Foto: IMZ-Bildarchiv
Hilfe, damit Afghanistan Sicherheit selbst
gewährleisten kann
Der Terrorismus bleibt eine
dauerhafte Herausforderung für die Welt. Im Interview mit der
"Zeit" nennt Verteidigungsminister Thomas de Maizière für den
Einsatz in Afghanistan zwei Ziele: dass von dort kein Terror
exportiert werden kann und hinreichend stabile
Sicherheitsstrukturen entstehen. Er spricht auch über die
Auslandseinsätze der Bundeswehr.
Die Zeit: Herr de
Maizière, nach dem 11. September bestimmte die Idee vom Kampf der
Kulturen die Politik des Westens. Jetzt befreien sich die Araber
selbst. Verändert die arabische Rebellion unseren Blick auf den
Islam?
Thomas de Maizière: Hoffentlich. Noch ist nicht entschieden,
ob die Verhältnisse demokratisch und stabil bleiben. Aber es sieht
positiv aus. Am 11. September sahen wir zunächst eine kriminelle,
terroristische Bande, die den Namen des Islam missbrauchte. Das war
die erste Phase. In der zweiten erlebten wir schon fast einen Kampf
der Kulturen. Zehn Jahre danach haben wir ein aufgeklärteres Bild:
Die islamische Welt ist viel differenzierter, als wir das in den
ersten beiden Phasen wahrgenommen haben. Der Terrorismus bleibt
zwar eine dauerhafte Herausforderung für die Welt. Wir erkennen
aber nun die Vielfalt einer großen Weltreligion, von einem
aufgeklärten bis zu einem menschenverachtenden
Verständnis.
Zeit: Ist die Welt sicherer nach dem Sturz der
Tyrannen? Oder unsicherer?
de Maizière: (zögert lange) Es gab in der Geschichte
demokratische Aufbrüche, die zu stabilen demokratischen
Verhältnissen geführt haben, und solche, die zu neuen autoritären
Regimen geführt haben, weil nur Personen ausgewechselt wurden. Ich
habe gezögert, weil ich mich frage, was gehört eigentlich alles zur
Sicherheit? Beherrschen von Bedrohungen? Vorhersehbarkeit?
Freiheit?
Zeit: Stabilität?
de Maizière: Stabilität ist kein Wert an sich. Veränderung
kann kurzfristig mehr Unsicherheit bringen. Aber dauerhafte
Stabilität braucht demokratische Strukturen.