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De Maizière: "Nein, Afghanistan war kein Irrtum"

Do, 08.09.2011
Der Bundesminister der Verteidigung Thomas de Maizière, bei seinem Besuch in Mazar-e-Sharif.
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Foto: IMZ-Bildarchiv
Hilfe, damit Afghanistan Sicherheit selbst gewährleisten kann
Der Terrorismus bleibt eine dauerhafte Herausforderung für die Welt. Im Interview mit der "Zeit" nennt Verteidigungsminister Thomas de Maizière für den Einsatz in Afghanistan zwei Ziele: dass von dort kein Terror exportiert werden kann und hinreichend stabile Sicherheitsstrukturen entstehen. Er spricht auch über die Auslandseinsätze der Bundeswehr.
Die Zeit: Herr de Maizière, nach dem 11. September bestimmte die Idee vom Kampf der Kulturen die Politik des Westens. Jetzt befreien sich die Araber selbst. Verändert die arabische Rebellion unseren Blick auf den Islam?
 
Thomas de Maizière: Hoffentlich. Noch ist nicht entschieden, ob die Verhältnisse demokratisch und stabil bleiben. Aber es sieht positiv aus. Am 11. September sahen wir zunächst eine kriminelle, terroristische Bande, die den Namen des Islam missbrauchte. Das war die erste Phase. In der zweiten erlebten wir schon fast einen Kampf der Kulturen. Zehn Jahre danach haben wir ein aufgeklärteres Bild: Die islamische Welt ist viel differenzierter, als wir das in den ersten beiden Phasen wahrgenommen haben. Der Terrorismus bleibt zwar eine dauerhafte Herausforderung für die Welt. Wir erkennen aber nun die Vielfalt einer großen Weltreligion, von einem aufgeklärten bis zu einem menschenverachtenden Verständnis.
 
Zeit: Ist die Welt sicherer nach dem Sturz der Tyrannen? Oder unsicherer?
 
de Maizière: (zögert lange) Es gab in der Geschichte demokratische Aufbrüche, die zu stabilen demokratischen Verhältnissen geführt haben, und solche, die zu neuen autoritären Regimen geführt haben, weil nur Personen ausgewechselt wurden. Ich habe gezögert, weil ich mich frage, was gehört eigentlich alles zur Sicherheit? Beherrschen von Bedrohungen? Vorhersehbarkeit? Freiheit?
 
Zeit: Stabilität?
 
de Maizière: Stabilität ist kein Wert an sich. Veränderung kann kurzfristig mehr Unsicherheit bringen. Aber dauerhafte Stabilität braucht demokratische Strukturen.