Berliner Zeitung: Sehen Sie sich in Ihrer Skepsis
über den Nato-Einsatz bestätigt?
Westerwelle: Auch der Nato-Generalsekretär sagt doch
mittlerweile, dass es in Libyen keine militärische Lösung geben
wird, sondern nur eine politische. Das haben wir von Anfang an
gesagt. Und genau das steht auch im Vordergrund der
Abschlusserklärung von Doha.
Berliner Zeitung: Um die Isolierung Deutschlands in
der internationalen Gemeinschaft zu überwinden, wollen Sie jetzt
die Bundeswehr an der militärischen Sicherung einer humanitären
EU-Mission in Libyen beteiligen. Ende des deutschen
Sonderwegs?
Westerwelle: Wir sind nicht isoliert, und einen Sonderweg
gibt es auch nicht. Wir nehmen an den Treffen der internationalen
Libyen-Kontaktgruppe teil. Die Mehrzahl der EU-Staaten beteiligt
sich, wie wir, nicht an den Kämpfen in Libyen. Es ist aber doch
völlig klar, dass wir in der humanitären Verantwortung stehen, den
Menschen in Libyen bei der Bewältigung der Kriegsfolgen zu helfen.
Das haben die EU-Außenminister schon am 21. März so beschlossen.
Von einer Kursänderung, wie sie mir die Opposition in Deutschland
unterstellt, kann also gar keine Rede sein.
Berliner Zeitung: Aber ein Bundeswehr-Einsatz in
Libyen, selbst wenn er mit dem Etikett humanitär versehen wäre, ist
riskant. In der öffentlichen Wahrnehmung wäre das ein Einsatz mit
Bodentruppen, den Sie bislang immer abgelehnt
haben.
Westerwelle: Nicht so schnell. Erst muss Ocha, die
humanitäre Organisation der Vereinten Nationen, um eine
militärische Absicherung bitten. Bislang hieß es aus der Uno immer,
die Hilfslieferungen für Libyen seien ohne militärischen
Begleitschutz möglich. Wir sind also in einem politischen
Planungsstadium für den Fall, dass die Dinge sich
ändern.