„35 Jahre: Aufgewachsen in Einheit?“

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Bericht der Ostbeauftragten 2025 „35 Jahre: Aufgewachsen in Einheit?“

Nach 35 Jahren Deutscher Einheit schaut der Bericht der Ostbeauftragten auf die Generation, die im vereinten Deutschland aufgewachsen ist. Was unter 35-Jährige über Ost und West denken und warum Spuren der Teilung immer noch sichtbar bleiben und Biografien prägen. 

3 Min. Lesedauer

Staatsministerin Elisabeth Kaiser im Besprechungssaal

Die Ostbeauftragte der Bundesregierung setzt sich dafür ein, ostdeutsche Themen sichtbar zu machen.

Foto: Bundesregierung / Daniel Wulf-Simais

Der diesjährige Bericht „35 Jahre: Aufwachsen in Einheit?“ der Ostbeauftragten der Bundesregierung , Elisabeth Kaiser, richtet den Blick bewusst auf die Generation der unter 35-Jährigen. Sie ist die erste Generation, die ausschließlich im vereinten Deutschland aufgewachsen ist. Welche Relevanz haben die Kategorien „Ost” und „West” heute noch? 

Zwar seien junge Deutsche seit dreieinhalb Jahrzehnten in ein und demselben Land aufgewachsen, die Rahmenbedingungen dieses Aufwachsens unterscheiden sich dennoch bis heute in wichtigen Punkten. „Der Osten” ist für junge Menschen, die dort aufgewachsen sind, mehr als nur eine Himmelsrichtung. „Er ist ein Raum, der Identitäten prägt und Biografien beeinflusst”, stellte Kaiser klar.

Angleichung der Lebensverhältnisse

Die Ostbeauftragte will ihr Amt dazu nutzen, die Angleichung der Lebensverhältnisse weiter voranzubringen, betonte Kaiser. In ihrem Bericht stellt sie verschiedene Projekte vor, mit denen sie den Zusammenhalt und gleichwertige Lebensbedingungen weiter fördern will. 

Engagement stärken

Dazu gehört unter anderem bürgerschaftliches und ehrenamtliches Engagement zu stärken – denn dies gilt als Motor für gesellschaftlichen Zusammenhalt und soziale Teilhabe. Während in Westdeutschland lange gewachsene Vereins- und Ehrenamtsstrukturen bestehen, sind in Ostdeutschland historisch bedingt weniger Strukturen vorhanden. Doch der Osten holt auf. Verschiedene Initiativen und Projekte unterstützen Engagement-Förderungen vor Ort und schaffen neue Beteiligungsmöglichkeiten.

Erwerbstätigkeit von Frauen weiter ausbauen

Mit Maßnahmen wie Finanzierungshilfen für die Länder im Bereich Kindertagesbetreuung oder einer steuerbefreiten „Teilzeitaufstockungsprämie” will die Bundesregierung insbesondere Müttern den Wiedereinstieg in den Beruf erleichtern. Schließlich stellen Frauen oft ungenutztes Fachkräftepotenzial dar. Die Erwerbsquote von Frauen liegt in Ost (74,4 Prozent) und West (74,1 Prozent) bereits nahezu gleichauf.

Kultur und Transformation sichtbar machen

Das Zukunftszentrum für Deutsche Einheit und Europäische Transformation in Halle/Saale ist einen wichtigen Schritt vorangekommen. Gleichzeitig zieht Chemnitz im Jahr 2025 mit der „Kulturhauptstadt Europas” eine positive Zwischenbilanz. Die Kultur und Erinnerungsorte in Ostdeutschland werden weiter gezielt unterstützt.

Mehr Ostdeutsche in Führungspositionen

Mit dem fortgeschriebenen Bundeskonzept „Ostdeutsche in Führungspositionen” will die Bundesregierung die Repräsentanz in Verwaltung und Behörden verbessern. Die aktuellen Ergebnisse zeigen, dass zwar der Anteil ostdeutscher Führungskräfte langsam ansteigt – doch selbst 35 Jahre nach der Einheit sind sie auf den höchsten Leitungsebenen in den obersten Bundesbehörden weiterhin deutlich unterrepräsentiert.

Wie veränderungsbereit ist Deutschland?

Ein weiterer Bestandteil des Berichts ist der „Deutschlandmonitor”, eine jährliche Befragung in Ost und West zu politischen Einstellungen und gesellschaftlichen Stimmungen. Im Jahr 2025 stand die Frage im Fokus: „Wie veränderungsbereit ist Deutschland?” Die Ergebnisse zeichnen ein vielschichtiges Bild:

  • Ein knappes Viertel der Befragten ist offen und bereit für gesellschaftlichen Wandel.
  • Mehr als die Hälfte steht ihm ambivalent gegenüber.
  • Ein Viertel steht dem Wandel grundsätzlich kritisch bis ablehnend gegenüber. 

Bemerkenswert ist, dass sich zwischen Ost und West kaum Unterschiede zeigen. Entscheidend ist vielmehr, ob Menschen in der Vergangenheit positive oder negative Erfahrungen mit Veränderung gemacht haben. Wer aufgrund gesellschaftlicher Veränderungen negative Erfahrungen bei sich selbst, im sozialen Umfeld oder bezogen auf Deutschland gesammelt hat, begegnet heutigen gesellschaftlichen Veränderungen mit größeren Vorbehalten und nimmt sie eher als Risiko denn als Chance wahr. Die allgemeine Veränderungsbereitschaft wirkt sich wiederum darauf aus, wie die Veränderungen in verschiedenen konkreten Bereichen wie Migration, Klima, Wirtschaft und Digitalisierung eingeschätzt werden. 

Seit 1997 berichtet die Bundesregierung dem Deutschen Bundestag regelmäßig über den Stand der Deutschen Einheit. Seit 2022 wechseln sich zwei Formate jährlich ab: der Bericht der Bundesregierung zum Stand der Deutschen Einheit und der Bericht der oder des Ostbeauftragten der Bundesregierung. Mit Beginn der neuen Legislaturperiode und anlässlich des Jubiläums 35 Jahre Deutsche Einheit wurde in diesem Jahr – entgegen des jährlichen Turnus – bewusst das Format des Berichts der Ostbeauftragten gewählt.

Hier finden Sie den vollständigen Bericht der Beauftragten der Bundesregierung für Ostdeutschland.