Zeit: Wir haben Sie immer so verstanden, dass Sie
allgemeingültige Kriterien für die künftige Beteiligung der
Bundeswehr vorlegen wollten
…
de Maizière: Keine Kriterien, sondern Maßstäbe. Es gibt
keinen Kriterienkatalog, den ein Verteidigungsminister, eine
Regierung abarbeiten kann, um zu entscheiden, ob wir uns beteiligen
oder nicht. Die Maßstäbe heißen erstens, nationale Sicherheit,
zweitens internationale Verantwortung und drittens – das muss
hinzukommen – die Umstände: Sind wir durch andere Einsätze
gebunden? Wie lang wird es dauern? Haben wir das geeignete Gerät?
Wie ist das Ansehen Deutschlands in der betroffenen
Weltregion?
Zeit: Wir sind seit dem Kosovo-Krieg 1999 in
Kampfeinsätzen. Die breite Ablehnung zeigt, dass die Politik deren
Sinn nicht vermitteln kann.
de Maizière: Für die meisten Deutschen bedeutet
Auslandseinsatz Kämpfe in Afghanistan. Sie übersehen die Vielzahl
von Stabilisierungs- und Beobachtungsmissionen wie etwa im Sudan,
Kongo oder vor der Küste Libanons. Wir müssen die Breite dieser
Einsätze stärker ins Bewusstsein heben, dann wird auch die
Zustimmung steigen. Afghanistan ist nicht die Folie künftiger
Einsätze.