vermutlich war aber bereits in
der zeit davor die entwicklung unguenstiger als damals
offiziell mitgeteilt wurde. im sommer 1990 wurde ein
verstaerkter rueckgang ausgewiesen, der vor allem im juli (- 35 vh
gegenueber dem vormonat) und august (- 14 v. h.) ein sehr
hohes ausmass erreichte. im september (plus 2 v. h.) und
oktober (plus 1 v. h.) hat die erzeugung wieder etwas
angezogen.
bei diesen daten handelt es sich um arbeitstaegliche angaben
- saisonbereinigte zahlen stehen nicht zur verfuegung. es
laesst sich daher nicht abschaetzen, in welchem ausmass der mit
dem uebergang zur marktwirtschaft verbundene strukturelle
anpassungsprozess der industrieproduktion durch
jahreszeitliche einfluesse ueberlagert wird. ein teil des
produktionsrueckgangs im sommer koennte in der tat saisonalen
charakter haben, umgekehrt koennte der anstieg in den letzten
monaten teilweise durch jahreszeitliche faktoren verursacht
worden sein. auf letzteres deutet die tatsache hin, dass
der im oktober gemessene anstieg hauptsaechlich auf
produktionssteigerungen bei energie und brennstoffen
(plus 9 v. h.) sowie in der lebensmittelindustrie (plus 21 vh.)
zurueckzufuehren ist. ob in der juengsten entwicklung auch
eine gewisse rueckorientierung der buerger auf in
ostdeutschland hergestellte produkte oder erste ergebnisse von
produktionsumstellungen auf grund von kooperationen mit
westlichen firmen zum ausdruck kommen, ist zur zeit
kaum abzuschaetzen.
das entsprechende vorjahresniveau unterschritt die
industrieproduktion in den neuen bundeslaendern nach den
vorhandenen statistischen angaben zuletzt um rund 50 prozent.
vorjahresabstaende haben aber vermutlich wenig aussagekraft,
weil die dabei in die berechnungsbasis eingehenden
zahlen aus dem jahre 1989 mit grosser wahrscheinlichkeit
ein zu guenstiges bild der damaligen situation zeichneten.
privater verbrauch
der private verbrauch gehoerte im abgelaufenen jahr in den
westlichen bundeslaendern zu den wichtigsten wachstumstraegern.
auf grund der boomartig steigenden beschaeftigung,
verstaerkter lohnerhoehungen sowie nicht zuletzt wegen der
deutlichen finanziellen entlastungen durch die 3. stufe der
lohn- und einkommenssteuerreform konnten die privaten
haushalte ihre konsumausgaben im ersten halbjahr 1990
erheblich ausweiten. im dritten quartal blieb der private
verbrauch ebenfalls sehr lebhaft, auch wenn preis- und
saisonbereinigt ein geringer rueckgang verzeichnet wurde
(- 1/2 v. h.). ihr entsprechendes vorjahresniveau
uebertrafen die konsumausgaben der privaten haushalte damit
zuletzt real um 4,1 prozent.
die einzelhandelsumsaetze verzeichneten im gegensatz zum
privaten verbrauch nach der jahresmitte eine ungewoehnlich
starke expansion. ausschlaggebend hierfuer war, dass es zu
betraechtlichen kaeufen ostdeutscher buerger im bisherigen
gebiet der bundesrepublik kam. in der
volkswirtschaftlichen gesamtrechnung fuer westdeutschland werden
diese ausgaben nicht dem privaten verbrauch, sondern dem
export zugerechnet, wobei das statistische bundesamt
freilich mangels entsprechender statistischer unterlagen auf
schaetzungen angewiesen ist.
bei den umfangreichen kaeufen ostdeutscher buerger in
westdeutschland duerfte es sich allerdings zum teil um eine
voruebergehende erscheinung handeln. nachdem ihre
ersparnisse mit beginn der wirtschafts- und waehrungsunion in
d-mark umgetauscht worden waren, haben viele menschen
einen teil des ihnen neu zur verfuegung stehenden
kaufkraeftigen geldes zum erwerb von guetern verwendet, die fuer
sie bis dahin nicht erhaeltlich waren. wegen des zunaechst noch
breiteren sortiments und vielfach auch guenstigerer preise
wurden solche kaeufe bevorzugt in westdeutschland getaetigt.
diese kaufwelle im westen duerfte nach und nach abebben,
weil sich das angebot in den neuen bundeslaendern
zunehmend verbreitert.
im september/oktober haben sich denn auch die umsaetze
des einzelhandels erwartungsgemaess abgeschwaecht. nach
ausschaltung der saisoneinfluesse gingen sie gegenueber juli/
august dem werte nach um 2 prozent zurueck, womit sie
freilich zuletzt immer noch um rund 7 prozent hoeher lagen
als unmittelbar vor der waehrungsunion. absatzrueckgaenge
wurden zuletzt vornehmlich in denjenigen
einzelhandelsbereichen verzeichnet, die in den vergangenen
monaten besonders von den kaeufen der buerger aus den neuen
bundeslaendern profitiert hatten. dies gilt fuer den absatz
von einrichtungsgegenstaenden und insbesondere fuer den
fahrzeughandel. allein im dritten quartal wurden aber in den
westlichen bundeslaendern ueber 700000 pkw zugelassen, das
waren 13,5 prozent mehr als im jahr zuvor. gleichzeitig wurden
in den neuen bundeslaendern ueber 600 000 zulassungen von
- neuen oder gebrauchten - personenkraftwagen registriert,
wobei es sich fast ausschliesslich um fahrzeuge westlicher
hersteller handelte.
einen kraeftigen anstieg der nominalen verkaufszahlen
verzeichnete dagegen der brennstoffhandel, wobei sich nicht
zuletzt die im gefolge der golf-krise kraeftig angezogenen
oelpreise deutlich niederschlugen. ihr entsprechendes
vorjahresniveau ueberschritten die einzelhandelsumsaetze im
september/oktober dem werte nach um 13,1 prozent. nach
abzug der zwischenzeitlich eingetretenen preiserhoehungen
ergab sich insgesamt ein realer umsatzzuwachs von
9,9 prozent.
arbeitsmarkt
der deutsche arbeitsmarkt ist weiter durch gegenlaeufige
entwicklungen in den westlichen und in den oestlichen
bundeslaendern gekennzeichnet. angesichts des ausserordentlich
kraeftigen wirtschaftswachstums nahm die beschaeftigung im
bisherigen bundesgebiet weiter erheblich zu, dennoch blieb
der bedarf an arbeitskraeften - wie die zahl der offenen
stellen zeigt - hoch. auch ging die arbeitslosigkeit deutlich
weiter zurueck. in den neuen bundeslaendern fuehrt der
schwierige umstrukturierungsprozess in der wirtschaft
dagegen zu wachsenden beschaeftigungsproblemen. die
arbeitslosigkeit nahm hier weiter zu - wenn auch zuletzt mit
etwas verringertem tempo. die kurzarbeit hat sich ebenfalls
weiter erhoeht.
in den alten bundeslaendern hat sich die kraeftige
verbesserung der beschaeftigungssituation in den herbstmonaten
weiter fortgesetzt. von september auf oktober nahm die zahl
der erwerbstaetigen saisonbereinigt um 19000 zu. insgesamt
gingen zuletzt 28,81 millionen menschen einer
berufstaetigkeit nach, 708000 mehr als zwoelf monate zuvor.
damit wurden seit dem fruehjahr 1983, dem letzten
beschaeftigungstiefpunkt, inzwischen rund 2 millionen arbeitsplaetze
zusaetzlich besetzt, allein die haelfte davon seit beginn des
letzten jahres, wobei eine weitere aufwaertsrevision der zahlen
wahrscheinlich ist. hinzu kommt eine wachsende zahl von
buergern aus den neuen bundeslaendern, die inzwischen als
pendler eine beschaeftigung in grenznahen gebieten
westdeutschlands aufgenommen haben. sie sind in den
monatlichen erwerbstaetigenzahlen, die nach dem inlaenderprinzip
ermittelt werden, nicht enthalten, nach schaetzungen der
bundesanstalt fuer arbeit duerfte es sich um weit mehr als
100000 personen handeln.
bei der arbeitslosigkeit wurden die beginnenden saisonalen
belastungen im november durch die positiven einfluesse der
ausgesprochen lebhaften wirtschaftstaetigkeit mehr als
ausgeglichen. erstmals seit 1948 ging in einem november die
zahl der arbeitslosen zurueck (-2300). nach ausschaltung
der saisoneffekte bedeutet dies eine abnahme um nicht
weniger als 53000. mit insgesamt 1,685 millionen lag die
erwerbslosenzahl zuletzt um 264600 unter dem
entsprechenden vorjahresstand und damit so niedrig wie seit 1981
in einem november nicht mehr.
die arbeitslosenquote - bezogen auf alle zivilen
erwerbspersonen - betrug im november wie schon im oktober
5,8 prozent. ein jahr zuvor hatte sie sich noch auf
6,8 prozent belaufen.
besser noch als in den bestandsgroessen spiegelt sich die
grosse konjunkturelle dynamik in den bewegungsdaten des
arbeitsmarktes wider: im november meldeten sich 285800
personen neu arbeitslos. der zugang an arbeitslosen war
damit so niedrig wie in keinem november seit 1980.
gleichzeitig waren die abgaenge aus der arbeitslosigkeit mit
288100 ausgesprochen hoch. mit ausnahme des
vergangenen jahres hatten sich in den letzten dreissig jahren
niemals im november mehr menschen aus der erwerbslosigkeit
abgemeldet als 1990.
die arbeitskraeftenachfrage der wirtschaft blieb sehr
lebhaft. insgesamt wurden den arbeitsaemtern im november
167700 stellen neu zur besetzung angeboten, eine fuer diese
jahreszeit ebenfalls sehr hohe zahl. da gleichzeitig die
vermittlungstaetigkeit der arbeitsverwaltung auf vollen
touren lief, hat der bestand an offenen stellen von oktober
auf november leicht abgenommen, und zwar um 15200 auf
nunmehr 295200.
die zahl der kurzarbeiter nahm im november - wie haeufig
um diese jahreszeit - zu. mitte des monats wurden 48900
kurzarbeiter gezaehlt, damit spielt kurzarbeit im alten
bundesgebiet auch weiterhin gesamtwirtschaftlich keine
nennenswerte rolle.
in den neuen bundeslaendern erweisen sich in den
unternehmen umfangreiche rationalisierungsanstrengungen und
der abbau ueberhoehter personalbestaende als noetig, um im
internationalen wettbewerb bestehen zu koennen. auch zeigt
sich jetzt, dass manche betriebe nur unter den bedingungen
einer sozialistischen mangelwirtschaft und einer totalen
abschirmung von konkurrenzanbietern lebensfaehig waren. daher
hat sich der beschaeftigungsrueckgang fortgesetzt, wenn wohl
auch nicht mit derselben schaerfe wie in den vormonaten.
negativ auf die beschaeftigungssituation wirken sich die
hohen diesjaehrigen lohnsteigerungen in ostdeutschland
aus, die den abbau von arbeitsplaetzen beschleunigen
duerften. die ergebnisse von unternehmensbefragungen in der
ehemaligen ddr deuten jedenfalls darauf hin, dass die
reduzierung der personalbestaende in den frueher zumeist
volkseigenen betrieben noch auf geraume zeit andauern
wird. andererseits duerften in anderen bereichen - vor allem
im bisher voellig unterentwickelten dienstleistungssektor
- mehr und mehr neue beschaeftigungsmoeglichkeiten
entstehen.
die zahl der arbeitslosen im gebiet der ehemaligen ddr
stieg von oktober auf november um 52400 und damit trotz
der sich nun allmaehlich einstellenden saisonalen
erschwernisse in erheblich geringerem ausmass als in den
vergangenen monaten. ende november waren 589200 personen als
erwerbslos registriert, die arbeitslosenquote - bezogen auf
die zivilen erwerbspersonen - stieg von 6,1 prozent im
oktober auf zuletzt 6,7 prozent.
eine weitere erhoehung wurde ebenfalls bei der zahl der
kurzarbeiter verzeichnet. sie nahm von mitte oktober bis
mitte november um 70100 auf 1,774 mill. zu. damit liegt
die anzahl kurzarbeitender personen seit drei monaten bei
ca. 13/4 millionen. fuer rund 62 prozent dieses
personenkreises betraegt der arbeitsausfall weniger als 50 prozent.
aussenwirtschaft
im aussenhandel der bisherigen bundesrepublik
deutschland setzt sich die seit geraumer zeit zu beobachtende
tendenz einer verminderung des ueberschusses im
grenzueberschreitenden warenverkehr fort. nach ausschaltung
von saisoneinfluessen nahmen die ausfuhren von juli/august
auf september/oktober dem werte nach um 2 prozent ab,
waehrend die importe um 1 prozent anstiegen. in den
monaten januar bis oktober zusammengenommen uebertrafen die
importe ihr entsprechendes vorjahresniveau wertmaessig um
7,1 prozent, die exporte nahmen in diesem zeitraum nur
geringfuegig zu (plus 1,1 v.h.). real duerften die einfuhren um
gut 10 prozent und die ausfuhren um etwa 2 prozent hoeher
gewesen sein als vor jahresfrist.
in der handelsbilanz des bisherigen bundesgebiets ergab
sich in den ersten zehn monaten des jahres 1990 insgesamt
ein ueberschuss von 90,3 mrd. dm, das sind 23,6 mrd. dm
weniger als in der entsprechenden vorjahreszeit. einschliesslich
des auch im grenzueberschreitenden warenverkehr der
neuen bundeslaender entstandenen ueberschusses lief damit
ein gesamtdeutscher handelsbilanzsaldo von plus 98,5 mrd.
dm auf.
fuer die uebrigen teile der zahlungsbilanz koennen seit juli
nur noch statistische daten fuer gesamtdeutschland ermittelt
werden, vergleichsdaten hierzu fuer das vergangene jahr
liegen nicht vor. im zeitraum juli bis oktober standen einem
aktivsaldo der handelsbilanz im vergroesserten bundesgebiet
von 33,7 mrd. dm defizite in der dienstleistungsbilanz
(einschliesslich der ergaenzungen zum warenverkehr)
von 1,5 mrd. dm und bei den uebertragungen von 11,6 mrd.
dm gegenueber, so dass sich insgesamt ein
leistungsbilanzueberschuss von 20,6 mrd. dm ergab. zwoelf monate
zuvor war im alten bundesgebiet ein leistungsbilanzsaldo von
plus 29,4 mrd. dm entstanden.
dem leistungsbilanzueberschuss von 20,6 mrd. dm stand im
erweiterten waehrungsgebiet der d-mark im zeitraum juli
bis oktober 1990 ein nettokapitalexport von 20,1 mrd. dm
gegenueber. im oktober fuer sich genommen flossen per saldo
1,9 mrd. dm ab, erheblich weniger als im september
(- 7,0 mrd. dm). hierzu trug insbesondere eine deutliche
verringerung der langfristigen nettokapitalexporte bei, die
sich im oktober auf lediglich 0,5 mrd. dm beliefen, dabei
engagierten sich zuletzt auslaendische anleger wieder staerker
in der bundesrepublik als in den vormonaten. im
kurzfristigen kapitalverkehr ueberwogen im oktober ebenfalls die
mittelabfluesse, per saldo kam es hier zu kapitalexporten in
hoehe von 1,3 mrd. dm.
monetaere entwicklung
die seit einigen monaten zu beobachtende expansion der
geldbestaende in den alten bundeslaendern hat sich im
oktober etwas beschleunigt. die geldmenge m 3 (bargeldumlauf,
sichteinlagen, termingelder unter 4 jahren sowie
spargelder mit gesetzlicher kuendigungsfrist) ueberschritt im
oktober - saisonbereinigt und auf jahresrate hochgerechnet
- den durchschnittsstand des vierten quartals 1989 um
5,7 prozent. das wachstum von m 3 hat sich damit in den
letzten monaten dem oberen rand des fuer 1990
vorgesehenen zielkorridors von 4 bis 6 prozent genaehert.
kraeftig gefoerdert wurde das geldmengenwachstum erneut
vom kreditgeschaeft der banken. so haben die ausleihungen
der westdeutschen kreditinstitute an die oeffentlichen
haushalte im oktober kraeftig zugenommen. auch die
kreditaufnahme von westdeutschen unternehmen und
privatpersonen blieb hoch. wichtigste quelle des
geldschoepfungsprozesses blieb jedoch der
innerdeutsche zahlungsverkehr.
dieser fuehrte bei westdeutschen nichtbanken wiederum zu
beachtlichen mittelzufluessen und bei den kreditinstituten
im bisherigen bundesgebiet zum aufbau entsprechender
nettoforderungen gegenueber geschaeftspartnern in den neuen
bundeslaendern. deutlich gedaempft wurde die monetaere
expansion dagegen durch eine beachtliche
geldkapitalbildung.
stark angestiegen ist die absatztaetigkeit am deutschen
rentenmarkt, die im oktober ein rekordniveau erreichte.
dennoch blieb das zinsniveau am kapitalmarkt relativ stabil.
die umlaufrendite festverzinslicher wertpapiere, die seit
august knapp ueber der 9-prozent-marke gelegen hatte, ist
zuletzt sogar wieder darunter gefallen.
der zentralbankrat der deutschen bundesbank hat am
13. dezember fuer 1991 wieder ein geldmengenziel
beschlossen. danach soll sich die geldmenge m 3 in der
vergroesserten bundesrepublik deutschland vom vierten quartal
1990 bis zum vierten quartal 1991 um 4 bis 6 prozent ausweiten.
der bundesminister fuer wirtschaft hat die erneute
festlegung eines geldmengenzieles begruesst. damit wurde ein
zeichen fuer alle am wirtschaftsleben beteiligten gesetzt, dass
die bewaehrte stabilitaetsorientierte politik der deutschen
bundesbank auch unter den neuen bedingungen des
wiedervereinigten deutschlands fortgesetzt wird. unsicherheiten
bei der datenbasis, bei den verhaltensweisen von
kreditwirtschaft und anlegern in den neuen bundeslaendern sowie
bei der dortigen wirtschaftsentwicklung lassen sich durch
den zielkorridor und die bereitschaft der bundesbank
auffangen, auf neue erkenntnisse flexibel zu reagieren. wichtig
ist das deutliche signal der bundesbank, stabilitaetswidriges
verhalten nicht zuzulassen. dies entspraeche weder
binnenwirtschaftlichen erfordernissen noch der ankerfunktion
unserer waehrung innerhalb des ews.
einkommen
der einkommensanstieg in den alten bundeslaendern hat
sich im jahresverlauf weiter beschleunigt. vor allem die
anhaltend gute konjunktur hat zur vereinbarung von
deutlich staerkeren tarifanhebungen als in den vorangegangenen
jahren gefuehrt. auf monatsbasis gerechnet lag das
gesamtwirtschaftliche tariflohn- und -gehaltsniveau im dritten
quartal um 4,9 prozent hoeher als im vorjahr um die gleiche
zeit. die tariflichen stundenloehne und -gehaelter nahmen
sogar noch deutlich staerker zu (plus 5,7 v.h.), was
insbesondere auf weitere arbeitszeitverkuerzungen
zurueckzufuehren ist.
etwas schwaecher als die tariflichen stiegen die effektiven
monatseinkommen. gemessen an der bruttolohn- und
-gehaltssumme je beschaeftigten erhoehten sie sich um
4,5 prozent. die zuwachsrate der arbeitgeberbeitraege
zur sozialversicherung je beschaeftigten blieben hinter
dem wachstum der effektiveinkommen merklich zurueck
(plus 3,4 v.h.). hier schlugen vor allem die
beitragssenkungen in der gesetzlichen krankenversicherung im
zusammenhang mit der gesundheitsreform erkennbar durch. die
summe der bruttoeinkommen aus unselbstaendiger arbeit
wuchs um 7,3 prozent, weil die zahl der beschaeftigten uebers
jahr gesehen um fast 3 prozent zugenommen hat. gleichzeitig
waren die bruttoeinkommen aus unternehmertaetigkeit
und vermoegen im 3. quartal um 13,9 prozent hoeher als vor
jahresfrist. zu dieser einkommensart zaehlen neben den
eigentlichen unternehmereinkommen unter anderem auch
zinseinkuenfte sowie dividenden- und mieteinnahmen
privater haushalte.
das gesamtwirtschaftliche produktivitaetsniveau - gemessen
am realen bruttoinlandsprodukt je erwerbstaetigen -
ueberschritt sein entsprechendes vorjahresniveau im dritten
quartal um 2,7 prozent. bei gleichzeitiger zunahme der
bruttoeinkommen je beschaeftigten in hoehe von 4,3 prozent
lagen die gesamtwirtschaftlichen lohnstueckkosten um
1,5 prozent hoeher als zur gleichen vorjahreszeit.
preise
die preise in den alten bundeslaendern bewegen sich trotz
der guenstigen konjunktur insgesamt in bemerkenswert
ruhigen bahnen. allerdings wird diese erfreuliche
grundtendenz seit dem sommer durch das hektische preisgeschehen
an den internationalen oelmaerkten ueberlagert. nach den
starken verteuerungen, die sich im oktober ergeben hatten,
brachte der november hier erst einmal erleichterung. die
weltmarktpreise fuer rohoel gingen - in d-mark gerechnet -
gegenueber dem vormonat um 9,3 prozent zurueck, freilich
lagen sie noch um 17,3 prozent hoeher als im durchschnitt
des entsprechenden vorjahresmonats.
die entwicklung der einfuhrpreise wurde im oktober stark
von den erwaehnten preissteigerungen an den
weltmineraloelmaerkten gepraegt. insgesamt zogen die kontraktpreise
fuer importgueter vom september auf oktober deutlich an
(plus 1,3 v.h.), wobei vor allem preiserhoehungen bei
rohstoffen und halbwaren (plus 5,6 v.h.) zu buche schlugen.
demgegenueber gingen die preise fuer importierte
fertigwaren um 0,2 prozent zurueck. insgesamt lagen die
importpreise im oktober um 1,1 prozent hoeher als zwoelf monate
zuvor.
der index der exportpreise blieb hingegen im oktober
konstant und bewegte sich damit in etwa auf dem zur
gleichen vorjahreszeit registrierten niveau.
wegen der deutlichen importpreissteigerungen kam es zu
einer entsprechenden verschlechterung der terms of trade
(- 1,3 v.h.). das reale austauschverhaeltnis von ausfuhr-
und einfuhrguetern war damit um 0,8 prozent unguenstiger als
vor jahresfrist.
die preise fuer landwirtschaftliche erzeugnisse gaben im
oktober weiter kraeftig nach (- 2,6 v.h). insbesondere
pflanzliche produkte verbilligten sich erheblich. seinen
entsprechenden vorjahresstand unterschreitet das
agrarpreisniveau inzwischen um 11,7 prozent.
die erzeugerpreise der industrie sind im november
gegenueber dem vormonat ebenfalls zurueckgegangen (-0,3 v.h).
eine wichtige rolle spielte dabei, dass die preise fuer
mineraloelprodukte nach dem sehr ausgepraegten anstieg im
oktober nunmehr wieder stark nachgaben. darueber hinaus gab es
auch in weiteren zweigen des grundstoffsektors spuerbare
preissenkungen, so etwa fuer ne-metallerzeugnisse sowie fuer
eisen und stahl. gleichzeitig blieben die erzeugerpreise fuer
produkte des investitionsguetergewerbes und des
verbrauchsgueterbereichs in etwa unveraendert. ihr
entsprechendes vorjahresniveau ueberschritten die
industriellen erzeugerpreise zuletzt um 1,8 prozent.
die verbraucherpreise sanken von oktober auf november
um 0,2 prozent. auch dieser rueckgang ist im wesentlichen
auf mineraloelverbilligungen zurueckzufuehren. der
vorjahresabstand des preisindex fuer die lebenshaltung nahm
infolgedessen von plus 3,3 prozent im oktober auf plus 3,0
prozent im november ab. rechnet man die mineraloelerzeugnisse
heraus, dann ergab sich zuletzt eine jaehrliche
preissteigerungsrate von lediglich 2,4 prozent (oktober: plus 2,5
vh. dies zeigt, dass die konjunkturellen preisimpulse auf der
verbraucherstufe trotz der hohen kapazitaetsauslastung nach
wie vor sehr begrenzt sind. hierzu traegt zweifellos auch die
stabilisierende wirkung bei, die von den umfangreichen
fertigwarenimporten ausgeht.
die preise fuer nahrungsmittel blieben im november
konstant. merkliche preisabschlaege waren gleichzeitig bei den
anderen verbrauchs- und gebrauchsguetern (-0,5 v.h.) zu
verzeichnen, was vornehmlich auf preisrueckgaenge bei heizoel
und kraftstoffen zurueckgeht. die preise fuer
dienstleistungen und reparaturen wurden im durchschnitt um 0,2
prozent heraufgesetzt. um 0,3 prozent angehoben wurden die
entgelte fuer wohnungs- und garagennutzung, der
vorjahresabstand belief sich hier auf plus 3,7 prozent.
in den neuen bundeslaendern veraenderte sich der preisindex
fuer die lebenshaltung von oktober auf november kaum
(-0,1 v.h.). insgesamt lagen die verbraucherpreise damit
weiterhin merklich niedriger als im jahresdurchschnitt 1989
(- 1,9 v.h.).
die aussagekraft dieses preisindex ist insoweit
eingeschraenkt, als er auf den verbrauchsgewohnheiten des
jahres 1989 basiert, die sich seitdem wohl deutlich veraendert
haben. einmal duerften die verbraucher auf die grundlegende
verschiebung der preisstruktur reagiert haben - einige
nahrungsmittel sind nach dem wegfall hoher subventionen
wesentlich teurer, andererseits viele industriegueter
erheblicher billiger geworden -, zum anderen kaufen sie jetzt
zu einem erheblichen teil westprodukte. darueber hinaus
werden heute vielfach qualitativ hoeherwertige produkte
erworben, so dass die im index ausgewiesenen preissteigerungen
fuer einige gueterarten zumindest teilweise mit
qualitaetsverbesserungen zusammenhaengen und insoweit keine
echten verteuerungen sind.
von oktober auf november verzeichneten gueter fuer
verkehr und nachrichtenuebermittlung deutliche
verbilligungen, wozu - wie auch im westen der bundesrepublik -
vor allem sinkende kraftstoffpreise beitrugen. stabil blieben
gleichzeitig die wohnungsmieten und die energiepreise, da
beide derzeit noch staatlich reglementiert sind. spuerbare
preiserhoehungen ergaben sich hingegen in den letzten
monaten bei bekleidung und schuhen, allerdings sind diese
produkte immer noch um fast ein drittel billiger als im
vergangenen jahr. auch die preise fuer nahrungsmittel,
getraenke und tabakwaren zogen weiter an, nach dem wegfall der
hohen nahrungsmittelsubventionen zur jahresmitte lagen
sie zuletzt um rund 12 prozent hoeher als im jahresdurchschnitt
1989. insbesondere hier duerfte inzwischen der anteil
an westerzeugnissen hoch sein, nicht nur weil die buerger
diese als qualitativ hoeherwertiger einschaetzen, sondern auch
weil bei diesen ein wesentlich breiteres sortiment zur
verfuegung steht.