bemuehungen der bundesregierung zur loesung des problems der ddr-fluechtlinge

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der sprecher der bundesregierung, bundesminister
hans klein, erklaerte am 8. september 1989 vor der
presse in bonn:

die bundesregierung hat bisher jede kontaktmoeglichkeit
mit den regierungen in berlin (ost), prag und budapest
genutzt. im einzelnen fanden folgende kontakte statt:

- ein gespraech zwischen staatssekretaer dr. walter
priesnitz mit rechtsanwalt wolfgang vogel am 8. august
1989 in berlin (ost)

- ein gespraech zwischen dem ministerialdirigenten
dr. claus-juergen duisberg mit dem gesandten lothar
glienke (staendige vertretung der ddr) am 8. august
1989 im bundeskanzleramt

- ein gespraech zwischen dem ministerialdirigenten
dr. claus-juergen duisberg mit dem stellvertretenden
ddr-aussenminister kurt nier am 11. august in berlin
(ost). dabei uebermittelte dr. duisberg eine persoenliche
botschaft des bundeskanzlers

- bundeskanzler dr. helmut kohl wandte sich am
14. august 1989 mit einem brief an sed-generalsekretaer
erich honecker

- ein gespraech des leiters der staendigen vertretung der
bundesrepublik deutschland in berlin (ost),
staatssekretaer dr. franz bertele, mit dem stellvertretenden
abteilungsleiter im ddr-aussenministerium, hans schindler,
am 16. august 1989 in berlin (ost)

- ein gespraech des bundesministers rudolf seiters mit
dem leiter der staendigen vertretung der ddr, horst
neubauer, am 7. september 1989 im bundeskanzleramt

- ein gespraech des leiters der staendigen vertretung der
bundesrepublik deutschland, staatssekretaer dr. franz
bertele, mit dem stellvertretenden abteilungsleiter im
ddr-aussenministerium, hans schindler, am 7.
september 1989 in berlin (ost)

- ministerialdirektor dr. dieter kastrup fuehrte im auftrag
der bundesregierung am 7. september 1989 ein gespraech
mit dem tschechoslowakischen aussenminister jaromir
johanes in prag.

darueber hinaus bestanden und bestehen laufende
kontakte mit der ungarischen regierung in budapest.

die bundesregierung hat immer wieder darauf hingewiesen,
dass sie keinem bewohner der ddr dazu raet, seinen
heimatort zu verlassen. sie vertritt allerdings - auch
im einklang mit anerkannten voelkerrechtsnormen -
unveraendert den standpunkt, dass jeder deutsche frei
entscheiden kann, an welchem ort seines vaterlandes er zu
leben wuenscht.
die adn-meldungen ueber die gespraeche von
bundesminister rudolf seiters mit dem leiter der staendigen
vertretung der ddr, horst neubauer, in bonn sowie zwischen
staatssekretaer dr. franz bertele und dem stellvertretenden
abteilungsleiter im ddr-aussenministerium, hans schindler,
geben einseitig und mithin irrefuehrend nur die position der
ddr wieder.
das gespraech bezog sich lediglich auf die zufluchtsuchenden
in der staendigen vertretung in berlin (ost). gegenstand
war auch, dass die position der ddr den zufluchtsuchenden
durch rechtsanwalt vogel erlaeutert wuerde. die
bundesregierung vertritt die auffassung, dass die entscheidung
darueber, ob die zufluchtsuchenden in der staendigen vertretung
verbleiben oder sie verlassen wollen, von den betroffenen
selbst gefaellt werden muss.
die bundesregierung bedauert und verurteilt das
gewaltsame vorgehen der ddr-sicherheitsbehoerden gegen
demonstranten und die behinderung westlicher
medienvertreter gestern abend auf dem alexanderplatz in
ost-berlin solche akte von zwang und unfreiheit bedruecken die
internationale oeffentlichkeit, aber noch mehr die menschen in
der ddr.
die bundesregierung fordert die ddr-regierung eindringlich
dazu auf, durch rasche politische und wirtschaftliche
reformen verhaeltnisse zu schaffen, die den menschen
wieder zukunftsaussichten eroeffnen.

der chef des bundeskanzleramtes, bundesminister
rudolf seiters, teilte am 8. september 1989 mit:

heute vormittag hat in der staendigen vertretung der
bundesrepublik deutschland in berlin (ost) ein gespraech
mit den zufluchtsuchenden deutschen aus der ddr
stattgefunden, an dem von seiten der ddr rechtsanwalt
dr. wolfgang vogel, auf unserer seite neben staatssekretaer
dr. franz bertele auch staatssekretaer dr. walter priesnitz
vom bundesministerium fuer innerdeutsche beziehungen
teilnahmen.
dabei wurden die zufluchtsuchenden, insbesondere von
rechtsanwalt dr. vogel, ausfuehrlich ueber die zusicherungen
der ddr unterrichtet. dabei sind alle facetten
des problems dargelegt worden, so dass jeder von ihnen
in die lage versetzt wurde, selbstaendige entscheidungen
zu treffen.
zusagen zur ausreise wurden von rechtsanwalt dr. vogel
nicht gegeben, er sicherte aber eine umfassende
anwaltliche betreuung zu.
im anschluss an das gespraech hat eine groessere anzahl von
betroffenen die staendige vertretung freiwillig verlassen.
die bundesregierung drueckt die erwartung aus, dass die
ddr ihre zusicherungen in vollem umfang einhaelt und dass
fuer die betroffenen eine ihren interessen entsprechende
humanitaere regelung gefunden wird.