Berliner Zeitung: Wollen Sie den Einsatz deutscher
Bodentruppen in humanitärer Libyen-Mission etwa
ausschließen?
Westerwelle: Wir werden helfen, wenn Ocha um Unterstützung
bei der medizinischen Versorgung der Flüchtlinge bittet. Alles
andere sind Spekulationen. Ich will aber betonen: Die militärische
Absicherung einer humanitären Hilfslieferung zum Beispiel auf dem
Mittelmeer ist etwas völlig anderes als die Beteiligung an einem
Kriegseinsatz. Humanitäre Hilfe ist neutral, sie schaut nur auf die
Opfer.
Berliner Zeitung: Sie haben von der
Abzugsperspektive für Afghanistan gesprochen. Steht Ihr Plan noch,
die ersten deutschen Soldaten um die Jahreswende 2011/2012 nach
Hause zu holen?
Westerwelle: Trotz aller Rückschläge ist es ein ermutigendes
Zeichen, dass vom Sommer an die ersten afghanischen Regionen in die
Sicherheitsverantwortung der Afghanen selbst übergeben werden
sollen. Und deshalb bleibt es auch bei unserer Absicht, Ende des
Jahres erstmals das Bundeswehr-Kontingent zu reduzieren. Immer
unter dem Vorbehalt: Wenn es die Lage zulässt.
Berliner Zeitung: Aber gerade gab es einen Überfall
auf das UN-Büro in Masar-i-Sharif mit sieben ermordeten
UN-Mitarbeitern. Nicht einmal in einer der sichersten Städte
Afghanistans schaffen es die Afghanen, selbst für Sicherheit zu
sorgen.
Westerwelle: Wir befinden uns auf den ersten Metern eines
langen Laufs. Aber auch ein langer Lauf beginnt mit den ersten
Schritten. Das zeigt nur, dass wir die Afghanen auch nach 2014,
wenn die Sicherheitsverantwortung vollständig an Afghanistan
übergeben sein sollte, nicht im Stich lassen dürfen.