Fabrik der Zukunft eröffnet

Schlüsseltechnologie Mikroelektronik Fabrik der Zukunft eröffnet

In Dresden ist am Montag eine der modernsten Halbleiter-Fabriken der Welt eröffnet worden. Kanzlerin Merkel nannte sie in ihrem Grußwort ein Paradebeispiel für eine Fabrik der Zukunft. Heute seien wir dringender denn je auf Halbleiter angewiesen – ohne sie seien schnelle Rechenleistung und Datenverarbeitung nicht denkbar.

 

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Bundeskanzlerin Angela Merkel anlässlich der virtuellen Eröffnung einer Halbleiter-Fabrik der Robert-Bosch GmbH in Dresden.

Kanzlerin Merkel bei der virtuellen Eröffnung der neuen Halbleiter-Fabrik. Das Wirtschaftsministerium förderte deren Bau mit rund 140 Millionen Euro. Der Start der Produktion ist für Ende 2021 geplant.

Foto: Bundesregierung/Denzel

In Dresden sollen künftig Chips der neuesten Generation für unzählige Hightech-Anwendungen produziert werden. Bundeskanzlerin Angela Merkel hat am Montag an der virtuellen Eröffnung der ersten vollständig digitalisierten und hochvernetzten Halbleiter-Fabrik Europas teilgenommen und ein Grußwort gesprochen. Darin bezeichnete sie die Halbleiter-Fabrik als Paradebeispiel für eine Fabrik der Zukunft. Denn heute seien wir dringender denn je auf Halbleiter angewiesen. Ohne Halbleiter seien schnelle Rechenleistung und Datenverarbeitung nicht denkbar, sie seien Grundlage für nahezu jede zukunftsträchtige Technologie.

Chips werden kleiner, ihre Bedeutung größer

Auf einer etwa 100.000 Quadratmeter großen Fläche hat die Firma Bosch eine neue siliziumbasierte, vollständig mit der 5G-Mobilfunktechnologie vernetzte und hochautomatisierte Halbleiter-Fabrik gebaut. Die Fertigung der Chips erfolgt auf Siliziumscheiben (300mm Durchmesser). Die Anlagen in der Fabrik sollen nach und nach in Betrieb genommen werden. Für Ende 2021 plant das Unternehmen den vollständigen Produktionsstart.

„Früher galt Öl als Lebenselixier einer Volkswirtschaft. Heute sind wir dringender denn je auf Halbleiter angewiesen“, so Kanzlerin Merkel in ihrem virtuellen Grußwort. Die neue Halbleiter-Fabrik stärke unsere Kapazitäten im Bereich der Mikroelektronik, so die Bundeskanzlerin weiter. „Die Chips werden immer kleiner, aber ihre Bedeutung wird immer größer für unsere Wirtschaft wie auch für fast alle Lebensbereiche. Mikroelektronik ist Grundlage für nahezu jede zukunftsträchtige Technologie: für Anwendungen der künstlichen Intelligenz, für Quantencomputing oder eben für autonomes und vernetztes Fahren, was ja auch die Spezialität von Bosch ist.“  Die Fabrik setze neue Maßstäbe in der vollvernetzten und vollautomatisierten Produktion und sei damit ein Paradebeispiel für eine Fabrik der Zukunft, die Chips vor allem auch für die Mobilität der Zukunft liefern werde.

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Video Eröffnung der neuen Halbleiter-Fabrik in Dresden

Förderung der Mikroelektronik

Der Fabrikneubau wird als Teil des europäischen IPCEI-Projekts („Important Project of Common European Interest“) von der Bundesregierung gefördert.

Dieser Neubau ist gerade auch deshalb eine erfreuliche Tatsache, weil zur Zeit Nervosität auf den globalen Märkten herrscht, für die seit Anfang des Jahres ein Chipmangel sorgt ‑ vor allem in der Automobilindustrie, aber auch in anderen Bereichen. Vielerorts muss die Produktion angepasst oder sogar eingeschränkt werden.

Diese Engpässe haben sicherlich auch etwas mit der Pandemie zu tun, aber vor allen Dingen mit der Nachfrage nach Halbleiterprodukten im Zeitalter des Internets der Dinge. Nicht von ungefähr, so die Bundeskanzlerin weiter, haben wir deshalb die Mikroelektronik zu einem IPCEI, also einem „wichtigen Projekt gemeinsamen europäischen Interesses“ erklärt. Gemeinsam mit Frankreich, Italien, Österreich und dem Vereinigten Königreich hat Deutschland vor einigen Jahren eine öffentliche Förderung von 1,75 Milliarden Euro ermöglicht ‑ davon in Deutschland allein rund eine Milliarde. Die Bosch-Fabrik in Dresden ist eines der zentralen Projekte, die von genau dieser Förderung profitieren.

Deutschland wird die Mikroelektronik weiter und noch stärker fördern. Ziel ist dabei, dass Deutschland und Europa ihren Anteil am Weltmarkt steigern  und zur Konkurrenz in Asien und den USA aufschließen. Dazu bedarf es eben attraktiver Standortbedingungen für nationale und internationale Investoren. Deshalb hat die Bundesregierung Anfang 2021 ein neues Förderprogramm mit einem Volumen in Höhe von 400 Millionen Euro auf den Weg gebracht, um genau im Bereich der forschungsintensiven Mikroelektronik weiter voranzukommen.

Wofür werden Halbleiter verwendet? Auch wenn sie nicht direkt sichtbar sind, begegnen uns Halbleiter in vielen technischen Geräten. Als Mikrochips sind sie in Autos, Smartphones und anderen technischen Geräten unseres Alltags verbaut und erfüllen so elementare Aufgaben. Die Halbleiterfertigung ist ein komplexer Prozess und erfordert viele Produktionsschritte. Gerade in Bezug auf die zukunftsweisenden Themen Elektromobilität oder automatisiertes Fahren werden solche Mikrochips zunehmend gebraucht. Das Bundeswirtschaftsministerium fördert die Entwicklung neuer mikroelektronischer Fertigungsanlagen und Produkte mit bis zu 1 Milliarde Euro.

Man könne gar nicht genug herausstreichen, dass die neue Fabrik die größte Einzelinvestition in der Firmengeschichte sei, lobte die Bundeskanzlerin in ihrer Videobotschaft: „Schon allein die Größe und die zusätzlichen Produktionskapazitäten der Anlage sind beeindruckend. Modernste Möglichkeiten zur datengesteuerten, kontinuierlichen Produktionsverbesserung zeichnen das Dresdner Werk als intelligente Fabrik aus. Anders gesagt: Hier gehen natürliche und künstliche Intelligenz mit dem Internet der Dinge eine produktive Symbiose ein.“

Künstliche Intelligenz spielt bei der Herstellung der Chips eine besondere Rolle: Die hochautomatisierten Fertigungsanlagen analysieren ihre Prozessdaten selbst.

In der Halbleiter-Fabrik entstehen künftig Produktionsdaten im Umfang von umgerechnet 500 Textseiten pro Sekunde. Künstliche Intelligenz spielt bei der Herstellung der Chips eine wichtige Rolle: Die hochautomatisierten Fertigungsanlagen analysieren ihre Prozessdaten selbst, um ihre Abläufe zu optimieren.

Foto: Bosch

IPCEI Mikroelektronik
Im derzeit laufenden „Important Project of Common European Interest (IPCEI) on Microelectronics“ arbeiten Deutschland, Frankreich, Italien, Österreich und das Vereinigte Königreich gemeinsam daran, europäische Kompetenzen und Know-how im Bereich Mikroelektronik zu erhalten und auszubauen. Dafür investieren sie insgesamt 1,9 Milliarden Euro staatliche Mittel. Am IPCEI Mikroelektronik sind insgesamt 32 europäische Unternehmen beteiligt. Darunter sind 18 mit Produktionsstätten in Deutschland.