zusammenarbeit mit der ddr auf dem gebiet des bildungswesens - gemeinsame mitteilung ueber die gespraeche

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der bundesminister fuer bildung und wissenschaft, juergen
w. moellemann, hielt sich am 11. januar l990 zu
einem eintaegigen besuch in ost-berlin auf. ueber das
gespraech zwischen dem bundesminister fuer bildung und
wissenschaft der bundesrepublik deutschland, juergen
w. moellemann, und dem minister fuer bildung und jugend
der ddr, prof. dr. emons, wurde folgende
gemeinsame mitteilung veroeffentlicht:

beide minister eroerterten die herausforderungen und
chancen, die die veraenderungen im deutsch-deutschen
verhaeltnis in bildung und wissenschaft mit sich bringen. sie
stimmten darin ueberein, dass die neuen moeglichkeiten fuer
eine zusammenarbeit, fuer austausch und persoenliche
begegnungen auf allen ebenen des bildungswesens genutzt
werden muessen.
die neuen kontaktmoeglichkeiten und die zwischen den
beiden deutschen staaten herbeigefuehrte freizuegigkeit
haben bei lehrenden und lernenden in der bildungspraxis und
-forschung schon zu grossen erwartungen gefuehrt und
erfreulich viel kooperationsbereitschaft geweckt, die nicht
enttaeuscht werden duerfen.
minister professor emons unterstrich die wichtige rolle,
die grundlegenden reformen des bildungswesens der
ddr einschliesslich der hochschullehre und -forschung fuer
den erneuerungsprozess der ddr zukommen. minister
moellemann sagte eine grundsaetzliche bereitschaft der
bundesrepublik zur unterstuetzung der ddr fuer diesen
reform- und modernisierungsprozess zu.
beide minister verwiesen auf die zahlreichen
kooperationsprojekte, die im rahmen des kulturabkommens bereits
vereinbart sind. sie sprachen sich dafuer aus, dass diese
projekte zuegig in angriff genommen werden. sie stimmten
allerdings auch darin ueberein, dass die neue entwicklung des
beiderseitigen verhaeltnisses es ermoegliche, weitere
aufgabenfelder in die zusammenarbeit einzubeziehen, die
kontakte erheblich zu intensivieren und dabei die bildungs-
und forschungseinrichtungen zu ermuntern, von den neuen
kooperationsmoeglichkeiten gebrauch zu machen.
beide minister stimmten ferner darin ueberein, dass alles
getan werden muesse, um einen weiteren "brain-drain" in
die bundesrepublik zu vermeiden. dazu sei es notwendig,
die aus- und weiterbildungsmoeglichkeiten in der ddr den
neuen erfordernissen anzupassen und moeglichst attraktive
bedingungen fuer lehre und forschung zu sichern.
fuer die kuenftige zusammenarbeit zeichnen sich drei
aufgabenschwerpunkte ab:

- eine intensive zusammenarbeit in der beruflichen bildung

- die gemeinsame foerderung der zusammenarbeit und des
austausches im hochschulbereich

- die zusammenarbeit auf dem sektor des allgemeinen
schulwesens und der weiterbildung.

minister moellemann wies ausdruecklich darauf hin, dass an
dieser zusammenarbeit auf seiten der bundesrepublik
deutschland die laender massgeblich mitwirken werden.
beide minister halten die einsetzung einer gemeinsamen
arbeitsgruppe fuer erforderlich, die die kooperations- und
problemfelder detailliert eroertern und vorschlaege fuer
konkrete massnahmen des zusammenwirkens in bildung und
wissenschaft entwickeln soll.
diese arbeitsgruppe sollte auch die frage pruefen, ob es
auf dem wege zu einer vertragsgemeinschaft einer
gemeinsamen bildungskommission bedarf und welche
aufgaben und strukturen eine solche kommission haben sollte.
darueber hinaus halten beide minister
sachverstaendigengespraeche zu den drei prioritaeren
aufgabenfeldern

- der modernisierung der berufsbildung,

- der foerderung der zusammenarbeit und des
austausches im hochschulbereich sowie

- der zusammenarbeit in der allgemeinbildung und in der
weiterbildung fuer erforderlich.

ein expertengespraech wird darueber hinaus zu der frage
als dringlich erachtet, welche herausforderungen und
probleme sich aus den neuen moeglichkeiten der freizuegigkeit
zwischen den beiden deutschen staaten in der
ausbildungsfoerderung ergeben.
ausserdem wurde vereinbart, einen informationsaustausch
ueber das bildungswesen in beiden deutschen staaten, die
bildungsgaenge und uebergangsmoeglichkeiten im jeweils
anderen staat herbeizufuehren und dabei auch einen
austausch statistischer daten und eine gegenseitige
information ueber die rechtlichen grundlagen des
bildungswesens sicherzustellen.
die minister betonen die notwendigkeit, in die
sachverstaendigengespraeche auch vertreter der bildungspraxis,
der bildungsforschung und der wissenschaft einzubeziehen.
die minister stimmten darin ueberein, dass in die kuenftige
zusammenarbeit vor allem folgende moeglichkeiten
einbezogen werden sollen:
berufliche bildung

- enge zusammenarbeit zwischen dem zentralinstitut fuer
berufsbildung und dem bundesinstitut fuer berufsbildung,

- zusammenarbeit in der aus- und weiterqualifizierung
von ausbildern, insbesondere zur staerkung der
dienstleistungsberufe, der handwerksberufe und der aus- und
weiterbildung in neuen technologien,

- austausch von fachkraeften der beruflichen bildung und
von auszubildenden,

- gemeinsame entwicklungs- und pilotvorhaben, um
neuen herausforderungen in der beruflichen bildung
gerecht zu werden.

minister moellemann verwies auf ein angebot von
gesamtmetall, 1000 ausbildern der ddr fortbildungsaufenthalte
in der bundesrepublik zu ermoeglichen, um sich mit neuen
technologischen entwicklungen vertraut zu machen.
professor emons begruesste dieses angebot und sagte baldige
pruefung zu.

hochschullehre und -forschung

- austausch von gastprofessoren und gastdozenten,

- erarbeitung gemeinsamer studienprogramme durch
hochschulen beider staaten, um teilstudien im jeweils
anderen staat zu ermoeglichen,

- forschungsaufenthalte fuer nachwuchswissenschaftler,

- foerderung der projektbezogenen
forschungszusammenarbeit zwischen hochschulen beider staaten,

- austausch von studierenden, postgraduierten und
wissenschaftlern.

beide minister stimmten darin ueberein, dass
hochschulpartnerschaften, einschliesslich fachbereichs- und
institutspartnerschaften, einen sehr geeigneten rahmen fuer
die zusammenarbeit auf allen feldern bilden koennen.
beide minister hielten es fuer ratsam, im rahmen der
bevorstehenden sachverstaendigengespraeche auch die
beiderseitige praxis der gegenseitigen anerkennung von
studienzeiten und studienabschluessen zu eroertern. aehnliches
gelte fuer die anderen bildungsbereiche.

zusammenarbeit auf weiteren feldern

- enge zusammenarbeit zwischen den fernuniversitaeten
und -instituten beider seiten und gegenseitige oeffnung
von angeboten,

- fortfuehrung und intensivierung des dialogs zu wichtigen
bildungspolitischen aufgabenfeldern:

- entwicklung der umweltbildung in allen bereichen des
bildungswesens,

- begabtenfoerderung,

- beruecksichtigung neuer informationstechniken und
medien im bildungswesen,

- enge zusammenarbeit bei der entwicklung der
kulturellen bildung.

beide seiten pzuefen die moeglichkeitenroewettbewerbe im
allgemeinen, beruflichen und im kulturellen bildungsbereich
auch fuer die teilnahme junger menschen aus dem anderen
staat zu oeffnen.
zum abschluss des gespraechs erneuerte minister
moellemann seine einladung an professor emons zum
gegenbesuch in der bundesrepublik. professor emons
nahm diese einladung an und wird diesen besuch im maerz
dieses jahres realisieren.
beide seiten bezeichneten es als nuetzlich, dass die gremien
der bildungspolitik und der selbstverwaltung gaeste aus dem
anderen deutschen staat zu geeigneten themenfeldern
einladen.
sie begruessten in diesem zusammenhang auch ausdruecklich
das rektorentreffen, das anlaesslich der sitzung des senats
der westdeutschen rektorenkonferenz am 16./17. januar
in bonn stattfinden soll.
professor emons wird die arbeitsgruppe bildungswesen
des runden tisches ueber die ergebnisse seiner gespraeche
mit minister moellemann informieren.