Niebel: Gezielte Sanktionen gegen das libysche Regime
Do,
24.03.2011
Niebel: Wer in Libyen zum Schutz von Zivilisten militärisch
interveniert, müsste das auch im Jemen tun. Wollen wir tatsächlich
bei jedem potenziellen Bürgerkrieg auf der Welt einschreiten? Es
gibt eine enge Entwicklungskooperation mit dem Jemen im Bereich
Wasser und Abwasser, Bildung und Korruptionsbekämpfung. Wir haben
die meisten unserer rund 80 Mitarbeiter aus dem Land geholt, weil
die Sicherheitslage so schlecht ist.
Der Tagesspiegel: Welche Möglichkeiten gibt es, wenn
der Präsident weiter auf sein Volk schießen lässt? Können wir
hinnehmen, dass am Golf von Aden nach Somalia mit Jemen auch seine
zweite Küste zu einem unkontrollierbaren "Failed State"
wird.
Niebel: Es gilt das Primat der Politik. Deshalb halte ich
gezielte Sanktionen gegen das Regime für eine Möglichkeit. Zudem
müssen regionale Mächte, allen voran Saudi-Arabien, ihren Einfluss
geltend machen. Der Jemen ist strategisch extrem wichtig. Wir
versuchen die Situation zu stabilisieren, indem wir die
Lebensbedingungen der Bevölkerung verbessern. Damit helfen wir den
Jemeniten auch, ihre eigenen Interessen gegen die Regierung
durchsetzen zu lernen.
Das Gespräch führte Hans Monath für den Tagesspiegel.