Am 28. Juli 1999 ging eine Ära zu Ende: Zum letzten Mal kam das Bundeskabinett zu einer regulären Sitzung in Bonn zusammen. Nach 50 Jahren Regierungsarbeit am Rhein stand in den kommenden Wochen der Umzug nach Berlin auf der Agenda. Ein Rückblick in Bildern.
Am Beginn stand ein Provisorium: Nachdem der Deutsche Bundestag im September 1949 Konrad Adenauer zum ersten Bundeskanzler gewählt hatte, diente das Bonner Museum König für einige Wochen als Kanzleramt. Dort fanden, wie das Bild zeigt, auch die ersten Kabinettssitzungen statt. Adenauer sitzt hier am Kopf des Tisches. Das im Zweiten Weltkrieg weitgehend unbeschädigte Zoologische Forschungsmuseum König war schon Gastgeber für den Festakt zum Zusammentritt des Parlamentarischen Rates am 1. September 1948.
Ab November 1949 hatte das Bundeskanzleramt seinen Sitz im Palais Schaumburg. Als ersten Staatsgast empfing Konrad Adenauer dort im Januar 1950 den französischen Außenminister Robert Schumann. Im Bild zu sehen ist das Büro des Bundeskanzlers.
Millionärsvilla, Prinzenpalais, Soldatenquartier, Sitz der Bundeskanzlers: Das ab 1858 erbaute Palais Schaumburg blickt auf eine wechselvolle Geschichte zurück. Während der Kanzlerschaft von Konrad Adenauer wurde das am westlichen Rheinufer gelegene Gebäude umgebaut und erweitert.
Das Palais Schaumburg beheimatete auch den Sitzungssaal des Bundeskabinetts. An dieser Kabinettssitzung nahmen unter anderem teil: Jakob Kaiser, Bundesminister für Gesamtdeutsche Fragen (rechts), der Bundeswirtschaftsminister und spätere Bundeskanzler Ludwig Erhard (dritter von rechts) und Bundeskanzler Konrad Adenauer, hier mittig an der linken Tischseite.
Ein seltenes Ereignis: Im Juli 1967 tagte das Bundeskabinett mit Bundeskanzler Kurt Georg Kiesinger (zweiter von links) im Park des Palais Schaumburg. Kiesinger leitete die erste Große Koalition aus CDU/CSU und SPD in den Jahren 1966 bis 1969. Als Außenminister saß auch der spätere Bundeskanzler Willy Brandt (links neben Kiesinger) mit am Kabinettstisch.
Mit wachsenden Aufgaben stieg auch der Platzbedarf. Im November 1973 erfolgte der Spatenstich für den Neubau des Bundeskanzleramts in unmittelbarer Nachbarschaft zum Palais Schaumburg. Im Oktober 1974 wurde Richtfest gefeiert.
Am 1. Juli 1976 konnte Bundeskanzler Helmut Schmidt die Schlüssel für den Neubau entgegennehmen. Das Bild zeigt die erste Kabinettssitzung im neuen Bundeskanzleramt am 7. Juli 1976.
Das neue Bundeskanzleramt aus der Vogelperspektive. Im Hintergrund fließt der Rhein.
Blick in den neuen Kabinettssaal im Bundeskanzleramt. An der Wand hängt das Gemälde "Sonntag der Bergbauern" von Ernst Ludwig Kirchner. Der Kabinettstisch hat eine Länge von neun Metern und ist 3,36 Meter breit. Für die nächsten 23 Jahre kam das Bundeskabinett zu seinen Sitzungen in diesen Raum zusammen.
Der Vorplatz des Kanzleramtes. Noch unter Helmut Schmidt wurde 1979 die Bronzeskulptur "Large Two Forms" des Bildhauers Henry Moore aufgestellt. Vielen Bürgerinnen und Bürgern war dieser Anblick aus den Fernsehnachrichten wohl bekannt.
Ein Blick in das Arbeitszimmer von Helmut Kohl, der 1982 zum Bundeskanzler gewählt wurde.
Knappe Mehrheit für den Umzug: Nach der Wiedervereinigung stimmte der Deutsche Bundestag 1991 über den künftigen Regierungssitz ab. 337 Abgeordnete votierten nach einer ausführlichen Debatte für Berlin, 320 für Bonn. Bis zuletzt war offen, wie die Entscheidung ausfallen würde.
1998 zog als letzter Hausherr Bundeskanzler Gerhard Schröder in das Bonner Kanzleramt ein. Hier ein Blick in das Kanzlerbüro.
Am 28. Juli 1999 läutete Bundeskanzler Gerhard Schröder mit einer Glocke die letzte Kabinettssitzung in Bonn ein. Rechts neben ihm Bodo Hombach, Bundesminister für besondere Aufgaben.
Danach hieß es Kisten packen. Eine Umzugsfirma wirbt auf einem Transporter mit dem Schriftzug "Wir machen den Umzug". Nach 50 Jahren wechselte der Regierungssitz vom Rhein an die Spree.
Wo bislang Staatsgäste vorfuhren, dominierten im Sommer 1999 Umzugswagen. Links im Bild: der "Lange Eugen", in dem sich Büros von Bundestagsabgeordneten befanden. Auch das Parlament verlegte seinen Sitz nach Berlin, der "Lange Eugen" gehört heute zum Bonner UN-Campus.