Investitionen in Bildung steigen deutlich

Fragen und Antworten zum Nationalen Bildungsbericht Investitionen in Bildung steigen deutlich

Mehr Menschen mit Hochschulabschluss, gestiegene Bildungsausgaben und eine höhere Durchlässigkeit des Bildungssystems: Das sind zentrale Inhalte des Berichts "Bildung in Deutschland 2020", mit dem sich das Kabinett am Mittwoch beschäftigt hat. Schwerpunktthema ist die digitale Bildung. Sie ist durch die Pandemie wichtiger denn je. 

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Höhere Ausgaben für Bildung: Das Bild zeigt zwei Stapel von Tablets in einem Klassenraum.

Mehr Geld für digitales Lernen: Der Bund investiert insgesamt sechs Milliarden Euro in die digitale Ausstattung der Schulen.

Foto: picture alliance/dpa/Sebastian Gollnow

Was sind die Kernaussagen des Berichts?

Der Nationale Bildungsbericht wird von einer unabhängigen wissenschaftlichen Autorengruppe erstellt. Finanziert wird er vom Bundesbildungsministerium und der Kultusministerkonferenz. Die umfangreiche Analyse zeigt eine Reihe erfreulicher Entwicklungen auf:

  • Mehr Personal: Seit 2008 stieg die Zahl des pädagogischen Personals in den Kitas um 63 Prozent. An den Hochschulen gab es ein Plus beim Lehrpersonal von 37 Prozent.
  • Steigende Ausgaben: Die Bildungsinvestitionen sind gestiegen. Insbesondere der Bund hat seine Mittel deutlich erhöht. Sie stiegen zwischen 2008 und 2018 von 5,1 auf 10 Milliarden Euro.
  • Höherer Bildungsstand: Die Zahl der Menschen mit Hochschulreife hat sich erhöht – von 24 Prozent 2008 auf 33 Prozent im Jahr 2018. Der Anteil der Hochschulabsolventen stieg in dieser Zeit von 13 auf 18 Prozent.
  • Größere Durchlässigkeit: Schulabschlüsse sind zunehmend entkoppelt von bestimmten Schularten. Entscheidungen am Ende der Grundschulzeit können leichter korrigiert werden. Zudem ist die Durchlässigkeit zwischen beruflicher und akademischer Bildung gestiegen.            

Wie steht es um die digitale Bildung?

Das Thema "Bildung in einer digitalisierten Welt" ist Schwerpunktkapitel des Berichts. Eine wichtige Erkenntnis: Während der Einsatz digitaler Medien zum informellen Lernen in der Freizeit selbstverständlich ist, trifft dies innerhalb der Bildungseinrichtungen seltener zu. Doch nach und nach erreicht die Digitalisierung auch das gesamte Bildungssystem. Es gibt jedoch große Unterschiede, wie intensiv digitale Medien eingesetzt werden.

Weit verbreitet ist dies in den Hochschulen und der Weiterbildung. In der frühen Bildung werden digitale Medien nur stellenweise verwendet. In den Schulen hat ihr Einsatz stark zugenommen. Laut Bericht werden die Potenziale digitaler Medien im gesamten Bildungsbereich noch nicht ausreichend genutzt. Als Gründe werden unter anderem eine geringe Qualifizierung des Personals oder Probleme mit der digitalen Infrastruktur genannt.

Was tut die Bundesregierung in Corona-Zeiten für die Digitalisierung der Schulen?  

Die Bundesregierung hat dem Thema Digitalisierung bereits vor der Corona-Pandemie hohe Priorität eingeräumt. Gerade die letzten Monate haben gezeigt, dass vielen Schulen bereits erfolgreich digital unterrichten können. Zugleich wurde offensichtlich, dass es an vielen Stellen noch Nachholbedarf gibt. Die Digitalisierung der Schulen ist durch die Corona-Pandemie wichtiger denn je. Wichtig ist nicht nur die digitale Ausstattung und die Vernetzung der Lernorte, sondern auch, dass alle Schülerinnen und Schüler Zugang zu digitaler Bildung haben.

Hier greift der "Digitalpakt Schule", für den der Bund insgesamt sechs Milliarden Euro investiert. Bedürftige Schülerinnen und Schüler erhalten nun über ihre Schulen digitale Endgeräte. Außerdem beteiligt sich der Bund an der Ausbildung und Finanzierung von IT-Administratoren. Darüber hinaus wurde eine weitere Aufstockung des Digitalpakts um 500 Millionen Euro beschlossen. Mit diesem Geld werden Lehrkräfte mit digitalen Endgeräten ausgestattet.

Aufgrund der hohen Bedeutung des digitalen Lernens wird die Medienkompetenz künftiger Lehrkräfte gestärkt. Die Qualitätsoffensive Lehrerbildung sieht vor, die Digitalisierung in der Lehrerbildung künftig generell zu verankern.  

Wofür gibt der Bund bei der Bildung besonders viel Geld aus?

Seit 2010 haben sich die Bildungsausgaben kontinuierlich erhöht. Dies trifft vor allem für die Investitionen des Bundes zu. Sie stiegen zwischen 2008 und 2018 von 5,1 auf 10 Milliarden Euro. Abgesehen von der Digitalisierung investiert der Bund erhebliche Summen für den Ausbau der Kinderbetreuung. Für mehr Kita-Plätze hat der Bund mit vier Investitionsprogrammen seit 2008 etwa 4,4 Milliarden Euro zur Verfügung gestellt. Zusätzlich erhöht wurde dieser Betrag durch das Corona-Konjunkturpaket. Es sieht in diesem und kommenden Jahr insgesamt eine weitere Milliarde Euro für den Ausbau der Kindertagesbetreuung vor.

Darüber hinaus engagiert sich die Bundesregierung bei der Ganztagsbetreuung für Grundschulkinder. Bis 2025 ist ein entsprechender Rechtsanspruch vorgesehen. Hierfür investiert der Bund insgesamt 3,5 Milliarden Euro.

Viel Geld fließt auch die Zukunft der Hochschulen. Allein innerhalb des Hochschulpaktes investiert der Bund bis 2023 bis zu rund 20 Milliarden Euro. Dadurch konnten bislang 1,5 Millionen zusätzliche Erstsemester aufgenommen werden. Der Zukunftsvertrag "Studium und Lehre stärken" setzt ab 2021 den Hochschulpakt unbefristet fort.

Die Sprachförderung ist der Schlüssel für Teilhabe und Bildungserfolg. Wie engagiert sich die Bundesregierung hierbei?

Die Sprachförderung beginnt schon in den Kitas. Das Bundesbildungsministerium und die Kultusministerkonferenz haben die gemeinsame Initiative "Bildung durch Sprache und Schrift" aufgelegt. Hierbei arbeiten 2.700 Kitas und Schulen daran, verbesserte Maßnahmen der Sprachbildung, Schreib- und Leseförderung fest in ihrer Einrichtung zu verankern. Darüber hinaus gibt es das Programm "Sprach-Kitas: Weil Sprache der Schlüssel zur Welt ist" des Bundesfamilienministeriums. Es richtet sich an Kitas, die von einem überdurchschnittlich hohen Anteil von Kindern mit besonderem sprachlichen Förderbedarf besucht werden. Seit Beginn des Programms 2016 ist etwa jede achte Kita eine Sprach-Kita.

Sprachförderung richtet sich auch an neuzugewanderte und schon länger in Deutschland lebende Migrantinnen und Migranten. Für sie gibt es bereits seit 2005 die Integrationskurse des Bundes sowie die darauf aufbauenden Kurse der berufsbezogenen Deutsch-Förderung.

Welche besonderen Herausforderungen zeigt der Bildungsbericht auf?  

Neben vielen positiven Entwicklungen beleuchtet der Bericht auch Herausforderungen für das Bildungssystem. So haben 2018 beispielsweise wieder mehr junge Menschen die Schule ohne Hauptschulabschluss verlassen. Ihr Anteil erhöhte sich vom Tiefststand 2013 von 5,7 Prozent auf 6,8 Prozent.

Zudem ist der Bildungserfolg weiterhin stark von der sozialen Herkunft abhängig. Hinzu kommen regionale Unterschiede sowie schwierigere Ausgangslagen für junge Migranten. Darüber hinaus gibt es über alle Bildungsbereiche hinweg Menschen mit geringen schriftsprachlichen Kompetenzen.

Eine weitere Herausforderung sind die steigenden pädagogischen Anforderungen an das Bildungspersonal durch die wachsende Heterogenität von Kindern und Jugendlichen. Zudem steigt der Personalbedarf in Kitas und Schulen. Die Bundesregierung setzt sich mit Nachdruck dafür ein, das hohe Niveau der Bildungsbeteiligung und der Abschlüsse zu halten und zugleich die Chancengerechtigkeit weiter zu verbessern.

Wie oft erscheint der nationale Bildungsbericht?

Der achte nationale Bildungsbericht wurde am 23. Juni 2020 veröffentlicht. Der Bericht erscheint seit 2006 alle zwei Jahre. Er gibt einen differenzierten Überblick über das gesamte Bildungswesen in Deutschland. Erstellt wird er von einer unabhängigen wissenschaftlichen Autorengruppe. Finanziert wird der Bericht gemeinsam vom Bundesbildungsministerium und der Kultusministerkonferenz.