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Bundeskanzlerin Merkel bei dem
Millenniumsgipfel in New York
Die Wiedervereinigung Deutschlands in
Frieden und Freiheit sei ein großes Glück, sagt Bundeskanzlerin
Angela Merkel in einem Interview mit der Deutschen Presse-Agentur.
Daraus ergebe sich international auch eine große
Verantwortung.
dpa: Das
wiedervereinigte Deutschland hat nach Ihren Worten eine
Verantwortung für die Freiheit in der Welt. Wie kann die
Bundesrepublik diesem Anspruch gerecht werden? Wo liegt der
Schwerpunkt, oder gibt es auch hier einen "Mix" – etwa aus
Wirtschaftsförderung, Militäreinsätzen und
Entwicklungshilfe?
Merkel: Aufgrund seiner Größe, seiner Lage, seiner
Geschichte und seiner Wirtschaftskraft hat das wiedervereinigte
Deutschland eine große Verantwortung. Die Welt erwartet von uns,
dass wir Position beziehen. Dafür kann es für uns als Deutsche –
nach allem, was wir im 20. Jahrhundert erlebt haben – nur eine
Basis geben: Freiheit und Menschenrechte. Dem Frieden in der Welt
zu dienen, wie es in der Präambel des Grundgesetzes heißt, bedeutet
nach meiner Überzeugung, sich immer wieder für die Freiheit stark
zu machen. Dies tun wir gemeinsam mit unseren Partnern in der
Europäischen Union und in der NATO. In der Entwicklungshilfe geht
es in vielen Fällen leider immer noch für viele Menschen in den
ärmsten Ländern der Welt um das nackte Überleben. Im Vordergrund
steht für Deutschland grundsätzlich die Hilfe zur Selbsthilfe. Dazu
gehört – neben vielem anderem – natürlich auch der Einsatz für
faire Handelsbeziehungen, die Menschen in Entwicklungsländern
Chancen eröffnen, ihre Lebensbedingungen frei zu
gestalten.
dpa: Wird Deutschland in der Welt entsprechend
seiner Bedeutung anerkannt? Wie wichtig ist da ein nichtständiger
Sitz im UN-Sicherheitsrat?
Merkel: Deutschland ist heute ein sehr anerkanntes Mitglied
der internationalen Staatengemeinschaft, wie ich in den vergangenen
fünf Jahren immer wieder erfahren durfte. Deutschlands Stimme hat
Gewicht – in Europa, aber auch in der Gruppe der 20 stärksten
Industrie- und Schwellenländer. Wir haben unser internationales
Engagement in den vergangenen Jahren erheblich ausgebaut und
zunehmend Verantwortung übernommen. In den Vereinten Nationen sind
wir ein wichtiger Akteur und auch drittstärkster Beitragszahler.
Der Sicherheitsrat trägt die Hauptverantwortung für die Wahrung des
Weltfriedens. Wir wollen uns dort für Frieden und Sicherheit
einsetzen, für wirtschaftliche und soziale Gleichberechtigung und
für die Überwindung globaler Herausforderungen wie Klimawandel und
Nahrungsmittelknappheit. Gleichzeitig treten wir für Effizienz und
Transparenz in der Arbeit der Vereinten Nationen ein. Als Mitglied
des Sicherheitsrats könnten wir dieses Ziel noch besser verfolgen.
Deshalb kandidiert Deutschland für einen nicht-ständigen Sitz im
Sicherheitsrat für die Jahre 2011/2012.
dpa: Vor allem Ostdeutsche beklagen, dass die
DDR der Bundesrepublik Deutschland beigetreten ist und es keine
echte Vereinigung gegeben habe. Was ist für Sie das größte
Versäumnis bei der Wiedervereinigung
gewesen?
Merkel: Ich halte es für ein großes Glück, dass uns die
Wiedervereinigung in Frieden und Freiheit gelungen ist.
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