Die Entwicklungen sind bitter, dramatisch und furchtbar

Afghanistan Die Entwicklungen sind bitter, dramatisch und furchtbar

Am Montag informierte Bundeskanzlerin Merkel über die aktuellen Entwicklungen und Evakuierungen der Bundeswehr aus Afghanistan. Die Sicherheit der deutschen Staatsangehörigen, des Botschaftspersonals sowie der Menschen, mit denen Deutschland in den letzten Jahren vor Ort zusammengearbeitet hat, besitzt oberste Priorität.

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Bundeskanzlerin Merkel über die Lage in Afghanistan

Oberste Priorität haben Bemühungen, Menschen außer Landes zu bringen, betont Bundeskanzlerin Merkel

Foto: Bundesregierung/Bergmann

Bundeskanzlerin Angela Merkel drückte ihre tiefe Bestürzung über die Machtübernahme der Taliban in Afghanistan aus. „Bitter, dramatisch und furchtbar ist diese Entwicklung insbesondere für die Menschen in Afghanistan", sagte die Kanzlerin. Merkel betonte, dass man alles daransetzen werde, um Landsleute, aber auch Menschen, die vor allem als Ortskräfte gearbeitet haben, in Sicherheit zu bringen. 1900 afghanische Ortskräfte und deren Familien sind bereits in Deutschland oder in einem Drittland in Sicherheit gebracht worden, weitere sollen folgen. Merkel sicherte zu, „alles in unserer Macht Stehende zu tun, um sie außer Landes zu bringen“ und lobte gleichzeitig die internationale Zusammenarbeit bei den Evakuierungen.

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Video Kanzlerin Merkel am Montag zur Lage in Afghanistan

Trotz der momentanen Lage vor Ort betonte die Bundeskanzlerin, dass die „Verbündeten und natürlich auch die Bundeswehr zusammen mit vielen zivilen Organisationen Wichtiges geleistet“ haben.  Sie erinnerte an die „die den Einsatz mit ihrem Leben, mit Narben an Leib und Seele bezahlt haben.“ Allerdings müssen Deutschland und Staatengemeinschaft anerkennen, dass neben der Bekämpfung des Terrorismus Dinge nicht so geschafft wurden, wie sie geplant waren. „Das ist eine Erkenntnis, die bitter ist. Sie ist bitter für die vielen Afghanen, die auf diesem Weg sehr, sehr aktiv mitgemacht haben“, resümierte Merkel am Montag.

Bei den folgenden Entwicklungen in Afghanistan will sich die Bundesregierung intensiv mit den internationalen Partnern abstimmen. „Die Bedingungen in Kabul sind extrem schwierig. Deshalb ist es unabdingbar, dass die deutschen Bemühungen in die internationalen Anstrengungen eingebunden werden“, betonte Merkel. Bereits am Montag hat sie dazu mit Frankreichs Staatspräsident Emmanuel Macron gesprochen. Das Bundeskabinett wird am Mittwoch ein Bundestagsmandat für den Einsatz beschließen, aufgrund der Dringlichkeit wurde allerdings bereits mit der Evakuierungsoperation begonnen. Außerdem soll über die Unterstützung der Nachbarländer Afghanistans bei der Bewältigung der zu erwartenden Fluchtbewegung beraten werden.

Evakuierungen haben begonnen

Nach dem Eindringen der radikal-islamischen Taliban in Kabul hat die Bundesregierung deutlich gemacht, dass nun die Sicherheit der deutschen Staatsbürger, der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Deutschen Botschaft in Kabul sowie der Menschen, mit denen Deutschland in den letzten Jahren vor Ort zusammengearbeitet hat, oberste Priorität hat. Am Montagmorgen ist deshalb die erste Transportmaschine vom Typ A400M von Wunstorf in Richtung Kabul gestartet. 

Gemeinsam mit weiteren Maschinen soll so die Evakuierung sichergestellt werden. Die Flugzeuge sind zentraler Bestandteil einer „Luftbrücke“ zwischen Kabul und Deutschland. Zunächst werden die Menschen aus Kabul in ein zentrales Drittland geflogen, das als Drehscheibe für den Weiterflug mit zivilen Maschinen nach Deutschland dient.

Gegenseitige Unterstützung bei Evakuierung

„Es hat jetzt absolute Priorität, dass wir die zu Schützenden sicher nach Deutschland bringen“, erklärte Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer . „Unser Ziel ist es, dass wir – solange es die Möglichkeiten vor Ort erlauben – so viele Menschen wie möglich aus Afghanistan rausbringen werden“.

Die Evakuierungsaktion wird von 200 Fallschirmjägern der Luftlandebrigade begleitet. Sie ist die am schnellsten verfügbare Brigade der Bundeswehr für krisenhafte Entwicklungen im Ausland. Auch Feldjäger und Sanitäter der Bundeswehr sind an den Maßnahmen beteiligt. Deutschland und andere Staaten unterstützen sich vor Ort gegenseitig bei der Evakuierung. Die ersten Mitarbeiter der Deutschen Botschaft wurden durch US-Streitkräfte ausgeflogen. Deutschland gewährt auch anderen Staaten Hilfe, um Menschen zu evakuieren.

Kernteam der Botschaft verbleibt in Kabul

Außenminister Heiko Maas erklärte, ein operatives Kernteam der Deutschen Botschaft werde in Kabul am Flughafen bleiben, um die notwendige Arbeits- und Handlungsfähigkeit zu erhalten und um die weiteren Evakuierungsmaßnahmen in den nächsten Tagen mit begleiten zu können. 

„Die Bundesregierung setzt jetzt alles daran, den deutschen Staatsangehörigen und den ehemaligen Ortskräften eine Ausreise in den kommenden Tagen zu ermöglichen,“ so Maas.