Das Interview im
Wortlaut:
Süddeutsche Zeitung (SZ): Herr Hoyer, hat die Nato
überhaupt noch Gegner?
Hoyer: Die Nato sollte der Versuchung widerstehen, sich über
ihre potentiellen Gegner zu definieren. Sondern sie sollte vielmehr
das bestimmen, was sie verteidigen will, welche Regionen das
betrifft und mit welchen Mitteln sie das zu tun gedenkt. Die Zeit
der Feindbildproduktion ist vorbei.
SZ: Aber Russland passt doch für einige in der Nato
weiter gut ins Feindbild?
Hoyer: Es wäre ein großer Fehler, Russland in diese
Schablone hineinzupressen. Für Russland stellen sich bei der
Entwicklung der Weltpolitik ganz andere Fragen. Es steckt in einem
Selbstfindungsprozess, in dem seine Orientierung nach Westeuropa
immer stärker werden wird. Darum wäre es ein Fehler,
Abwehrreaktionen in Russland auszulösen.
SZ: Aber genau das tut die Nato doch. Zu den
Überlegungen für das neue strategische Konzept, das im Herbst
verabschiedet werden soll, gehören auf der einen Seite eine weitere
Annäherung an Russland, auf der anderen Seite aber auch
militärische Vorbereitungen für einen Angriff aus dem Osten, der ja
nur aus Russland kommen kann.